So scheffelt die Mafia legal Millionen

Italiener verzocken im Schnitt einen Kleinwagen pro Jahr

Donnerstag, 13. November 2025 | 08:01 Uhr

Von: Ivd

Rom – Rubbellose, Zahlenlotto, Fußballwetten, Spielautomaten, Onlinepoker – das Glücksspiel hat Italien fest im Griff. Im vergangenen Jahr setze fast jeder dritte Italiener im Schnitt über 8.300 Euro auf sein Glück – rund 150 Milliarden insgesamt. Für dieses Jahr rechnen Experten mit Wetteinsätzen von rund 170 Milliarden Euro – gemessen am Durchschnittseinkommen ist das Weltrekord. Und wo in Italien viel Geld den Besitzer wechselt, ist meist die Mafia nicht weit.

Dass die organisierte Kriminalität beim Glücksspiel mitmischt, ist kein Geheimnis. Doch nun hat die Organisation Libera, der nationale Dachverband von rund fünfzehntausend Anti-Mafia-Vereinen, einen Bericht vorgelegt, der das erschreckende Ausmaß der Infiltration offenlegt: Nicht weniger als 147 Clans aus Sizilien, Kalabrien und Neapel verdienen beim Glücksspiel mit. Die Liste liest sich wie ein Who’s who des organisierten Verbrechens.

Profitabler als Mafia-Klassiker

Inzwischen verdienen die Clans mit dem Glücksspiel vermutlich mehr als mit dem Handel illegaler Substanzen und der Erpressung von Schutzgeldern. Allein mit illegalem Glücksspiel erzielen sie laut Anti-Mafia-Behörde zwanzig Milliarden Euro. Hinzu kommen die auf legalem Weg verdienten Einkünfte aus dem Spiel mit dem Glück wie Casinos und Glückspielplattformen.

Nicola Altiero von der Finanzpolizei in Italien bestätigt: „Ein Euro, der von der Mafia in den Drogenhandel investiert wird, wirft einen Profit von sechs bis sieben Euro ab. Beim Glücksspiel beträgt der Profit acht bis neun Euro – bei deutlich geringerem Risiko.“ Die Spielhallen dienen zudem als Geldwaschanlagen. Lokale Bosse spielen sich als Retter auf, indem sie bei Spielschulden aushelfen – die dann über Wucherzinsen vielfach zurückgezahlt werden müssen.

Staat verdient mit

Die legale Situation wird noch absurder, denn der Staat bekämpft das Phänomen nicht, sondern fördert es sogar. Der Grund: 2024 kassierte das Finanzministerium 11,5 Milliarden Euro Steuern aus dem Glücksspiel, während elf Milliarden an konzessionierte Anbieter flossen. Italien nimmt dabei in Kauf, dass sein größter Feind, die Mafia, dank des Glücksspiels immer reicher und mächtiger wird.

Während Regierungen jeglicher Couleur seit Jahrzehnten wegschauen, zahlen die Menschen den Preis: zerstörte Familien, erdrückende Schulden, verlorene Existenzen. Die Anti-Mafia-Organisation Libera fordert ein entschiedenes Vorgehen gegen die Infiltration und strengere Kontrollen. Doch solange der Staat von den Milliarden profitiert, scheint ein Umdenken unwahrscheinlich.

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