Von: ka
Rom – Das ansonsten beschauliche römische Altstadtviertel Trastevere wird seit geraumer Zeit von gewalttätigen Jugendbanden heimgesucht. Die neueste „Mode“ dieser lauten und vor nichts zurückschreckenden Jugendlichen ist, die Türklinken und Sprechanlagen zu bespucken, um die nichts ahnenden Bewohner der Altstadt mit dem Coronavirus anzustecken. Selbst Anzeigen und Eingaben bei der Staatsanwaltschaft scheinen die gut organisierten, jugendlichen Gewalttäter nicht abzuschrecken.
Trastevere, movida choc. «Bande di ragazzi sputano sui citofoni per attaccare il Covid» https://t.co/uzD91ZlPU0 pic.twitter.com/TUpx1PVCQ6
— Corriere della Sera (@Corriere) July 20, 2020
Das römische Altstadtviertel Trastevere ist aufgrund seiner Beschaulichkeit, seiner heimeligen Atmosphäre und seiner anziehenden Kulturschätze und Kleinode Wohnsitz vieler Künstler und Intellektueller. Seit geraumer Zeit ist es aber mit dem Frieden im Viertel vorbei.
Besonders an den Wochenenden wird das Viertel von Jugendbanden, die aus anderen Vierteln der Ewigen Stadt kommen, aufgesucht, um in den Gassen und auf den Plätzen ihr Unwesen zu treiben. Inzwischen nehmen die Gewalttaten dermaßen krasse Formen an, sodass sich die Bewohner gezwungen sehen, nachts nicht mehr ihre Wohnungen zu verlassen. Aber das ist noch nicht alles. Um die Anwohner weiter zu terrorisieren, greifen sie auf einen besonders widerlichen „Sport“ zurück. Um die nichts ahnenden Bewohner der Altstadt mit dem Coronavirus anzustecken, bespucken sie die Türklinken und Sprechanlagen.
Fiorenza Cipollone, die für die Filmbranche als Kostümbildnerin arbeitet, ist verzweifelt. „Jugendbanden, deren Mitglieder wie im Film Uhrwerk Orange angezogen sind, ziehen durch das Viertel, um Türklinken und Gegensprechanlagen zu bespucken“, so die junge Frau gegenüber der Onlineausgabe des „Corriere della Sera“.
„Aus der Peripherie der Stadt, aber auch von außerhalb von Rom strömen inzwischen fast jede Nacht Jugendbanden in unser Viertel. Das Geringste, was sie dir antun können, ist, gegen die Haustüre zu pinkeln. Wenn du protestierst, gerätst du in deren Visier. Dann werden regelrechte „Spuckwettbewerbe“ organisiert. Mit dem Ziel, dich mit dem Coronavirus anzustecken, bespucken sie deine Türklinke und deine Sprechanlage“, so die Schilderung der Frau, die seit Jahren im römischen Altstadtviertel Trastevere lebt.
Gleich wie viele ihrer Nachbarn zieht es Fiorenza Cipollone in der Nacht vor, sich in ihrer Wohnung zu verbarrikadieren. „Um die minderjährigen Kriminellen fernzuhalten, habe ich vor meinem Hauseingang ein weißrotes Plastikband angebracht“, so die in Roms Filmwelt bekannte und geschätzte Kostümbildnerin.
Die Hoffnung der jungen Frau ist, dass das Band, das von der Gemeinde Rom sonst verwendet wird, um Baustellen oder Löcher im Boden anzuzeigen, die Bandenmitglieder überlistet und sie von ihrer Tür fernhält. Allerdings bleibt die Angst, sich über die widerlichen „Ausscheidungen“ der gewalttätigen Jugendlichen mit dem Virus anzustecken.
Die vielen erstatteten Anzeigen scheinen hingegen wenig zu nützen. „Wir haben eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft und eine bei den Carabinieri eingebracht. Wir warten noch auf eine Antwort. Die Bar in unserer Nachbarschaft sammelt derweil Unterschriften, um die vom Chaos benachteiligten, redlichen Gaststätteninhaber und das Ansehen des Viertels zu schützen. Immerhin scheinen seit geraumer Zeit, die Streifenfahrten der Ordnungskräfte zugenommen zu haben“, so Fiorenza Cipollone.
Die Schilderung der nächtlichen Zustände in Trastevere blieb in der italienischen Öffentlichkeit nicht unbeachtet. Viele Leser und Kommentatoren forderten die Politik, die Ordnungskräfte und die Justiz zum Handeln auf. Viele Bürger meinen, dass es mittlerweile notwendig sei, ganze Plätze und Straßenzüge zu sperren. Inzwischen wurden einige Plätze und Gassen des Viertels von der römischen Stadtpolizei gesperrt. Im Zuge mehrerer Kontrollen wurden viele Jugendliche angezeigt und zehn Gaststätten, die die Corona-Einschränkungen missachtet hatten, vorübergehend geschlossen.
Ob das aber genügen wird, den gewalttätigen Jugendbanden Einhalt zu gebieten, steht in den Sternen.
#Movida , proseguono le chiusure delle aree più a rischio assembramenti. Circa 300 gli illeciti contestati nel fine…
Pubblicato da Corpo di Polizia Locale di Roma Capitale su Domenica 19 luglio 2020