Von: ka
Macerata/Marken – Am Tag nach der rassistisch motivierten Bluttat in Macerata – Südtirol News berichtete – wurden immer mehr Details über die Hintergründe der Schießerei und die vermutlichen Motive des Täters, Luca Traini, bekannt. Je mehr die Öffentlichkeit aus dem Leben des 28-jährigen Neofaschisten erfährt, desto deutlicher zeichnet sich das Bild eines wütenden, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser haltenden, beziehungsunfähigen, rassistischen und rechtsextremen Verlierers und Außenseiters ab.
Jedem, der ihn fragte, wie er heiße, dem zeigte er, seine Wolfsangeltätowierung, die er an der rechten Schläfe trägt. Die Wolfsangel ist ein unter Rechtsextremen und Neonazis beliebtes Zeichen, welches unter anderem Wehrhaftigkeit demonstrieren soll. Der kahl geschorene Luca Traini gefiel sich schon immer darin, sich „Lupo“ (Wolf, Anmerkung der Redaktion) zu nennen. Mit dieser Tätowierung auf dem Kopf und dem entsprechenden Outfit nahm der 28-Jährige auch an einer Großdemo der neofaschistischen Bewegung CasaPound in Rom teil.
Aber Anfang Februar hatte Luca Traini, der in Tolentino in den Marken zusammen mit seiner Großmutter Ada und seiner Mutter Luisa in einem Haus wohnt, andere Ziele. Er wollte mit seiner Pistole der Marke Glock, für die er einen regulären Waffenpass besaß, auf alle Afrikaner von Macerata schießen. Zwischen der Bluttat des 28-Jährigen und dem traurigen Schicksal der 18-jährigen mit Drogenproblemen kämpfenden Pamela Mastropietro, welche vor wenigen Tagen ermordet und zerstückelt worden war – Südtirol News berichtete – gab es vermutlich einen Zusammenhang. Mit der Anschuldigung die Mordtat begangen zu haben, war ein Nigerianer festgenommen worden. Dies löste in Luca Traini scheinbar eine unglaubliche, rassistische Wut auf alle Afrikaner aus.
Im Auto habe er, so sagte er vor den Carabinieri aus, ein erneutes Mal die Geschichte des 18-jährigen Mädchens gehört. Instinktiv habe er sein Auto gewendet und sei zurück nach Hause gefahren. Dort habe er seine Glock aus dem Schrank geholt und sei, mit dem Ziel, Pamela zu rächen und alle Afrikaner zu töten, nach Macerata gefahren. Dabei, so die Ermittler, könnte eine vergangene Beziehung des 28-Jährigen mit einer Drogenabhängigen eine Rolle gespielt haben. Laut Angaben der Familie der 18-Jährigen und seiner letzten Freundin, hätten sich Luca Traini und Pamela Mastropietro aber nicht gekannt.
Aber Traini war schon lange vorher als Rechtsextremer aufgefallen. Wegen seiner rassistischen und rechtsextremen Ansichten und Handlungen verlor er auch seine Arbeit als Türsteher, an der ihm sehr viel lag. Nach dieser fixen Beschäftigung erhielt er nur mehr schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs als Sicherheitsmann eines Supermarkts oder als Ausfahrer.
Noch schlechter lief es in der Politik, in die er einzusteigen versuchte. Er kandidierte 2017 bei den Gemeinderatswahlen von Corridonia für die Lega Nord. Er besaß ein Erinnerungsfoto mit Matteo Salvini und versprach im „Wahlkampf“, sich für die „Kontrolle der Einwanderung“ einzusetzen. Luca Traini erhielt aber nicht eine einzige Stimme, was nach dem Verlust seiner Arbeit, seine Wut und seinen Frust noch weiter steigerte. Im Oktober flog er wegen seines Fanatismus und wegen mehrmaligen Zeigens des Römischen Grußes auch aus dem Fitnesscenter, wo er sehr gerne seine Freizeit verbrachte. Danach ging es mit ihm immer weiter abwärts. Selbst Freunde begannen, ihn zu meiden. Ihm sei es so schlecht gegangen, dass er die Hilfe eines Psychiaters in Anspruch genommen habe. Der Arzt, so der Inhaber des Fitnesscenters weiter, habe ihm eine Borderline-Persönlichkeitsstörung attestiert. Kurz darauf ging auch seine letzte Beziehung in die Brüche.
Ab diesem Zeitpunkt war Luca Traini nur mehr eine Art „wütende Bombe“, die nur auf das Anzünden der Lunte wartete. Der finale Auslöser, so die Vermutung, war der Tod der 18-jährigen Römerin, welche aus der Therapiegemeinschaft „Pars“ von Corridonia ausgerissen war und später nur fünf Kilometer von Luca Trainis Haus zerstückelt in zwei Koffern aufgefunden worden war.
Ein Zeuge sah ihn, wie er hastig eine Tricolore an der Heckscheibe seiner schwarzen Alfa 147 befestigte und in Richtung Macerata davonbrauste. Dabei führte der mit einer Tarnuniform bekleidete 28-Jährige seine Pistole der Marke Glock, zwei Patronenhalter und seinen Rucksack mit dem Waffenpass mit sich. Vor dem versuchten Massaker in Macerata hielt er noch an einer Raststätte an, um einen Espresso zu trinken. Als er fortging, verabschiedete er sich beim Baristen mit den Worten „Ciao, ich fahre nach Macerata, um ein Massaker anzurichten“.
Nun sitzt Traini wegen Anrichtens eines Blutbades unter dem erschwerten Umstand des Rassismus in Isolationshaft. Von seinen sieben Opfern schwebt eines immer noch in Lebensgefahr. Bei der Hausdurchsuchung stellten die Carabinieri eine Fülle von rechtsextremem Material, unter anderem eine Ausgabe von „Mein Kampf“, sicher.