Mehrere Regionen üben auf die Regierung Druck aus – VIDEO

„Lockdown für Ungeimpfte“ findet immer mehr Zustimmung

Mittwoch, 17. November 2021 | 08:01 Uhr

Rom – Auch wenn die Regierung noch dagegenhält und sich bis Anfang Dezember „Bedenkzeit“ zugestehen will, mehren sich angesichts der dramatischen Coronalage bei den Nachbarn die Stimmen, die auch für Italien den „Lockdown für Ungeimpfte“ fordern.

Südtirol ist mit seiner Forderung, nur mehr die Bewegungsfreiheit der Ungeimpften einzuschränken, längst nicht mehr allein. Die Präsidenten von Friaul-Julisch Venetien und Ligurien, Massimiliano Fedriga und Giovanni Toti, fordern die römische Regierung offen dazu auf, das österreichische Modell zu übernehmen und Ungeimpfte je nach Grad des Infektionsgeschehens nach und nach vom öffentlichen Leben auszuschließen. Die Tatsache, dass auch in Italien die Coronazahlen steigen – Friaul-Julisch Venetien und Südtirol riskieren, bald „gelb“ zu werden – gibt den Befürwortern dieser drastischen Maßnahme viele Argumente in die Hand.

APA/APA/dpa/Markus Scholz

„Wir werden als Regionen die Regierung dazu auffordern, dass im Zusammenhang mit dem Modell der Farben die restriktiven Maßnahmen nur mehr für Personen gelten, die nicht geimpft sind, und nicht mehr für Bürger, die der Verabreichung zugestimmt haben“, so der Präsident der Region Ligurien, Giovanni Toti, nach einem Telefonat mit dem Präsidenten der Konferenz der Regionen, Massimiliano Fedriga. „Wenn jemand überzeugt werden muss, dann sind es diejenigen, die sich der Impfung verweigern. Aus diesem Grund dürfen die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, nur für die Ungeimpften gelten, aber nicht mehr für diejenigen, die ihre Pflicht erfüllt haben“, so die unmissverständliche Meinung von Giovanni Toti.

Massimiliano Fedriga teilt diese Ansicht. „Einschränkungen sollen nur mehr für Ungeimpfte gelten. Der Impfstoff funktioniert und verringert die Risiken. Wir müssen der Wissenschaft vertrauen und gegen die Fake News ankämpfen. Bei den geimpften Menschen, die im Krankenhaus landen, handelt es sich um ältere oder immungeschwächte Mitbürger. Deshalb ist die Auffrischungsdosis so wichtig“, so der Präsident von Friaul-Julisch Venetien.

Facebook/Massimiliano Fedriga

Fedriga sieht das größte Problem bei den Impfgegnern der mittleren und älteren Jahrgänge. „Die kritische Gruppe sind nicht die Jugendlichen, sondern die über 50-Jährigen. Sie sind nicht wie die jungen Leute mit der digitalen Welt aufgewachsen und sind daher oftmals nicht ausreichend darauf vorbereitet, mit kritischem Blick den im digitalen Netz verbreiteten Nachrichten zu begegnen. Daher passiert es, dass einem Video auf Facebook oder einem Chat-Eintrag der gleiche oder höhere Stellenwert zugemessen wird, wie einem Nachrichtenbericht im Fernsehen oder gar der Meinung eines anerkannten Wissenschaflers“, legt Massimiliano Fedriga den Finger in die Wunde.

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Mit ihrer Meinung sind die beiden Präsidenten nicht allein. Zustimmung zu einer härteren Gangart kommt auch aus der bevölkerungsreichsten Region Italiens, der Lombardei. „Wir müssen die Bürger davon überzeugen, den Impfzyklus mit der dritten Dosis abzuschließen. Gleichzeitig dürfen wir den außergewöhnlichen Erfolg der Impfkampagne nicht schmälern. Wir sind dazu verpflichtet, das Verantwortungsbewusstsein der mehr als acht Millionen geimpften Menschen in der Lombardei entsprechend zu würdigen. Wir können uns keine Einschränkungen für diese Bürger vorstellen, die Vertrauen, Bewusstsein und Sinn für das Gemeinwohl bewiesen haben“, so die eindeutige Sichtweise des Präsidenten der Lombardei, Attilio Fontana.

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Der Präsident der Region Kalabrien bläst in dasselbe Horn. „Wenn neue Einschränkungen notwendig werden sollten – und der harte Schritt ist meiner Meinung nach der zur ‚orangefarbenen‘ Zone – dann sollten sie nur diejenigen betreffen, die nicht geimpft sind. Die überwältigende Mehrheit der Italiener hat der Wissenschaft vertraut und sich aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gemeinschaft impfen lassen. Es wäre nicht fair, diese Mehrheit für die unverständliche Entscheidung einer Minderheit zahlen zu lassen“, so Roberto Occhiuto.

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Unter den Virologen und Epidemiologen mangelt es ebenfalls nicht an Experten, die mit dem österreichischen Modell eines „Lockdowns für die Ungeimpften“ liebäugeln. Die Regierung winkt aber – noch – ab: Die im Vergleich zu den Nachbarn beruhigenden italienischen Coronazahlen ließen noch keine Verschärfung der Maßnahmen zu. Allerdings ist in Rom auch die Angst groß, um die Früchte des Erfolgs der italienischen Impfkampagne gebracht zu werden. Dem Druck aus den Regionen könnte daher bald nachgegeben werden.

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CONTAGI IN AUMENTO, SI VALUTA L'OBBIGO DI TERZA DOSE PER IL PERSONALE SANITARIOAumentano i contagi tra medici e infermieri. Sono stati tra i primi a essere vaccinati e la loro protezione si è abbassata. Anche per questo, il Governo sta pensando di rendere obbligatoria la somministrazione della terza dose al personale sanitario.Francesca Sancin per il Tg3 delle 14:20 del 16 novembre 2021

Posted by Tg3 on Tuesday, November 16, 2021

Das Gesundheitsministerium bleibt derweil nicht untätig. Noch diese Woche soll die verpflichtende Auffrischimpfung für das Gesundheitspersonal auf den Weg gebracht werden. Beobachter glauben, dass die Regierung noch hofft, dass allein die Drohung – der „Lockdown für die Ungeimpften“ liegt auf dem Schreibtisch – reicht, um der Impfkampagne noch einmal einen Schub zu verleihen.

 

 

 

Von: ka