30-Jährige widmet Covid-19-Leugnern langen Facebook-Post

„Ich erkrankte Krankenpflegerin verlange von euch, mir zuzuhören“

Sonntag, 07. Juni 2020 | 08:30 Uhr

Mailand – „Ich heiße Giulia, bin 30 Jahre alt und eine Krankenpflegerin. Im März bin ich an Covid-19 erkrankt“, so beginnt ein langer Eintrag auf der Facebook-Seite von Giulia Medea Oriani, in dem die Krankenpflegerin aus Mailand ihre 79 Tage dauernde Leidensgeschichte schildert. Der Facebook-Post, dem ein Bild aller der 30-Jährigen bisher verabreichten Spritzen und Medikamente beigefügt ist, ist den vielen Verschwörungstheoretikern gewidmet, die weiterhin behaupten, dass das Virus entweder nicht existiert oder nicht gefährlich ist.

Zunächst glaubte die Mailänder Krankenpflegerin, die Krankheit mit wenigen Symptomen und ohne eine Einlieferung ins Krankenhaus überstehen zu können. „Ich hatte nur ein bisschen Fieber, einige Muskelschmerzen und leichte Atembeschwerden, die nach wenigen Tagen verschwanden. Nur einmal musste ich wegen eines Bronchospasmus kurz das Krankenhaus aufsuchen“, erzählte Giulia Medea Oriani.

Facebook/Giulia Medea Oriani

„Die Probleme begannen zehn Tage, nachdem meine Abstriche negativ geworden waren. Ich verspürte in einem Bein einen ungewöhnlichen Schmerz. Die folgenden Untersuchungen und Visiten ergaben, dass ich an einer Venenthrombose litt. Zunächst in einer Beinvene und später in einer zweiten Vene hatten sich große Blutkoagel gebildet, die das Blut nicht mehr zirkulieren ließen“, fährt die 30-jährige Krankenpflegerin fort.

Facebook/Giulia Medea Oriani

Daraufhin beschritt Giulia Medea Oriani ihren langen Leidensweg. Die 30-Jährige musste sowohl in der Gefäßchirurgie als auch in der Kardiologie einer Vielzahl von Untersuchungen unterzogen werden. In der Folge stellten die Mediziner bei der Krankenpflegerin neben einer Venenthrombose auch eine Sinustachykardie sowie eine von Schlaflosigkeit begleitete, posttraumatische Belastungsstörung fest. Die 30-Jährige hatte Angst, zu sterben oder nicht mehr ihren Beruf ausüben zu können.

Aber Giulia Medea Oriani stellte ihre 79-tägige Leidensgeschichte eigentlich ins Netz, um vor den vielen Covid-19-Verschwörungstheorien zu warnen.

„Ich widme diesen Post euch verdammten Verschwörungstheoretikern. Ihr behauptet, dass das Virus nicht existiere, dass es geschaffen worden sei, um für Bill Gates Geld zu verdienen, dass man euch belüge und dass die Lage nicht so ernst sei, wie sie aussieht. Ich widme diesen Eintrag euch, die ihr keine Gesichtsmaske anziehen wollt, weil ihr Angst habt, an Hyperkapnie zu sterben, wobei ihr nicht einmal wisst, was das ist. Ich widme diesen Eintrag euch, die ihr zusammengedrängt auf den Plätzen steht, weil ihr keine Angst vor dem Coronavirus habt und es angeblich nur die alten Menschen umbringt“, so Giulia Medea Oriani.

„Euch, die ihr glaubt, dass euch sowieso nie etwas passieren wird, widme ich das Foto der medikamentösen Therapie, der ich die letzten zwei Monate unterzogen wurde und mit der ich auf unbestimmte Zeit fortfahren muss. Und ich habe nur 30 Jahre. Ich widme euch jede einzelne Spritze, die ich über mich ergehen lassen musste, jedes Hämatom auf meinem Körper, jede einzelne Tablette, die ich jeden Tag schlucken muss, jede schlaflose Minute im Finstern und jedes Herzflimmern, das ich in meiner Brust spüre“, so die zutiefst verärgerte 30-jährige Krankenpflegerin.

EDIT. Questo post è stato pensato e scritto per il mio profilo, mai avrei pensato che avrebbe avuto una simile…

Pubblicato da Giulia Medea Oriani su Mercoledì 27 maggio 2020

Der Facebook-Post sorgte im Netz für großes Aufsehen. Unzählige Nutzer veröffentlichten unter dem Eintrag ihre Kommentare. Viele Antworten auf den Eintrag fielen aber auch sehr kritisch und beleidigend aus. In einem zweiten Post erklärte die 30-Jährige, dass ihre Gegner frei seien, ihr zu glauben oder nicht, aber dass sich einige für ihre Kommentare wirklich schämen sollten.

Die Covid-19-Erkrankung von Giulia Medea Oriani ist übrigens kein Einzelfall. Weltweit steckten sich rund 450.000 Krankenpfleger mit dem Coronavirus an, wobei mehr als 600 von ihnen ihr Leben verloren. In Italien wurden unter den Krankenpflegern rund 12.000 Covid-19-Fälle gezählt. Laut der italienischen Vereinigung der Pflegeberufe erlagen 40 Pfleger der Viruskrankheit.

 

 

Von: ka