Steuerschulden von 817 Milliarden in Italien

Hier ist sogar Equitalia machtlos

Donnerstag, 06. April 2017 | 17:53 Uhr

Bozen – Rund 21 Millionen Italiener haben Steuerschulden, denen 8.000 Körperschaften als Gläubiger gegenüberstehen. In deren Auftrag versucht die gefürchtete Steuereinhebungsbehörde Equitalia die Abgaben einzutreiben. Dies erklärte Equitalia-Geschäftsführer Ernesto Maria Ruffini bei einer Anhörung in der Finanzkommission der Abgeordnetenkammer. In vielen Fällen ist aber auch Equitalia machtlos.

Ruffini betonte, dass bei 53 Prozent der Betroffenen die noch nicht beglichene Schuld nicht mehr als 1.000 Euro ausmacht. 74 Prozent der Schuldner müssen weniger als 5.000 Euro nachzahlen.

Gleichzeitig regte Ruffini an, darüber nachzudenken, warum man im Jahr 2017 noch immer über Möglichkeiten diskutiere, wie man Steuerschulden, die über 15 Jahre alt sind, eintreibt. 591 von insgesamt 817 Milliarden machen in Italien Steuerschulden aus, die Equitalia zwischen 2000 und 2013 eintreiben sollte.

Für das Jahr 2016 stiegen die offenen Steuerschulden mit 49 Milliarden auf insgesamt 84,6 Milliarden an, die Equitalia effektiv versucht, einzutreiben. Dabei handelte es sich in 20,4 Prozent der Fälle um Schulden zwischen 1.000 und 5.000 Euro. In 7,1 Prozent der Fälle geht es um Rückstände zwischen 5.000 und 10.000 Euro, während es in 11,9 Prozent der Fälle Schulden zwischen 10.000 und 50.000 Euro sind. Während nur drei Prozent der Schuldner Rückstände zwischen 50.000 und 100.000 Euro haben, schulden vier Prozent dem Fiskus mehr als 100.000 Euro.

Insgesamt wurde Equitalia vom Jahr 2.000 bis 2016 dazu beauftragt, 817 Milliarden an Steuerschulden einzutreiben. Doch Ruffini rechnet damit, dass davon nur 51,9 Milliarden effektiv eingehoben werden können.

Allein in 43 Prozent der Fälle seien die Beträge nur sehr schwer wiederzuerlangen. 147,4 Milliarden gingen aufgrund von Konkursen verloren, 85 Milliarden sind es im Fall von verstorbenen Personen und stillgelegten Betrieben, während 95 Milliarden Steuern nicht bezahlt werden, weil die Betroffenen mittellos sind. 30,4 Milliarden an geschuldeten Steuern werden aufgrund von Gerichtsurteilen oder aus Gründen des Selbstschutzes der Gläubiger nicht eingehoben.

Übrig bleiben demnach noch 459,2 Milliarden, wobei sich über 75 Prozent auf Fälle beziehen, in denen Equitalia in der Vergangenheit bereits vergeblich versucht hat, die Steuerschulden einzutreiben.

Rund 26,2 Milliarden würden auf Raten gezahlt. Der effektive Restbestand, bei dem es Handlungsspielraum gebe, liege demnach bei 84,6 Milliarden, wobei Equitalia auf 32,7 Milliarden aufgrund von Normen zugunsten der Steuerzahler keinen Zugriff habe.

Von: mk