Stefania Loizzi schildert ihren sexuellen Missbrauch

„Ich habe keine Angst, mich zu zeigen, ich bin das Opfer“

Montag, 25. September 2023 | 08:10 Uhr

Rom – Eine der Frauen, die Ubaldo Manuali wegen sexueller Gewalt angezeigt haben, Stefania Loizzi, hat keine Angst und keine Scham, ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Ich habe keine Angst, mich zu zeigen, ich bin das Opfer“, so Stefania Loizzi.

Mit ruhigen, aber klaren Worten schildert sie, wie sie vom 59-jährigen Angestellten einer Firma, die in der Abfallbewirtschaftung tätig ist, über Facebook angesprochen wurde, wie sie seine Einladung zu einem Treffen annahm und wie er, nachdem er ihren Prosecco mit einer Vergewaltigungsdroge versetzt hatte, über sie herfiel. „Er öffnete den Prosecco, dann erinnere ich mich an nichts mehr“, beschreibt die junge Frau die vielleicht schrecklichste Nacht ihres Lebens.

Facebook/Stefania Loizzi

Stefania Loizzi ist eine mutige Frau. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die öffentlich darüber berichten, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein. Stefania Loizzi ist eine der Frauen, die Ubaldo Manuali wegen sexueller Gewalt angezeigt haben. Laut der Anklageschrift habe der 59-Jährige seine weiblichen Opfer, die er über seine Seiten in den sozialen Medien angelockt hatte, unter schwere Drogen gesetzt, um die vollkommen bewusstlosen Frauen sexuell missbrauchen zu können. In ihrem Interview gegenüber der römischen Tageszeitung La Repubblica berichtet sie, dass der gutaussehende und „interessant wirkende“ Mann bei ihr zunächst einen guten Eindruck hinterlassen habe.

Instagram/Ubaldo Manuali

„Ende 2020 bot er mir auf Facebook seine Freundschaft an. Ich sah, dass wir eine gemeinsame Freundin hatten. Sie sagte mir, dass er ein ruhiger und netter Mann sei, und so nahm ich seine Freundschaft an“, erklärt Stefania Loizzi. „Wir führten viele Gespräche. Er sprach mit mir über seine Tochter, seine Kirchenbesuche und seinen spirituellen Vater“, so Loizzi, die hinzufügt, dass sie bald untereinander ihre Handynummern austauschten und ein Treffen vereinbarten.

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„Wir trafen uns immer in der Öffentlichkeit. Als wir uns das erste Mal sahen, brachte er mir Rosenkränze und Heiligenbildchen mit. Er schoss Fotos, auch wenn ich das eigentlich nicht wollte. Dann sagte er mir, dass er an meiner Person interessiert sei. Ich erwiderte, dass wir nur Freunde sein könnten“, so Stefania Loizzi.

Facebook/Stefania Loizzi

Dann riss der Kontakt vorerst ab, aber viele Monate später ließ der 59-Jährige erneut von sich hören. Es war der 14. Januar 2023 – ein Tag, den die junge Frau leider nie mehr vergessen wird. „An diesem Abend rief er mich an. Da ich gerade meine Mutter verloren hatte und weil mein Arm wegen eines Bruchs eingegipst war, war es für mich eine schlimme Zeit. Zunächst schlug er vor, dass er mich abholen und ich bei ihm zu Hause zu Abend essen könnte. Mir war das nicht recht, ich hatte eigentlich keine Lust. Er rief mich zurück und versprach mir, dass er das Abendessen, von der Vorspeise bis zum Dessert, zu mir bringen würde. Ich ließ mich umstimmen und willigte ein“, fährt die Frau fort.

Instagram/Ubaldo Manuali

Die Falle schnappte zu. „In meiner Wohnung angekommen, öffnete er den Prosecco, damit wir gemeinsam anstoßen konnten. Ich erinnere mich noch, dass ich nachher in die Küche ging, um die Kartoffeln zu holen. Dann riss bei mir der Film und es wurde plötzlich dunkel“, beschreibt Stefania Loizzi diesen fatalen Abend.

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Stundenlang war die Frau bewusstlos. Stefania Loizzi erzählt, dass sie mitten in der Nacht plötzlich in ihrem Bett aufgewacht sei und er neben ihr gelegen habe. „Ich konnte nicht gut sehen. Ich spürte seine Hand auf meinem Gesicht und schrie ihn an. ‘Du Dreckskerl, was suchst du in meinem Bett?’ Er antwortete, dass mir schlecht geworden sei und er mich nicht allein lassen wollte. Ich hatte noch die Kraft, mich umzudrehen und so erkannte ich, dass er keine Hose trug. Dann brach ich erneut zusammen“, erzählt Stefania Loizzi.

Facebook/Stefania Loizzi

Am nächsten Morgen wandte sie sich an ihren Hausarzt: „’Oh Gott, Sie bringen mich aus der Fassung’, sagte er sichtlich erschrocken zu mir und drückte mir ein dringendes Einweisungsschreiben für die Notaufnahme in die Hand. In meiner Blutprobe wurden Spuren einer Vergewaltigungsdroge nachgewiesen. Ich dachte, er hätte mich betäubt, um mich auszurauben, aber stattdessen hatte er mich in meiner eigenen Wohnung sexuell missbraucht. Ich fühlte mich sehr schlecht und zutiefst angewidert“, schildert die Frau die bittere Erkenntnis, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein.

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Stefania Loizzi erzählt, sie habe keine Angst, über das schreckliche Erlittene zu sprechen. Sie fügt hinzu, dass Ubaldo Manuali sie auch fotografiert und gefilmt habe. „Ich habe einige Fotos gesehen, aber es gibt auch ein Video, das er mit seinen Fußballfreunden geteilt hat. Er hat bei seinen Freunden mit den Videos angegeben. Sie widern mich genauso an wie er, denn sie hätten ihn anzeigen oder es zumindest melden müssen. Ich hingegen habe ihn noch am selben Tag der ärztlichen Visite angezeigt. Wenn ich daran zurückdenke, würde ich es erneut so tun“, so die Frau. Stefania Loizzi erklärt, dass der 59-Jährige zwar versucht habe, alle Spuren zu beseitigen, von den Forensikern aber dennoch seine DNA-Spuren gesichert worden seien.

Instagram/Ubaldo Manuali

Sie hat auch eine Botschaft für seine Tochter, die ihren Vater in der italienischen Öffentlichkeit vehement verteidigt und sagt, dass „manche Frauen krank“ seien. „Ich weiß nur, dass er mir eines Tages Fotos von seiner Tochter geschickt hat, wie sie in der Umkleidekabine Unterwäsche anprobiert. Ich hoffe, dass auch das geklärt wird“, schließt Stefania Loizzi das Interview mit La Repubblica.

Frau gewalt

Da sie eine der wenigen Frauen ist, die öffentlich darüber sprechen, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein, blieb das Interview mit Stefania Loizzi in der medialen Öffentlichkeit des Stiefelstaats nicht unbemerkt. „Ich empfinde keine Angst und keine Scham, mich zu zeigen. Er hat mich in meinem Bett missbraucht, er ist es, der sich verstecken muss!“, betont die Frau.

Von: ka