Sozialassistentinnen alarmiert, Jugendgericht entscheidet bis spätestens 27. Januar – VIDEO

„Die Kinder haben Angst vor der Dusche und wollen sich nicht mit Seife waschen“

Donnerstag, 18. Dezember 2025 | 08:11 Uhr

Von: ka

Palmoli/L’Aquila – Das Ehepaar Trevallion-Birmingham, das zusammen mit seinen drei Kindern die inzwischen in Italien berühmte „Waldfamilie“ bildet, möchte seine Kinder so schnell wie möglich – möglichst noch vor Weihnachten – wieder in die Arme schließen. Doch die Entscheidung des Berufungsgerichts von L’Aquila über die von den Anwälten der Eltern eingereichte Berufung zur Wiedervereinigung mit ihren Kindern steht noch aus.

Die Richter werden dem Bericht der Sozialdienste über die drei Kinder voraussichtlich großes Gewicht beimessen. Neben dem großen schulischen Rückstand könnte sich der zweifelhafte hygienische Zustand der Kinder als der größte Stolperstein für eine baldige Wiedervereinigung erweisen. „Die Kinder haben Angst vor der Dusche und wollen sich nicht mit Seife waschen“, so nur eine der Problematiken, über die die Sozialassistentinnen klagen. Die Trevallions warten geduldig auf die Entscheidung und erklären sich zu einer Zusammenarbeit bereit.

Bis zum 27. Januar – möglicherweise sogar schon vor Weihnachten – könnte das englisch-australische Ehepaar eine Antwort bezüglich der Zusammenführung mit seinen Kindern erhalten. Am Dienstag war nämlich der Stichtag für die Einreichung der Unterlagen zur Unterstützung der Berufung gegen den Sorgerechtsentzug.

Die Verteidiger der Trevallions haben eine Stellungnahme vorgelegt, die darauf abzielt, die Gründe für die Anordnung des Jugendgerichts von L’Aquila zu entkräften. Nun geht es darum, die von den Richtern hervorgehobenen kritischen Punkte mit den von der Familie vorgeschlagenen Lösungen in Einklang zu bringen. Die Bereitschaft der Eltern zur Zusammenarbeit steht außer Frage. Dies wird auch durch den Bericht der Sozialdienste bestätigt, den die Sozialassistentin Veruska D’Angelo verfasst hat und der vorab in der mittelitalienischen Tageszeitung Il Centro veröffentlicht wurde.

Es steht jedoch ebenfalls außer Frage, dass die drei Kinder durch die vorherrschende Ideologie ihrer Eltern benachteiligt wurden. „Die größten Schwierigkeiten (mit den anderen Kindern, Anm. d. Red.) lassen sich beobachten, wenn sie sich untereinander hinsichtlich ihrer persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten vergleichen. Hier zeigen sich Defizite bei Tätigkeiten, die mit Gleichaltrigen geteilt werden können, beispielsweise bei einfachen Spielen, aber auch bei spezifischeren Beschäftigungen wie Hausaufgaben und dem Austausch von Allgemeinwissen“, heißt es im Bericht der Sozialdienste.

www.catherinelouisebirmingham.com/Catherine Birmingham und Nathan Trevallion mit ihren Kindern

Es geht also um „wichtige Erfahrungen“, die den drei Kindern im Vergleich zu Gleichaltrigen fehlen. Dies wird anhand einer ganzen Reihe von Beispielen deutlich: „Ihr Schlaf im Zimmer wurde durch Alltagsgegenstände wie den Lichtschalter und Alltagsgeräusche wie die Toilettenspülung gestört.“

Zudem werden in dem Bericht weitere Problematiken deutlich. „Die persönliche Hygiene der Minderjährigen erschien sofort als mangelhaft und unzureichend. Die Betreuer konnten die Kinder erst am Abend des zweiten Tages ihrer Unterbringung im Wohnheim duschen, jedoch nur mit Wasser, da die Kinder die zur Verfügung gestellten Seifen nicht verwenden wollten. Einer der beiden Zwillingsbrüder hatte Angst vor der Duschbrause. Was den Kleiderwechsel betrifft, erklärten die Kinder, dass sie eine ganze Woche lang dieselbe Kleidung trugen und diese in der Regel samstags wechselten.“ Eine Betreuerin merkte außerdem an, dass die Kinder keine normalen Zahnbürsten hatten.

Der Bericht legt den Fokus auf das vom Jugendgericht angesprochene Thema der Isolation der Kinder, die ihnen in Zukunft schaden könnte. Die Sozialassistentin betont, dass ihre Arbeit ausschließlich „technischer” Natur ist und sie keineswegs den „Lebensstil” der Familie beurteilen möchte. Doch wie verhalten sich die Kinder gegenüber den anderen Kindern des geschützten Wohnheims? Wie zu erwarten war, scheinen sie sich schnell an den Komfort gewöhnt zu haben. Sie freuen sich über die verschiedenen Aufmerksamkeiten, die sie erhalten, riechen ständig an den sauberen und duftenden Kleidern und nehmen die verschiedenen Freizeitaktivitäten dankbar an. Oft äußern sie den Wunsch, „im Warmen” bleiben zu wollen.

In die laufenden Diskussionen schaltete sich unterdessen auch der zuständige Ombudsmann für Kinder- und Jugendrechte der Region Abruzzen ein. „Die Privatsphäre dieser Kinder wurde verletzt. Es wurden vertrauliche Informationen über ihre Schulbildung, ihren Impfstatus oder ihren Lebensstil veröffentlicht, die in einer Akte, aber nicht in den Medien hätten erscheinen dürfen. Die Vertraulichkeit hat Vorrang vor dem Recht auf Berichterstattung“, warnte der Ombudsmann.

Die Jugendrichter erhielten hingegen einen Appell des Senatspräsidenten Ignazio La Russa, der von der Rai interviewt wurde: „Entscheiden Sie frei, aber tun Sie es vor Weihnachten, damit diese Kinder wissen, ob sie die Feiertage mit ihren Eltern verbringen werden, oder nicht.“

Viele Italiener stimmen dem Senatspräsidenten zu und warnen vor einer wochenlangen Hängepartie. Das Ehepaar Trevallion-Birmingham wünscht sich, seine Kinder noch vor Weihnachten wieder in die Arme schließen zu können. Es scheint jedoch klar, dass die Schwierigkeiten der Kinder auf ein bisheriges Leben mit vielen Entbehrungen zurückzuführen sind. Um diese zu beheben, müssen die „Waldkindereltern” einige ihrer bisherigen Gewohnheiten aufgeben.

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