Singleparty für einsame Impfgegnerherzen

„Gepikste“ Liebe unerwünscht

Dienstag, 18. Januar 2022 | 07:04 Uhr

Rom – Die radikalen Impfgegner scheinen dabei zu sein, sich eine eigene Parallelwelt zu schaffen. In Rom ist eine bekannte Impfgegnerin dabei, für den 12. Februar eine Singleparty für einsame Impfgegnerherzen zu organisieren.

Journalisten des italienischen Onlinemediums „Open“ stießen in den sozialen Netzwerken auf einen Telegramchat, in dem gegen eine kleine Gebühr „Ungepiksten“ angeboten wird, bei einem ungezwungenen Treffen mit Aperitif Gleichgesinnte näher kennenzulernen. „Geimpfte haben keinen Zutritt, wir wollen nichts mit ihnen zu tun haben“, so die eindeutige Botschaft der Organisatorin.

Telegram

Der Journalist des italienischen Onlinemediums „Open“ staunte nicht schlecht, als er beim Durchforsten der Telegramchats, in denen sich die Impfgegner tummeln, auf einen Chat stieß, der sich an einsame Impfgegnerherzen richtet. Gegen die Überweisung von 25 Euro – so verspricht die Organisation – werden Impfgegner, die sich auf der Suche nach einer gleichgesinnten „Seelenverwandten“ befinden, Zugang zu einem „Kennenlerntreffen mit Aperitif“ erhalten.

An der Veranstaltung können nur „ungebundene Singles teilnehmen, die andere Menschen treffen wollen, deren Gedanken ebenfalls frei sind“, heißt es im Chat, in dem seit Oktober versucht wird, die Veranstaltung zu organisieren. Nun ist es aber so weit. Am kommenden 12. Februar gegen 20.00 Uhr soll die Singleparty am Ort der im Chat angegebenen Adresse – in der Via del Casale di San Nicola Nummer 150 in Rom – steigen.

Google Maps/150 Via del Casale di S. Nicola Rom, Latium

Laut Google Maps befindet sich der Ort in der ländlichen Umgebung der Ewigen Stadt. „Es handelt sich weder um ein Lokal noch um eine Pizzeria, sondern um ein Gehöft“, erklärt auf telefonische Nachfrage die Organisatorin des Events, Arianna Alaimo. Arianna Alaimo, die sich im Netz „die respektlose Schönheitspflegerin“ nennt, gehört in der italienischen No-Vax-Szene zu den bekannteren Gesichtern. Ihrer Facebook-Seite, auf der auch Impfgegner-Inhalte aller Art veröffentlicht und geteilt werden, folgen fast 25.000 Personen.

Arianna Alaimo zeigt sich aber nicht nur für die Organisation des Singletreffs hauptverantwortlich, sondern wird während des Treffens sich auch höchstpersönlich um die „Animation zum Kennenlernen zwischen den No-Vax-Singles“ kümmern. „Es ist keine öffentliche Versammlung, wir werden ‚Spiele‘ veranstalten“, so die Organisatorin, die aber keine Details ausplaudern will. Der Gedanke, dass das Kennenlerntreffen in seinem Ablauf altbekannten Dating-Veranstaltungen nachempfunden sein könnte, liegt aber nahe.

APA/APA/AFP/JOSEPH PREZIOSO

An einem Punkt lässt Arianna Alaimo aber nicht rütteln. „Wir wollen keine geimpften Menschen. Wir wollen sie nicht aus Bosheit, sondern weil ich darum gebeten wurde. Wir wollen nichts mit ihnen zu tun haben. Keiner hat Lust, die Zeit mit fruchtlosen Diskussionen zu verschwenden. Es soll ein Abend werden, an dem sich alle wohlfühlen sollen“, betont „die respektlose Schönheitspflegerin“.

In der Tat lässt die Annonce auf Telegram keine Zweifel aufkommen, dass sich das „erste Event der Single-Free-Vax und Single-Free-Pass, die die Verfassung ehren“ nur an einsame Impfgegner richtet. Zudem müssen die Teilnehmer zwischen 35 und 53 Jahre alt sein.

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Der Erfolg scheint nicht auszubleiben. Von 888 Mitgliedern bekundeten bisher immerhin bereits 194 Nutzer ihre Absicht, am Dating-Treffen teilnehmen zu wollen. Auf die Frage des Journalisten von „Open“, ob beim Treffen die Corona-Hygiene und -Schutzmaßnahmen – darunter insbesondere die Maskenpflicht – eingehalten werden wird, regiert Arianna Alaimo äußerst ungehalten. „Sie sind wahrscheinlich ein Journalist, der mich auf den Arm nehmen will, ich verabschiede mich“, so die Organisatorin, bevor sie den Telefonhörer auflegt.

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Sein vorschnelles Bekanntwerden könnte dem Singletreffen allerdings noch zum Verhängnis werden. Neben Journalisten, die sich als angebliche Impfgegner in das Treffen einschleichen und liebestolle No-Vax filmen könnten, dürfte eine „Großveranstaltung“ mit vielleicht fast 200 einsamen Impfgegnern, bei der mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit keine Maskenpflicht eingehalten werden wird, auch die Ordnungskräfte auf den Plan rufen. Die Anbahnung einer „nadellosen Liebe zwischen Ungepiksten“ könnte so bald ein vorschnelles Ende mit geteiltem Strafbescheid finden.

Auf der anderen Seite könnte das römische Beispiel, über Chats Dating-Treffen für Ungeimpfte zu organisieren, auch hierzulande Schule machen. In der Provinz mit dem prozentual höchsten Anteil von Impfgegnern dürfte es an ungepiksten Herzen, die ihren nadellosen Seelenverwandten suchen, wahrlich nicht mangeln.

Von: ka