Schwierige Arbeit mit No-Vax-Intensivpatienten – VIDEO

“Es ist ein täglicher Kampf”

Freitag, 10. Dezember 2021 | 08:10 Uhr

Florenz/Ponte a Niccheri – Auf der Intensivstation des Krankenhauses „Santa Maria Annunziata“ in Ponte a Niccheri bei Florenz liegen zwar weniger Patienten als im vergangenen Jahr, aber mit denjenigen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, ist die Arbeit ganz besonders mühsam. „Keiner von ihnen ist geimpft. Sie können nicht atmen, aber sie wollen nicht intubiert werden. Es ist ein täglicher Kampf“, meint der Primar der Intensivstation.

Der Primar, seine Ärztekollegen sowie die Pflegekräfte sind mit Intensivpatienten konfrontiert, die ihnen mit Anzeigen drohen, Therapien ablehnen und manchmal selbst nach der Entlassung immer noch glauben, dass Covid-19 ein gigantisches Komplott sei. Die Arbeit mit solchen Patienten wird vom Personal der Intensivstation als besonders aufreibend und nervenzehrend empfunden.

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Während er auf der Intensivstation liegt und mit dem Sauerstoffhelm auf dem Kopf nach Luft ringt, sieht er die Krankenpflegerin an, die sich ihm mit der Spritze für eine Injektion nähert. „Sie wollen mich doch nicht etwa impfen? Versuchen Sie es gar nicht erst“, ermahnt er sie.

Wie das Personal auf anderen Intensivstationen machen auch die Ärzte und Pfleger der Intensivstation des Krankenhauses „Santa Maria Annunziata“ in Ponte a Niccheri bei Florenz die Erfahrung, dass die Verschwörungstheorien, denen die Impfgegner anhängen, selbst die Erfahrung eines schweren Covid-19-Verlaufs und sogar den „Sauerstoffhunger“ überdauern. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als auf der Abteilung 18 Patienten betreut werden mussten und verzweifelt nach weiteren Intensivbetten gesucht wurde, bedürfen derzeit nur vier Patienten intensivmedizinischer Behandlung. „Allerdings handelt es sich bei allen um Ungeimpfte“, erklärt der Leiter der Intensivmedizin, Vittorio Pavoni, gegenüber dem Corriere Fiorentino.

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„Es ist seit Langem eine Konstante. Von den letzten 170 Patienten waren 90 Prozent ohne Impfung. Und die Wenigen, die geimpft waren, waren zumeist Patienten, die die Einzeldosis von Johnson&Johnson erhalten hatten und oft bereits an Krankheiten des Blutes oder des Lymphsystems litten. Es handelte sich also um Personen, die auf den Impfstoff keine nennenswerte Immunreaktion gezeigt hatten“, fährt Vittorio Pavoni fort.

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Posted by Tg3 on Thursday, December 9, 2021

Alle vier Patienten, deren Alter zwischen 50 und 60 Jahren liegt, wurden intubiert. Beim ersten handelt es sich um einen Mann, der abgeschieden in den Bergen in einem Haus ohne Fernseher lebt und über Corona fast nichts weiß. Er dachte, dass das Virus ihn nie erreichen würde. Es kam aber ganz anders. Zwei Patienten lehnen eine Impfung ab, weil sie Angst vor den Impfstoffen haben. Sie bilden die häufigste Gruppe der Covid-19-Intensivpatienten. Der vierte hingegen ist ein überzeugter Impfgegner, der sich bis kurz vor seiner Einwilligung, ins Koma versetzt und intubiert zu werden, gegen Ärzte und Krankenpflegerinnen zur Wehr setzte.

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Diese harten Impfgegner, die vom Personal als besonders „mühsam“ empfunden werden und auf der Abteilung für viel Stress sorgen, sind leider kein Einzelfall. Noch in seinem Bett auf der Intensivstation liegend behauptete er, dass Corona eine „gigantische Verschwörung“ sei und dass die Impfstoffe gefährlich und die Behandlungen unwirksam seien. Er weigerte sich bis zuletzt, intubiert zu werden. Erst als er fast nicht mehr atmete und zu sterben drohte, gab er auf. „Tut alles, was ihr für richtig hält“, so seine vorläufig letzten Worte. Dieser Patient, der eine Impfung ablehnt, erhält nun jeden Tag etwa 20 Medikamente.

Unter den Impfgegnern, die auf der Intensivstation lagen, gab es auch diejenigen, die nach Therapien mit monoklonalen Antikörpern oder mit Hyperimmunplasma verlangten. Während Erstere nur im Frühstadium der Krankheit wirksam sein können, handelt es sich bei Letzterer um eine Therapie, die sich als wenig wirksam erwies.

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„Als Arzt bin ich erstaunt. Sie lehnen einen Impfstoff ab, der es ihrem Körper ermöglichen würde, selbst Antikörper zu produzieren, aber sie fordern, dass man ihnen künstliche oder von fremden Personen produzierte Antikörper gibt. Das ergibt keinen Sinn“, so der Primar der Intensivstation, den seine Patienten manchmal sprachlos machen.

Wie Vittorio Pavoni erzählt, erreichten seine Abteilung manchmal auch Patienten, die gefährliche „Covid-19-Heimtherapien“ mit Antiparasitika, Vitaminen und Homöopathie ausprobiert hatten. Viele Impfgegner gaben aber nach dem Aufwachen zu, dass sie sich geirrt hatten, und versprachen, sich so bald als möglich impfen zu lassen. Andere hingegen fuhren selbst nach überstandener schwerer Covid-19-Erkrankung fort, ihren Verschwörungstheorien anzuhängen.

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„Für uns besteht die größte Belastung darin, zu entscheiden, was zu tun ist. Einerseits hat man die Pflicht, die beste medizinische Versorgung zu gewährleisten, andererseits muss man die Wünsche des Patienten respektieren, auch wenn er sich beispielsweise gegen eine Behandlung entscheidet. Allerdings leiden diese Personen unter Sauerstoffmangel, sodass man vor dem ethischen Dilemma steht, entscheiden zu müssen, was zu tun ist, und die Schwierigkeit hat, festzustellen, ob die Person überhaupt noch über einen klaren Verstand verfügt. Obwohl die Impfgegner behaupten, informiert zu sein, hat praktisch niemand von ihnen vor der Erkrankung eine Patientenverfügung ausgefüllt“, beschreibt der Primar ein großes Problem.

So kann es passieren, dass im Bett liegende Impfgegner zwar verzweifelt nach Luft schnappen, aber ständig Ärzten und Pflegern entweder wegen der Behandlung, die sie nicht wollen, oder wegen Therapien, die ihnen verweigert werden, mit einer Anzeige drohen. In einigen Covid-Normalstationen, in denen die Patienten weniger krank und noch aggressiver sind, gab es sogar Fälle, in denen Patienten versuchten, den Ärzten und Pflegekräften die Masken vom Gesicht zu reißen oder ihnen den Schutzanzug aufzutrennen.

Um zu den Patienten einen „persönlichen Draht“ herzustellen und in der Hoffnung, sie vielleicht zur Vernunft bringen zu können, werden auf der Intensivstation die Angehörigen der Impfgegner zum Besuch eingeladen. „Ihnen gelingt es oft, sie davon zu überzeugen, der Therapie zuzustimmen. Manchmal ist es auch ein Videoanruf, der den Unterschied ausmachen kann“, so Vittorio Pavoni. Die Arbeit auf der Intensivstation bleibt aber sehr belastend. Von den intubierten Patienten überlebt lediglich einer von zwei.

Von: ka