Mario Draghi stimmt Italiener auf härtere Maßnahmen ein – VIDEO

„Italienische Regierung wird überlegte, aber schnelle Entscheidungen treffen“

Dienstag, 09. März 2021 | 07:01 Uhr

Rom – In einer für seine Art ungewöhnlich emotional gehaltenen Rede hat Mario Draghi die Italiener auf schwierige Wochen mit schärferen Coronaeinschränkungen eingestimmt. In seiner Rede, in der er an den Beginn des ersten Lockdowns vor fast genau einem Jahr erinnerte, dankte er den Italienern für ihre bisher bewiesene Geduld. Zugleich kündigte er eine massive Beschleunigung der Impfkampagne an.

APA/APA (AFP)/ALESSANDRA TARANTINO

„Unsere Aufgabe ist es, das Leben der Menschen mit allen Mitteln zu schützen und so schnell wie möglich eine Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen. Jedes Leben zählt. Wir werden keine Zeit vergeuden, wir werden nichts unversucht lassen und wir werden überlegte, aber zugleich schnelle Entscheidungen treffen. Dies ist nicht die Zeit, uneins zu sein, sondern die Zeit, den vielen Menschen, die unter der Wirtschaftskrise leiden, und die Gefahr laufen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, die nötigen Antworten zu geben und die Ungleichheit zwischen den Bürgern zu bekämpfen. In nur einem Jahr ist die Zahl der Italiener, die in absoluter Armut leben, um mehr als eine Million gestiegen. Zugleich haben sich Ungleichheiten wie vor allem jene zwischen Frauen und Männern weiter verschärft“, so Mario Draghi.

Der italienische Ministerpräsident fügte hinzu, dass er nichts versprechen werde, was er nicht halten könne, er aber den Italienern versichere, dass seine Regierung alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die Gesundheit der Bürger des Landes zu schützen, den Menschen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, zu helfen, den Aufschwung zu begünstigen und die Reformen zu beschleunigen.

Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz

Zudem kündigte Mario Draghi an, dass die Impfkampagne in den nächsten Wochen eine stetige Beschleunigung erfahren wird. Bis Ende März werden Italien bis zu neun Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller zur Verfügung stehen. Um die Anzahl der täglich verabreichten Impfdosen wie geplant vervielfachen zu können, gedenkt der neue außerordentliche Kommissar für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage, General Francesco Paolo Figliuolo, neben den Freiwilligen des italienischen Zivilschutzes auf das italienische Heer zurückzugreifen.

Zudem schließen immer mehr italienische Regionen mit den niedergelassenen Hausärzten Vereinbarungen, um Anti-Covid-19-Impfdosen direkt in den Arztpraxen verabreichen zu können. General Francesco Paolo Figliuolo weiß, dass zur Verabreichung der ab den nächsten Wochen zur Verfügung stehenden Millionen Impfstoffdosen es unbedingt notwendig ist, die Anzahl der Impfzentren massiv zu erhöhen. „Wir müssen jedes auch nur erdenkliche Impfzentrum nutzen“, so Francesco Paolo Figliuolo.

"Verso una Strategia Nazionale sulla parità di genere" – il videomessaggio del Presidente Draghi

Videomessaggio del Presidente Mario Draghi alla conferenza "Verso una Strategia Nazionale sulla parità di genere", promossa dal Dipartimento Pari Opportunità – Presidenza del Consiglio dei Ministri

Posted by Palazzo Chigi – Presidenza del Consiglio dei Ministri on Monday, March 8, 2021

In dieser Hinsicht erreichte Italien am Montag eine gute Nachricht. In Zukunft kann der Impfstoff von AstraZeneca auch an Personen, die älter als 65 Jahre alt sind, verabreicht werden.

APA/APA (AFP)/TIZIANA FABI

Bis die Impfkampagne aber eine erste Wirkung zeigen wird, werden den Italienern noch weitere Opfer abverlangt werden. Die weiterhin besorgniserregend hohen Coronazahlen und die große Anzahl der stationären Aufnahmen von Corona-Patienten, die vor allem auf die rasche Verbreitung der Corona-Varianten zurückzuführen sind, zwingen die Regierung dazu, immer mehr Provinzen und Regionen zu „roten Zonen“ zu erklären.

In den letzten Tagen mehren sich daher unter den Beratern der römischen Regierung die Stimmen, die fordern, ganz Italien in eine „rote Zone“ mit drastischen Corona-Einschränkungen, wie sie derzeit bereits in Südtirol herrschen, zu verwandeln. Auch der Arzt und Präsident der angesehenen medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“, Nino Cartabellotta, zeichnet ein wenig optimistisches Bild. „Wir befinden uns in der dritten Welle und die Intensivstationen stehen bereits stark unter Druck“, betonte Nino Cartabellotta. Mario Draghi ließ in seiner Rede in der Tat durchblicken, dass er gewillt ist, auch drastische Entscheidungen zu treffen.

Twitter/Nino Cartabellotta

Die Regierung Draghi – so meinen Beobachter – verfolgt den Plan, mit einem Lockdown und einer gleichzeitig massiv beschleunigten Impfkampagne die Basis für einen relativ sorgenfreien Sommer legen zu können. Ob die Italiener aber auch das Virus dabei mitspielen werden, steht auf einem anderen Blatt.

Datenquelle: Commissario straordinario per l'emergenza Covid-19 del Governo Italiano | Open Data su consegna e somministrazione dei vaccini anti COVID-19 in Italia

Von: ka