Ermittlungen gegen 18 Personen – VIDEO

Mailänder Silvesternacht: Brutale sexuelle Gewalt gegen Frauen

Mittwoch, 12. Januar 2022 | 07:07 Uhr

Mailand – Mehrere junge Frauen, die auf dem Mailänder Domplatz und benachbarten Straßen Silvester und das neue Jahr feierten, sind von Dutzenden Jugendlichen und jungen Männern umzingelt, teilweise zu Boden gestoßen, und sexuell angegriffen worden. Bisher erstatteten insgesamt neun Frauen Anzeige.

Die Zeugenaussagen der Opfer sowie die Auswertung der Videoaufnahmen der zahlreichen Überwachungskameras im Mailänder Zentrum führten die ermittelnde Polizei zu vorläufig 18 Personen. Gegen die 18 Verdächtigen – 15 Volljährige und drei Minderjährige, bei denen es sich um Ausländer oder Italiener nordafrikanischer Herkunft handelt – wurden Ermittlungen wegen des dringenden Tatverdachts der sexuellen Gewalt, des Raubes und der Körperverletzung aufgenommen.

ANSA/FACEBOOK MILANOBELLADADIO

In der Silvesternacht kam es auf dem Domplatz von Mailand zu einer Reihe von sexuellen Übergriffen auf junge Frauen, die, nachdem sie von etwa 30 Jugendlichen und jungen Männern umringt worden waren, geschubst, überall angefasst, angerempelt und verhöhnt wurden. Die Frauen, die schrien und weinten, deren Hilferufe aber im lautstarken Feuerwerk zumeist untergingen, versuchten verzweifelt, den vielen männlichen Händen, die sie sexuell angriffen und misshandelten, zu entkommen. In einem Fall wurde eine junge Frau zu Boden gestoßen. Zudem wurde ein Opfer ihrer Wertsachen und ihres Smartphones beraubt. Erst Polizisten, die eigentlich auf dem Platz vor dem Mailänder Dom und im Zentrum im Einsatz waren, um von den Corona-Bestimmungen verbotene Menschenansammlungen zu verhindern, befreiten die Opfer aus dem Griff ihrer Peiniger.

Accerchiata e molestata dal branco in P.za Duomo.

Accerchiata e molestata dal branco in P.za Duomo.

Posted by Milanobelladadio on Tuesday, January 4, 2022

Zunächst wurde „nur“ ein Fall sexueller Gewalt bekannt. In den ersten Tagen des neuen Jahres meldeten sich weitere acht junge Frauen bei der Polizei oder den Carabinieri und erstatteten Anzeige. Als sie von den Ermittlern befragt wurden, stimmten alle Opfer darin überein, dass ihre Angreifer ausländischer Herkunft waren. Noch immer unter Schock stehend erzählten sie von dem Drama, das sie in dieser albtraumhaften Silvesternacht erleiden mussten.

ANSA/FACEBOOK MILANOBELLADADIO

Das erste Opfer war ein 19-jähriges Mädchen, das zusammen mit ihrer Freundin nur wenige Hundert Meter vom Domplatz entfernt von etwa 30 jungen Männern umzingelt und sexuell angegriffen wurde. Als einige Polizisten eingriffen, suchten die Täter das Weite. Kurze Zeit später wurde eine Gruppe von fünf Freundinnen, die ebenfalls umringt und herumgeschubst wurden, ebenfalls Opfer sexueller Übergriffe. Einer 19-Jährigen wurde in diesem Zusammenhang ihre Handtasche geraubt. Unter den Opfern waren auch zwei junge deutsche Studentinnen, die, wie in einem Video zu sehen ist, gegen die sich auf dem Platz befindlichen Absperrungen gedrückt und sexuell angegriffen wurden. Schließlich gelang es ihnen, zu entkommen und hinter einem Polizeikordon zu flüchten.

ANSA/ ALANEWS

„Wir sahen uns um, es gab Musik und ein Feuerwerk. Ab einem bestimmten Zeitpunkt bemerkte ich, dass sie mich berührten. Meine Freundin und ich wollten weglaufen, aber wir konnten nicht, weil sie zu viele waren, wir waren umzingelt. Meine Freundin stürzte zu Boden. Sie fuhren fort, uns aggressiv zu schubsen. Irgendwann spürte ich ihre Hände überall, sogar in meinem BH, der mir praktisch weggerissen wurde“, so eine der jungen deutschen Frauen, die zusammen mit ihrer Freundin Opfer sexueller Gewalt wurde. Die Vorfälle wurden von der ermittelnden Mailänder Staatsanwaltschaft als „äußerst schwerwiegend und beispiellos“ eingestuft.

Unmittelbar nach den Zeugenaussagen der verstörten und geschockten Gewaltopfer nahm die Polizei unter der Leitung der Mailänder Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Dank der Zeugenaussagen der Opfer sowie der Auswertung der Videoaufnahmen der zahlreichen Überwachungskameras des Mailänder Zentrums gelang es den Polizeibeamten bald, die Zahl der möglichen Täter einzugrenzen.

Polizia di Stato

In der Nacht vom Montag auf den Dienstag wurden in Mailand und Turin die Wohnungen von insgesamt 18 Personen durchsucht. Es handelt sich um fünfzehn Erwachsene und drei Minderjährige im Alter zwischen fünfzehn und 21 Jahren, die entweder Ausländer oder Italiener nordafrikanischer Herkunft sind. Ihnen wird zur Last gelegt, für die in der Silvesternacht getätigten sexuellen Übergriffe verantwortlich zu sein. Gegenwärtig wird jedoch nur gegen zwölf der 18 durchsuchten Jugendlichen und jungen Männer wegen in der Gruppe verübter sexueller Gewalt, Raub und schwerer Körperverletzung ermittelt.

Die in der Silvesternacht verübten sexuellen Angriffe lösten in der italienischen Öffentlichkeit Abscheu und Entsetzen aus. Viele Italiener fordern die Ordnungskräfte und die Justiz dazu auf, die Vorfälle lückenlos aufzuklären, alle Täter auszuforschen und im Falle einer Verurteilung das höchste Strafmaß auszuschöpfen. „Ich hoffe, dass sie sie finden und dass uns und all den anderen Frauen, die in dieser Nacht sexuelle Übergriffe erleiden mussten, Gerechtigkeit widerfährt“, so eine der beiden deutschen Studentinnen, deren Silvesternacht zu einem Albtraum wurde.

Von: ka