24-Jähriger von 43-Jährigem angefahren und getötet – VIDEO

Fassungslos: Crescendo der Gewalt endet in Selbstjustiz

Mittwoch, 08. Januar 2020 | 07:06 Uhr

Imola – Die Kleinstadt Imola in der Emilia-Romagna war am Sonntag Schauplatz eines unglaublichen Falles von Selbstjustiz. Ein 24-jähriger Marokkaner, der angeblich einem 17-Jährigen sein iPhone gestohlen hatte, wurde von dessen Vater angefahren und getötet. Der 43-Jährige, der sich mit dem Opfer bereits vor zwei Tagen geprügelt hatte, wurde wegen vorsätzlichen Mordes verhaftet.

Die Vorgeschichte begann vor einigen Tagen, als der Jugendliche seinem Vater berichtete, dass ein 24-jähriger Marokkaner, Mohamed Amine El Fatine, ihm mit einem Schraubenzieher bedroht und sein iPhone gestohlen hätte. Der Vater, der 43-jährige, ursprünglich aus Kampanien stammende, aber in Imola wohnhafte Vincenzo Iorio, und sein 17-jähriger Sohn begaben sich sofort zur Polizei und erstatteten Anzeige wegen Raubes. Während die Polizeibeamten Ermittlungen einleiteten, trafen am 3. Januar aus bisher unbekannter Ursache Vincenzo Iorio und Mohamed Amine El Fatine in Imola aufeinander. Der Streit zwischen den beiden Männern artete schnell in Handgreiflichkeiten aus. Nachdem er angeblich vom 43-jährigen Vater verprügelt worden war, begab sich diesmal der 24-Jährige zur Polizei und zeigte Vincenzo Iorio wegen Körperverletzung an.

Aber es blieb nicht dabei. Noch während die Polizisten beide Fälle untersuchten, brachte am Sonntagabend ein Anruf das Fass endgültig zum Überlaufen. Am Sonntagabend gegen 21.00 Uhr rief der Jugendliche seinen Vater mit ängstlicher Stimme an. Im Gespräch schilderte der 17-Jährige, dass er im Stadtzentrum von Imola zufällig Mohamed Amine El Fatine getroffen hätte. Der Marokkaner hätte – so der 17-Jährige – ihn mit dem Tod gedroht und mitgeteilt, dass auch sein Vater für die Prügelei und die Anzeige des Smartphone-Diebstahls noch bezahlen werde.

Vincenzo Iorio verständigte umgehend die Polizei. Allerdings beließ er es nicht nur dabei. Aus Angst, dass seinem Sohn etwas zustoßen könnte, stieg er in sein Fahrzeug der Marke Jeep und machte sich selbst auf die Suche nach dem 24-jährigen Marokkaner. Im Zentrum von Imola in der Via Mameli gelang es Vincenzo Iorio, Mohamed Amine El Fatine zu stellen. Beim Versuch – so der 43-Jährige später im Verhör – dem 24-Jährigen den Weg abzuschneiden und ihm an der Flucht zu hindern, fuhr Vincenzo Iorio in der engen und dunklen Gasse Mohamed Amine El Fatine mit seinem Jeep an. Dabei wurde der El Fatine gegen eine Mauer gedrückt, wobei er tödliche Verletzungen erlitt. Eigenen Angaben zufolge, verständigte der 43-Jährige die Rettungskräfte. Allerdings kam für den 24-jährigen Marokkaner jede Hilfe zu spät.

„Ich wollte ihn absolut nicht töten, sondern nur aufhalten und ihm zu verstehen geben, dass er meinen Sohn in Ruhe lassen und damit aufhören soll, ihn zu bedrohen. Ich bin erschüttert“, so Vincenzo Iorio im Verhör gegenüber den Polizeibeamten und der die Ermittlungen leitenden Staatsanwältin, Anna Cecilia Sessa. Angesichts der Prügelei und der beiden Anzeigen geht die zuständige Staatsanwältin aber nicht von Mord im Straßenverkehr, sondern von vorsätzlichem Mord unter erschwerenden Umständen aus. Anna Cecilia Sessa leitete ein dementsprechendes Ermittlungsverfahren ein.

Die Tat des Vaters entfachte erneut die in Italien die seit Langem schwelende Debatte um Notwehr und Selbstjustiz. Der Tod des jungen Marokkaners zeigt einmal mehr – so ein Leser – wie schnell unbedachtes Handeln auf eigene Faust in eine Tragödie münden kann.

Von: ka