Loredana Calì Opfer einer gnadenlosen Mentalität – VIDEO

Ehrenmord: „Hatte genug davon, als Gehörnter behandelt zu werden“

Sonntag, 07. April 2019 | 08:00 Uhr

Catenanuova – Fast eine Woche nach dem grausamen Tod der 40-jährigen Loredana Calì, welche am letzten Sonntag von ihrem Ehemann ermordet worden war, kamen mehrere traurige Details der Bluttat ans Tageslicht. Die Videoaufnahmen sowie die Aussagen des geständigen Mörders zeichnen das Bild eines eiskalt geplanten und kaltblütig durchgeführten „Ehrenmordes“. Loredana Calì wurde letztendlich Opfer einer Mentalität, die keinen Raum für Gnade offen lässt.

ANSA/CARABINIERI

Die Videoaufnahmen einer Überwachungskamera sowie die detaillierten Aussagen des geständigen Mörders von Loredana Calì, Filippo Marraro, konnten die letzten Zweifel der Ermittler über das Tatmotiv und die letzten Minuten im Leben des 40-jährigen Mordopfers ausräumen. Entgegen einer ersten Hypothese wollte Loredana Calì nie ihren Ehemann, von dem sie sich im Sommer letzten Jahres getrennt hatte, treffen. Vielmehr lauerte der zutiefst eifersüchtige und von Rachegelüsten getriebene Filippo Marraro seiner Exfrau unter dem Haus ihrer Eltern auf. Wie die Bilder der Überwachungskamera zeigen, wurde die Frau regelrecht mit Gewalt entführt. Filippo Marraro packte Loredana Calì an den Haaren und zwang sie unter der Androhung, sie zu erschießen, gemeinsam zum Grundstück ihrer Eltern, das sich ein wenig außerhalb von Catenanuova befindet, zu fahren.

Loredana, die mit Filippo Marraro 18 gemeinsame Ehejahre verbracht hatte, ahnte ihr Schicksal. Filippo Marraro sagte vor den ungläubigen Carabinieri aus, dass ihn Loredana auf Knien angefleht hätte, sie nicht zu töten, und ihn um Vergebung dafür gebeten hätte, dass sie ihn verlassen hatte.

„Ich bin bereit, mich hinzuknien und dich um Vergebung zu bitten“, so die letzten Worte der 40-Jährigen. „Es ist zu spät, ich bringe dich um“, so die eiskalte Antwort des Mannes. Anschließend trafen Loredana Calì ein Schuss ins Herz und ein Zweiter in den Hals. Die letzte Woche durchgeführte, gerichtsmedizinische Autopsie bestätigte die Plausibilität eines solchen Szenarios.

Nach dem Mord an Loredana Calì fuhr Filippo Marraro – sein Revolver hatte noch immer drei Kugeln im Magazin – zur Wohnung ihrer Schwester Tiziana. Da Loredanas Schwester Tiziana in früheren Jahren bei den häufigen, oft auch gewalttätigen Streitereien des Ehepaars öfters dazwischengegangen war, hegte Filippo Marraro gegenüber ihr einen tiefen Hass. Nur die nackte Tatsache, dass Tiziana zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause war, rettete ihr vermutlich das Leben. Später rief Marraro sie – und nicht die Mutter – an, um ihr mitzuteilen, dass er ihre Schwester ermordet hatte.

Facebook/Loredana Calì

Alle seit dem Mord durchgeführten Verhöre zeichnen das Bild eines eifersüchtigen und von krankhaften Rachegelüsten getriebenen Mannes. Filippo Marraro, der im Ort als gewalttätig bekannt war, stellte in den Monaten nach der Trennung seiner Exfrau immer wieder nach. Einmal soll er Loredana und einen Mann, den er für den neuen Freund an der Seite seiner Exfrau hielt, verprügelt haben. Allerdings erstatteten weder der Mann noch Loredana Calì Anzeige. Ein toxisches Gemisch aus „befleckter, verlorener Ehre“, falsch verstandenem Stolz und brennender Rache ließ in den Augen von Filippo Marraro keinen Raum mehr für Gnade und einem anderen Ausgang, als den Mord an seiner Frau zu.

„Mir ging des schlecht. Ich war voller Angst und Furcht. Ich hatte genug davon, mich beobachtet zu fühlen und als Gehörnter behandelt zu werden“, so der Mörder von Loredana während eines Verhörs.

ANSA/Pierelisa Rizzo

Am Tag des Begräbnisses von Loredana Calì herrschte in Catenanuova tiefste Trauer. Nicht nur in der sizilianischen Kleinstadt, sondern auch im Rest von Italien wird immer mehr Menschen bewusst, dass nur ein tiefer Wechsel einer gefährlichen, aber leider weitverbreiteten Mentalität vieler italienischer Männer dafür sorgen kann, Feminizide in Zukunft zu vermeiden.

 

Von: ka