Von: idr
Limone – Am Gardasee breitet sich eine Plage aus: Riesenwelse zerstören die Fauna in und auf dem See. Ein Profiteur davon ist Daniele Bertoloni, ein Speerfischer aus der Region, der kürzlich einen über zweieinhalb Meter langen und rund 100 Kilogramm schweren Wels entdeckt hat. Doch der Fisch ist kein Spaß: Immer häufiger werden die überdimensionierten Raubfische gesichtet. Ihre rasante Ausbreitung verdrängt andere Arten und droht das Gleichgewicht im See zu stören.
Die Entdeckung des riesigen Fisches hat nicht nur in der Angler- und Freitaucherszene die Runde gemacht. Vor allem Umwelt- und Fischereiexperten sind besorgt über die Größe des Exemplars und die Häufigkeit, in der die Fische mittlerweile – im wahrsten Sinne des Wortes – auftauchen. 2019 hat der britische Abenteurer und Biologe Jeremy Wade das bisher größte Exemplar aus dem Gardasee an Land gezogen: rund drei Meter lang und gut 115 Kilogramm schwer. Seither sind die Sichtungen regelrecht explodiert.
Ökosystem in Gefahr
Die Ausbreitung droht zu einer ernsthaften Bedrohung für das empfindliche Ökosystem des Sees zu werden. Die Welse fressen kleine Fische und Vogelarten und sogar Hunde von Badegästen sollen nicht mehr in Sicherheit baden können. Zugegeben sind Attacken auf kleinere Hunde meist nicht mehr als Mythen, doch die Gefahren für heimische Tier- und Pflanzenarten sind durchaus real.
Besonders im Frühjahr, wenn das Wasser klar ist und die Wassertemperaturen steigen, bieten die flachen Gewässer und das dichte Unterwassergras den Welsen ideale Bedingungen, um zu gedeihen. Nicht nur jagen die Räuber andere Fische, sie verkleinern durch ihre Ausbreitung auch den übrigbleibenden Lebensraum. Eine Reihe von Apnoetauchern wie Marco Porta und sein Kollege Stefano Govi sind deshalb dazu übergegangen, in die Tiefe des Sees zu tauchen und mit Harpunen Jagd auf die Monsterfische zu machen.
Folgen auch für die Wirtschaft
Berufsfischer wie Simone Bocchio klagen über die katastrophalen Zustände für die Branche und sprechen sogar von einem Rückgang der Fischbestände um bis zu 90 Prozent. Der wachsende Wels-Bestand ist nicht nur ein Problem für die lokale Fischerei, sondern auch für den Tourismus. In einigen anderen Seen, wie in denen bei Mantua, haben die Welse das Ökosystem so weit zerstört, dass der Tourismus und die Fischerei nahezu verschwunden sind.
Der Fang von Daniele Bertoloni und die Berichte über die immer größer werdenden Welse werfen ein Licht auf ein wachendes Problem. Die Frage bleibt, wie lange der See noch in der Lage sein wird, sein einzigartige Ökosystem zu bewahren, bevor die Räuber es nachhaltig zerstören.
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