Dank Impfung und negativem Test in den Urlaub? – VIDEO

„Gesundheitspass“ soll Tourismussommer retten

Donnerstag, 11. März 2021 | 08:09 Uhr

Von: ka

Rom – Weltweit wird darüber nachgedacht, wie man in Hinblick auf den Sommer Grenzschließungen aufheben und Urlaubsreisen wieder ermöglichen könnte. Fast alle Gedanken kreisen dabei um den sogenannten „Gesundheitspass“. Diese Bescheinigung, die ihren Inhaber entweder als geimpft oder als negativ getestet ausweist, soll im Sinne der Initiatoren die Tourismusströme wieder in Gang bringen und allen Menschen, die bereit sind, sich impfen oder testen zu lassen, eine sorgenfreie Reise in den Urlaub ermöglichen.

Während China, Israel, Griechenland und die italienische Region Sardinien bereits erste Schritte in diese Richtung vollzogen haben, steht das Projekt „Gesundheitspass“ in der Europäischen Union erst noch in den Startlöchern.

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Nachdem in vielen Ländern fast das gesamte letzte Tourismusjahr verloren gegangen ist, sind bereits seit geraumer Zeit Überlegungen im Gange, wie im heurigen Sommer ein erneutes wirtschaftliches Desaster verhindert werden kann. Dabei hängen fast alle Hoffnungen am sogenannten Gesundheitspass. Darunter ist ein Dokument zu verstehen, das seinem Besitzer entweder eine bereits erfolgte Impfung gegen das Coronavirus oder ein negatives Testergebnis eines erst vor Kurzem durchgeführten Coronatests bescheinigt.

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In China, das als erstes Land diesen „Gesundheitspass“ eingeführt hat, ist diese Bescheinigung schon Realität. Dabei handelt es sich um ein entweder in digitaler Form oder als klassisches Papier verfügbares Dokument, das seinem Inhaber als geimpft ausweist. Jeder chinesische Staatsbürger, der die Voraussetzungen erfüllt, kann sich das Dokument von einer eigens dafür eingerichteten digitalen Plattform herunterladen.

Wie das chinesische Außenministerium mitteilt, soll der „Gesundheitspass“ dabei helfen, den „weltweiten Wirtschaftsaufschwung anzukurbeln und Auslandsreisen zu erleichtern“. Die Bescheinigung enthält auch einen QR-Code, der es Behörden anderer Länder ermöglicht, alle nötigen Informationen des aus China einreisenden Urlaubers in Erfahrung zu bringen.

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Unter den europäischen Ländern steht jenes Land, das wirtschaftlich am meisten von der Tourismuswirtschaft abhängig ist, Griechenland, kurz vor der Umsetzung des „Gesundheitspasses“. Griechenland gedenkt ab dem 14. Mai die Grenzen für alle Reisenden, die über eine Bescheinigung eine erfolgte Impfung oder einen negativen Abstrich nachweisen können, zu öffnen. „Wir arbeiten darauf hin, ab diesem Datum mit eigenen Regeln und aktualisierten Sicherheitsprotokollen den Reiseverkehr wieder aufnehmen zu können. Sofern es die Umstände zulassen, werden wir bis dahin die Einschränkungen nach und nach aufheben“, so der griechische Minister für Tourismus, Haris Theoharis.

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Auch in Israel, wo die Impfkampagne sehr weit fortgeschritten ist und mehr als die Hälfte der Bevölkerung mindestens bereits die erste Impfdosis erhalten hat, ist der „Impfpass“ schon in Verwendung. Die einem „Gesundheitspass“ ähnliche in Israel „Grüner Pass“ genannte Bescheinigung berechtigt Geimpfte und Genesene, Fitnessstudios, Hotels, Theater oder Sportveranstaltungen zu besuchen. Außerdem bleibt den Inhabern des „Grünen Passes“ nach der Heimkehr aus dem Ausland die sonst obligate Quarantäne erspart. Zudem sind zwischen Israel und anderen Ländern bereits Reisekorridore eingerichtet worden. Nach Griechenland dürfen israelische Bürger, die über diese Bescheinigung verfügen, auch nach Zypern einreisen. Letzten Meldungen zufolge wird sich zu diesem Trio auch Malta gesellen. Es ist geplant, dass für die geimpften Bürger der ersten drei Länder alle Reiseeinschränkungen wegfallen werden.

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Auf EU-Ebene hingegen steckt das Projekt „Gesundheitspass“ erst noch in der Planungsphase. Am 17. März wird die EU-Kommission einen gemeinsamen Vorschlag, der den Reiseverkehr zwischen den Mitgliedsländern erleichtern soll, vorlegen. Angesichts der vielen rechtlichen Hürden – das Konzept muss eventuellen Anfechtungen standhalten und mit allen EU-Verträgen, die zwischen den Mitgliedern eigentlich den freien Reiseverkehr vorsehen, in Einklang stehen – wird die zur Verfügung stehende Zeit immer knapper. Zudem sehen viele EU-Staaten es als notwendig an, das Infektionsgeschehen weiterhin zu beobachten. Freien Reiseverkehr – so diese Meinungen – kann es nur geben, wenn die Corona-Zahlen drastisch sinken. Zudem stehen auch Fragen, die die Datensicherheit betreffen, im Raum.

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Wie viele andere EU-Mitglieder wartet Italien noch auf eine europäische Lösung. Eine Region – Sardinien – ist aber bereits mit einem eigenen Konzept vorgeprescht. Seit Montag dürfen mit wenigen Ausnahmen nur Personen die Insel betreten, die eine erfolgte Impfung oder einen höchstens zwei Tage alten negativen Test nachweisen können. Zu diesem Zweck ist die Registrierung auf einer eigens dafür eingerichteten Onlineseite der Region Sardinien oder auf der entsprechenden App notwendig. Nach der erfolgten Eintragung druckt das Programm eine Bestätigung aus, die als eine Art „Impfpass“ dient. Alternativ müssen sich die Besucher entweder direkt am Flug- oder Fährhafen einem Schnelltest unterziehen oder sich für zehn Tage in die häusliche Isolation begeben. Die Regionen Latium und Venetien haben mitgeteilt, dass auch sie einen ähnlichen Weg beschreiten wollen.

Aber wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg. Die Europäische Union ist fest entschlossen, nach dem Vorbild verschiedener Länder, die den „Gesundheitspass“ schon umgesetzt haben, eine eigene, auch digital verfügbare „Green Card“ zu schaffen. Ob die Corona-geplagten Europäer aber in den Genuss eines sommerlichen Urlaubs kommen werden, steht in den Sternen.