Von: luk
Rom – Die italienische Einnahmenagentur hat eine großangelegte Überprüfung von Immobilien-Förderungen gestartet und dazu rund 50.000 Schreiben an Steuerpflichtige verschickt. Im Fokus stehen vor allem Steuervergünstigungen wie Superbonus, Erdbebenbonus, Ökobonus und weitere Sanierungsprämien, die in den vergangenen Jahren in Anspruch genommen wurden.
Bekanntlich konnte für eine gewisse Zeit ein Gebäude mit Abschreibungen von 110 Prozent (Superbonus) saniert werden. Nachdem in Zusammenhang mit dieser Förderung viel Schindluder getrieben wurde sowie aufgrund der exorbitanten Kosten für den Staatshaushalt, wurde die Maßnahme zurückgefahren.
Nun will der Staat Steuersünder ausfindig machen, die bei den Fördermodellen nicht ganz nach den Regeln gespielt haben – ob bewusst oder unbewusst. Dazu verschickt die Finanzbehörde Tausende von Schreiben in ganz Italien. Auch in Südtirol dürfte so mancher Brief der “Agenzia delle Entrate” landen.
Ziel der Aktion ist es, die Plausibilität zwischen den beantragten Steuervergünstigungen und den amtlichen Katasterwerten der betroffenen Immobilien zu prüfen. Mithilfe moderner Datenabgleiche werden dabei mögliche Unstimmigkeiten erkannt, etwa wenn der Wert der Baumaßnahmen nicht zum registrierten Immobilienwert passt. Dann schrillt in den Stuben der Finanzbehörde der Alarm und der Fall wird genauer untersucht.
Die Mitteilungen gelten noch nicht als formelle Steuerprüfung, sondern laden die Empfänger ein, freiwillig mögliche Fehler zu korrigieren oder Unterlagen nachzureichen. Wer nicht innerhalb der gesetzten Frist reagiert, muss jedoch mit weitergehenden Kontrollen, Vor-Ort-Prüfungen sowie Strafen zwischen 1.000 und 8.000 Euro pro Immobilie rechnen.
Dickicht wird komplizierter
Diese neue Welle von Kontrollen trifft auf einen ohnehin schon komplexen Kontext. Die Bau-Boni, so nützlich und fördernd sie auch sind, haben ein regelrechtes Dickicht an Streitfällen zwischen Wohnungseigentümern, Baufirmen und Fachleuten entstehen lassen. Planungsfehler, falsche Übertragungen von Steuerkrediten oder nicht fertiggestellte Arbeiten sind an der Tagesordnung.
Mit dem Eingreifen der Agenzia delle Entrate weitet sich das Thema nun auch auf den steuerlichen Bereich aus, wo weitere Akteure wie Hausverwalter, Vermessungstechniker und Katasterexperten gefordert sind, die Angemessenheit der durchgeführten Maßnahmen zu überprüfen.
Was tun, wenn der Brief kommt?
Betroffene Steuerpflichtige sollten die Schreiben ernst nehmen, ihre Katasterwerte und Unterlagen prüfen und bei Zweifeln fachlichen Rat einholen, um eine nachträgliche Sanktion zu vermeiden.
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