Von: ka
Genua – Nachdem der Regionalrat von Ligurien mehrheitlich einen Änderungsantrag der Lega angenommen hatte, der die Jagd mit Pfeil und Bogen erlaubt, hat sich über die Region ein Sturm der Entrüstung ergossen.
Mehrere Tier- und Umweltschutzorganisationen sprachen von einer „mittelalterlichen Barbarei und einer Tierquälerei, die eines zivilisierten Landes unwürdig ist“. Die Petition zur Rücknahme der Legalisierung der Bogenjagd, die auf der Website Change.org lanciert wurde, erhielt innerhalb von nur drei Tagen mehr als 40.000 Unterstützer.
Die neuen, regional geltenden Regeln, die es Bogenschützen erlauben, mit Pfeil und Bogen auf die Jagd zu gehen, lösten weit über Ligurien hinaus heftige Polemiken aus. Die Jagdbestimmungen, die in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli auf Vorschlag des ligurischen Regionalratsabgeordneten Alessio Piana von der Lega mehrheitlich angenommen wurden, sehen neben der Möglichkeit, mit Pfeil und Bogen zu jagen, auch die Einführung der Auslesejagd auf Hirsche und Mufflons vor. Zudem wurden die Jagdzeiten für Damhirsche und Wildschweine verlängert, wobei letztere ab sofort das ganze Jahr über erlegt werden können.
Seit der Annahme des entsprechenden Abänderungsantrags, der nicht nur bei der Mitterechts-Mehrheit im Regionalrat, sondern auch bei der Opposition Unterstützung fand, laufen mehrere Tier- und Umweltschutzorganisationen Sturm gegen die Einführung der Bogenjagd. Um die Jagd mit Pfeil und Bogen im letzten Moment zu verhindern, schalteten die Tierschutzverbände auch die parlamentarische Arbeitsgruppe für Tierrechte ein, an der Abgeordnete und Senatoren aller Fraktionen teilnehmen.
Aber auch viele Bürger, die dem Tierschutz sonst eher gleichgültig gegenüberstehen, scheinen die Jagd mit Pfeil und Bogen eher mit großer Skepsis zu begegnen. Der Petition, die ein Verbot der Bogenjagd beinhaltet und die auf der Website Change.org lanciert wurde, gelang es innerhalb von nur drei Tagen, mehr als 40.000 Unterschriften einzusammeln.
Die Tier- und Umweltschutzorganisationen bezeichnen die Bogenjagd als „mittelalterliche Barbarei und Tierquälerei, die eines zivilisierten Landes unwürdig ist“. Da das vom Pfeil getroffene Tier nicht sofort beim Aufprall des Pfeils, sondern nach einem langsamen und qualvollen Todeskampf durch Verbluten sterbe, handelt es sich nach Ansicht der Tierschutzverbände Gaia Animali & Ambiente und Animalisti Genovesi bei der Jagd mit Pfeil und Bogen um eine „grausame Übung“.
Die Befürchtung, dass es sich dabei um eine weniger präzise Jagd handle, die den geschossenen Tieren mehr Leid und längere Qualen zufüge, wird aber von Fachleuten zurückgewiesen. Sie verweisen stattdessen auf die extreme Wirksamkeit eines mit hoher Präzision geschossenen Pfeils, der das Tier wie eine Kugel beim Auftreffen tötet. Die neue Regelung, die de facto klassische Jäger mit den Bogenschützen gleichstellt, sorgt weit über Ligurien hinaus für Kopfzerbrechen.
Roberto Bonaccini, der die Petition unterstützt und selbst Bogenschütze ist, teilt diese Sorgen. „Ich betreibe seit mehr als 40 Jahren Bogenschießen auf Wettkampfniveau. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass dies eine barbarische, obszöne und inakzeptable Regelung ist. Es ist praktisch unmöglich, ein sich bewegendes Tier an einer lebenswichtigen Stelle zu treffen, was dazu führt, dass es zu einem langsamen Tod durch Ausbluten verdammt wird. Wer auch immer auf diese Idee gekommen ist, hat keine Ahnung von Pfeil und Bogen“, findet Roberto Bonaccini unmissverständliche Worte.
Viele Gegner der Bogenjagd weisen zudem auf die Gefahren der Jagd in Gebieten hin, die von Spaziergängern, Bergläufern und Wanderern besucht werden. Angesichts der Jagdunerfahrenheit vieler Bogenschützen – so diese Stimmen – sei die Gefahr, womöglich mit einem Tier verwechselt und während des Wanderns von einem Pfeil getroffen zu werden, nicht zu unterschätzen. Kritiker verweisen auch auf die Grausamkeit der Jagd, die an die Praktiken früherer Zeiten erinnere. Im Netz gehen einige Tierschützer sogar so weit, einen Boykott des ligurischen Tourismusgewerbes zu fordern.
Der Regionalratsabgeordnete Alessio Piana kontert die Kritik mit dem Argument, dass die Jagd unerlässlich sei, um die Ausbreitung von Wildtieren, insbesondere die Vermehrung der Wildschweine, unter Kontrolle zu halten. Zudem weist er darauf hin, dass die Neuregelung der Jagd in der Region Ligurien von einer breiten Mehrheit angenommen wurde.
Alessio Piana erinnert daran, dass die neuen ligurischen Jagdbestimmungen auf einem italienischen Gesetz aus dem Jahr 1992 fußen, das diese Form der Jagd ausdrücklich erlaubt. In der Tat sieht der Artikel 13 des Gesetzes 157 vom 11. Februar 1992, der alle für die Jagd zugelassenen Waffentypen nennt, ausdrücklich auch die Jagd mit Bögen und Falken vor.
Die Debatte um die Bogenjagd wird mit seltener Heftigkeit geführt, aber im Lichte des Gesetzes ist die Jagd mit Pfeil und Bogen ausdrücklich erlaubt.