Von: Ivd
Orbetello – In der normalerweise idyllischen Lagune von Orbetello hat sich Ende Juli ein ökologisches Drama abgespielt, das die Region in eine tiefe Krise gestürzt hat. Was einst als Badeparadies und „Juwel der Toskana“ galt, hat sich binnen weniger Tage in eine übelriechende Fisch-Friedhof verwandelt. Grund dafür sind die hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer.
200 Tonnen toter Fisch
Das Wasser dort ist normalerweise eine erfrischende Oase für Touristen und Lebensgrundlage für die lokale Fischerei. In diesem Jahr erreichte sie in der Bucht von Orbetello erschreckende 35 Grad – Temperaturen, bei denen das Leben in der Lagune keine Chance hatte. Tausende Fische kämpften verzweifelt um Sauerstoff, bevor sie schließlich an die Oberfläche trieben und qualvoll erstickten. Über 200 Tonnen Fischkadaver mussten entsorgt werden, und der damit verbundene Gestank verbreitete sich kilometerweit, vertrieb Badegäste und ruinierte den Tourismus in der Region.
Migliaia e migliaia di pesci vengono trovati ogni giorno morti nella laguna di #Orbetello a causa dell'eccessivo riscaldamento delle acque
Il comune sta lavorando alla rimozione delle carcasse ma la situazione resta ancora complessa e non è previsto alcun miglioramento nei… pic.twitter.com/NXXgzhCv6O
— Fanpage.it (@fanpage) July 28, 2024
Doch hinter dem katastrophalen Fischsterben steckt mehr als nur die Rekordhitze. Die Lagune von Orbetello ist ein beinahe geschlossenes System, in dem schlechter Wasseraustausch und Algenwachstum die Sauerstoffwerte in den Keller trieben. Dazu kommen die Rückstände aus den Aquakulturen und Abwässer der Gemeinde, die die Situation weiter verschärften. „Wir müssen die Lagune endlich als das verstehen, was sie ist – ein empfindliches Ökosystem, das unsere Aufmerksamkeit braucht“, betont Stella Traupe, Sprecherin des Bürgerkollektivs „Collettivo Kairós“, das eine Protestaktion organisiert hat, um auf die Missstände hinzuweisen.
Das Desaster trifft nicht nur die Fischer hart, die Millionenverluste beklagen, sondern auch die Tourismusbranche, die jetzt um ihre August-Gäste bangt. „Wer will schon bei diesem Gestank noch ein Glas Wein am Strand genießen?“ fragen sich die Restaurantbesitzer. Die Regierung in Rom wurde bereits um Hilfe gebeten, und es wird über den Ausnahmezustand nachgedacht.
Unheilvolles Omen
Die Krise von Orbetello ist ein Vorbote dessen, was viele Experten als „Tropikalisierung“ des Mittelmeers bezeichnen. Temperaturen, die eher an die Karibik als an Europa erinnern, lassen die Fischer weiter hinausfahren, da sich die Bestände ins kühlere Wasser zurückziehen. Zugleich breiten sich tropische Fischarten aus, für die es keinen Markt gibt und die oft mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. „Das Mittelmeer ist die Frontlinie des Klimawandels“, warnt UN-Generalsekretär António Guterres. „Wir müssen diesen Wettlauf gegen den Notstand der Ozeane gewinnen.“
Die Zukunft der Lagune und der gesamten Region hängt nun davon ab, wie schnell und effektiv gehandelt wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen ausreichen, um das „Juwel der Toskana“ vor dem endgültigen Untergang zu bewahren – oder ob die Lagune von Orbetello auf ewig ein warnendes Beispiel für die verheerenden Folgen des Klimawandels bleibt.
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