Experte verteidigt Lockerung der Quarantäneregeln – VIDEO

„Eine Impfpflicht wäre die ideale Lösung“

Freitag, 31. Dezember 2021 | 08:23 Uhr

Rom – Der medizinische Leiter der Staatspolizei und Experte für Katastrophenmedizin, Fabio Ciciliano, verteidigt die von der römischen Regierung beschlossene Lockerung der Quarantäneregeln. Die neuen Quarantänevorschriften – so Fabio Ciciliano – seien mit Augenmaß festgelegt worden und genau auf die Omikron-Variante zugeschnitten. „Ohne diese Neugestaltung würde das Land stillstehen“, so der Experte für Katastrophenmedizin, der als Vertreter des Zivilschutzes im Technisch-Wissenschaftlichen Komitee(CTS), das das Gesundheitsministerium berät, sitzt. Fabio Ciciliano fügt hinzu, dass die Impfpflicht die ideale Lösung wäre, diese Entscheidung aber die Regierung fällen müsse.

ANSA/TINO ROMANO

Die Omikron-Variante ist auf dem Vormarsch. In Italien wurden am Donnerstag 126.888 neue Fälle gemeldet. Diese Tatsache zwingt die Regierung, die Maßnahmen zu verschärfen. Neben der Neugestaltung der Quarantänevorschriften für geimpfte Personen, die mit Freitag in Kraft tritt, wird die Bewegungsfreiheit der Ungeimpften weiter eingeschränkt. Ab dem 10. Januar wird die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, der Zugang zu Messen und Skigebieten sowie zu Hotels und Museen oder zu Schwimmbädern und Sportstätten, aber auch zu Festen oder zu zivilen oder religiösen Zeremonien ohne Super-Green-Pass nicht mehr möglich sein.

Foto: SABES

„Die Kontrolltätigkeit wird praktisch unverändert bleiben und nicht durch die neuen Bestimmungen erschwert werden. Die Computersysteme sind bereits darauf eingestellt, dass sie den Super-Green-Pass vom ‚Basispass‘ unterscheiden können“, erkärt Fabio Ciciliano, der als Mitglied des Technisch-Wissenschaftlichen Komitees die Regierung berät, gegenüber dem Onlinemedium HuffPost.

Da in der Regierung und in der Parlamentsmehrheit, die sie stützt, bezüglich der Impfpflicht geteilte Meinungen herrschen, wird der von Ministerpräsident Mario Draghi angedachte Super-Green-Pass für die gesamte Arbeitswelt derzeit noch nicht eingeführt. Die römische Regierung gedenkt aber, den Super-Green-Pass oder eine allgemeine Impfpflicht im kommenden Monat auf den Weg zu bringen.

Fabio Ciciliano gehört zu jenen, die eine Impfpflicht befürworten. „Da sie den Schutz für möglichst viele Menschen erhöhen würde, wäre die Pflichtimpfung aus technischer Sicht die ideale Lösung. Aber natürlich liegt diese Entscheidung letztendlich bei der Regierung“, meint der medizinische Leiter der Staatspolizei.

Sabes

Angesichts der Tatsache, dass es in Italien immer noch mehr als fünf Millionen Ungeimpfte gibt, die Omikron-Variante des Coronavirus eine höhere Ansteckungsfähigkeit besitzt und die übergroße Mehrheit der Coronapatienten auf den Intensivstationen ungeimpft ist, gebe es dem Experten zufolge zur Impfpflicht wenig Alternativen. Es bestehe aber auch die Hoffnung, durch die Ausweitung des Super-Green-Passes noch zögernde Menschen dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen.

APA/APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE

Die Kritik einiger Expertenkollegen an der Lockerung der Quarantäneregeln wird vom medizinischen Leiter der Staatspolizei zurückgewiesen.

„Diese Entscheidung wurde mit Augenmaß getroffen. Die Omikron-Variante ist zwar ansteckender als die bisherigen Varianten, wirkt sich aber weitaus geringer auf die Belastung der Krankenhäuser aus. Wir haben derzeit etwa 600.000 aktive Positive. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeden Tag über etwa zwei Millionen Italiener die häusliche Isolation verhängt wird. Auf eine Woche umgerechnet heißt das, dass etwa 15 Millionen Menschen von Quarantänen betroffen sind. Hätten wir die bisher geltende Regelung beibehalten, hätten wir einen Stillstand des Landes riskiert“, erläutert der Experte für Katastrophenmedizin.

STRETTA SUI NO VAX. CAMBIA LA QUARANTENA

STRETTA SUI NO VAX. CAMBIA LA QUARANTENADal 10 gennaio nuova stretta per i non vaccinati: non potranno prendere un mezzo pubblico né andare al ristorante. Mentre il Governo allenta le misure per i vaccinati che abbiano avuto contatti con i positivi al covid. Al Tg3 l'epidemiologo Donato Greco, membro del CtsPier Damiani D'Agata e Gabriele Carletti per il Tg3 delle 19 del 30 dicembre 2021

Posted by Tg3 on Thursday, December 30, 2021

„Ab einer bestimmten Anzahl von unter Quarantäne gestellten Bürgern wäre das Land auch ohne einen offiziellen Lockdown lahmgelegt. Das können wir uns nicht leisten. Da die Pandemie nicht nur ein gesundheitliches Ereignis ist, müssen auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Gegebenheiten berücksichtigt werden“, so Fabio Ciciliano.

Fabio Ciciliano unterstreicht, dass zwischen den über 100.000 Fällen in diesen Tagen und der Coronawelle vor einem Jahr ein großer Unterschied bestehe und es nur bedingt einen Sinn habe, alleine die Anzahl der Neuinfektionen zu betrachten. „Das Gesundheitssystem hält derzeit stand, die Menschen sind durch die Impfung geschützt, es gibt keinen Lockdown und die Bürger können sich frei bewegen. Um den Unterschied zu verstehen, genügt es, sich gedanklich in den Dezember 2020 zurückzuversetzen“, so der medizinische Leiter der Staatspolizei.

Selbst wenn Regionen „orange“ werden sollten – so Fabio Ciciliano – bestehe kaum Anlass zu großer Besorgnis. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es heutzutage nicht nur viel schwieriger ist, ‚orange‘ zu werden, sondern auch bedenken, dass relativ unabhängig von der herrschenden Lage die Einschränkungen für Geimpfte viel geringer sind“, wirft der Experte einen optimistischen Blick in die Zukunft.

 

Von: ka