Walter Onichini wegen versuchten Mordes verurteilt – VIDEO

Einbrecher angeschossen und am Straßenrand liegengelassen: Fast fünf Jahre Haft

Mittwoch, 15. September 2021 | 08:11 Uhr

Legnaro – Nach dem endgültigen Urteil des Höchstgerichts öffneten sich für Walter Onichini acht Jahre nach der Tat die Gefängnistüren.

Der Kassationsgerichtshof wies die Rekurse der Anwälte des Mannes zurück und bestätigte die bereits in erster und zweiter Instanz erfolgten Richtersprüche, die Onichini wegen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von vier Jahren und elf Monaten sowie zu einer Zahlung von 25.000 Euro Schadensersatz verurteilt hatten. Der Inhaber eines fleischverarbeitenden Betriebes hatte im Jahr 2013 im Hof seines Hauses einen Einbrecher, der sich an seinem Wagen zu schaffen gemacht hatte, angeschossen und schwer verletzt. Anschließend hatte Walter Onichini den verletzten Kriminellen in seinen Wagen gepackt und ihn am Straßenrand liegengelassen. Unter den Unterstützern von Walter Onichini löste das Urteil heftige Polemiken aus.

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Es war die Nacht des 22. Juli 2013 als der damals 33-jährige Walter Onichini, der zusammen mit seiner Frau und dem gemeinsamen kleinen Sohn im oberen Stockwerk seines Einfamilienhauses in Legnaro bei Padua schlief, plötzlich aus dem Schlaf gerissen wurde. Als er aus dem Fenster blickte, sah er im Hof mehrere Einbrecher, die sich an seinem Auto, einem Audi S4, zu schaffen machten. Walter Onichini griff zu seinem Jagdgewehr des Kalibers 22 und gab vom Fenster aus auf die Einbrecher zwei Schüsse ab. Die zweite Kugel traf einen der Einbrecher, den heute 30-jährigen Albaner Elson Ndreca, an der Seite und verletzte ihn schwer. Laut der Zeugenaussage eines Nachbarn feuerte Walter Onichini ein zweites Mal, obwohl der Albaner vorher beteuert hatte, das Hofgelände zu verlassen.

Anschließend beging der Inhaber eines fleischverarbeitenden Betriebes einen weiteren schweren Fehler. Er lud den schwerverletzten Einbrecher in sein Fahrzeug, brachte ihn in die ländliche Umgebung des Ortes und ließ ihn am Straßenrand zurück. Seiner Aussage zufolge hätte Walter Onichini den Verletzten selbst in das Krankenhaus bringen wollen, sei aber von Elson Ndreca mit einem Messer bedroht und dazu gezwungen worden, ihn am Straßenrand abzulegen. Erst ein Ausländer, der auf den am Rand der Straße liegenden Verletzten aufmerksam geworden war, verständigte die Rettungskräfte. Der damals 23-jährige Albaner, bei dem es sich um einen Serienkriminellen handelte, der sich in Italien illegal aufhielt, wurde erstversorgt und auf die Intensivstation des Krankenhauses gebracht.

Bei der ersten Einvernahme gab Walter Onichini gegenüber den Ermittlern an, dass er instinktiv gehandelt hätte, um seine Familie und sein Haus zu schützen. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem die Unabhängigkeitsbefürworter Venetiens für den heute 40-Jährigen massiv Partei ergriffen. Die Gerichtsverhandlungen wurden oftmals von vor dem Gebäude stattfindenden Protestkundgebungen begleitet.

Aber alle Bemühungen nützten nichts. Weder das neue Gesetz, das die Notwehr neu regelt, noch der unverhoffte Antrag auf Freispruch des Generalstaatsanwalts, der im Jahr 2019 vorgeschlagen hatte, die begangene Straftat auf fahrlässige Überschreitung der Notwehr zurückzustufen, veranlassten durch alle Instanzen hindurch die jeweiligen Richter dazu, mildere Strafen auszusprechen. Der Kassationsgerichtshof wies in letzter Instanz alle Rekurse der Anwälte des Mannes ab und bestätigte die bereits in erster und zweiter Instanz erfolgten Richtersprüche, die Onichini wegen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von vier Jahren und elf Monaten sowie zu einer Zahlung von 25.000 Euro Schadensersatz verurteilt hatten. Am Montag holten die Carabinieri Walter Onichini ab und brachten ihn in das Gefängnis von Padua. Frühestens in einem Jahr wird der 40-Jährige die Möglichkeit bekommen, den Rest der Strafe im Hausarrest zu verbüßen.

Die Ehefrau zeigte sich vom Urteil zutiefst enttäuscht. „Nur wer es selbst erlebt hat, kann verstehen, was es bedeutet, mitten in der Nacht aufzuwachen, Kriminelle im Hof zu sehen und zu wissen, dass die Familie und die Kinder im Haus sind. In dieser stressigen Situation und angesichts der Dunkelheit kann man nicht erwarten, dass eine Person vollkommen rational handelt und jedes Detail klar beurteilen kann. Selbst der Generalstaatsanwalt hat dies verstanden, aber die Richter haben nicht auf ihn gehört“, so die Frau des Verurteilten.

Das Urteil löste in der italienischen Öffentlichkeit eine heftige Debatte aus.

Von: ka