Von den USA nach Italia

Fotos aus den 50-ern führen Familie in den Abruzzen zusammen

Sonntag, 29. Juni 2025 | 08:50 Uhr

Von: Ivd

Scanno – Es sind vergilbte Schwarzweißfotos aus den 1950-er Jahren, die Sandra Tarullo aus Columbus im US-Bundesstaat Ohio über den Atlantik geführt haben. Ohne Ankündigung kommt sie in das Bergdorf Scanno in den Abruzzen und macht dort eine Begegnung, die ihr Leben für immer verändert.

Sandra ist die Enkelin von Concezio Tarullo, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit nichts als einem Geigenkasten in die USA auswanderte. Ihr Vater Alessandro, selbst leidenschaftlicher Musiker, besuchte Scanno nur ein einziges Mal – 1953. Von dieser Reise brachte er unzählige Fotos mit: Frauen in Trachten, schmale Steingassen, Kinder auf den Armen ihrer Eltern, Hühner zwischen alten Mauern. Mehr Hinweise hatte Sandra nicht, als sie sich kürzlich, 72 Jahre nach Entstehung der Fotos, auf die Suche nach der Vergangenheit machte.

Ein Dorf hilft mit Herz

Was dann geschieht, ist kaum zu glauben: Die Bewohnerinnen und Bewohner von Scanno nehmen sie sofort auf. Die Gemeindeverwaltung öffnet die alten Register, Nachbarn vergleichen Fotos mit Häuserfassaden, Fremde werden zu Verwandten. Innerhalb weniger Stunden findet Sandra das einstige Haus ihrer Vorfahren – und trifft auf Dutzende ihrer Verwandten, die ihr mit offenen Armen begegnen. „Ich wurde auf der Straße umarmt, als hätte man mich nie vergessen“, erzählt sie gegenüber italienischen Medien.

Sandra wurde als Baby zur Adoption freigegeben und wuchs bei einer italo-amerikanischen Familie in Connecticut auf. Heute ist sie Mathematikerin, verheiratet, Mutter von drei Kindern. Die Frage nach ihrer Herkunft hatte sie nie in Ruhe gelassen. Ihr Ehemann Doug schenkte ihr die Reise schließlich zum 33. Hochzeitstag.

Ein Fest fast zu ihren Ehren

Dass Sandras Ankunft ausgerechnet mit der Feier zu Ehren des heiligen Antonius zusammenfällt, gibt der Geschichte eine noch glücklichere Wendung. Und so feierte Sandra gemeinsam mit ihrer Familie, die sie erst wenig Zeit vorher kennengelernt hatte. Immer an ihrer Seite waren Phil Micali, ein italo-amerikanischer Reiseleiter, der sich auf „Wurzeltouren“ spezialisiert hat, sowie Bürgermeister Giovanni Mastrogiovanni, Pfarrer Don Luigi und Davide Cetrone von der Pro Loco.

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