Das unstete Leben von Charles Francis Kaufmann bis zu den beiden Mordopfern im Park – VIDEO

„Monatliches ‚Taschengeld‘ von 6.000 Dollar und viele Aliasnamen“

Donnerstag, 19. Juni 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

Rom – Charles Francis Kaufmann, der sich abwechselnd Rexal Ford oder Matteo Capozzi nannte, träumte von einer großen Filmkarriere als Regisseur und Produzent. Sein bescheidenes Talent vermochte jedoch nie mit seinem Ehrgeiz und seiner Geltungssucht Schritt zu halten.

Immer auf der Suche nach jemandem, der ihm einen Einstieg in die Film- und Fernsehwelt ermöglichen könnte, reiste er zwischen Russland, Neuseeland, England und Malta hin und her. Als die Ermittler seine Geldflüsse und Kreditkartenabrechnungen zurückverfolgten, stellten sie fest, dass er nie finanziell unabhängig gewesen war. Seine einzige Einnahmequelle war das monatliche „Taschengeld“ von 3.000 bis 6.000 Dollar, das er von seiner Mutter erhielt.

Während durch die Ermittlungen einige Geheimnisse um Charles Francis Kaufmann, der auch die Aliasnamen Rexal Ford und Matteo Capozzi verwendete, gelüftet wurden, ist über die Frau und die kleine Tochter, die ihn nach Rom begleitet hatten und im römischen Stadtpark Villa Doria Pamphili tot aufgefunden wurden, bisher noch wenig bekannt.

Gesichert ist nur, dass seine Partnerin Stella hieß und Russisch sprach. Die gemeinsame Tochter hieß Andromeda und war vor einigen Monaten auf Malta geboren worden. Er gibt an, dass er und Stella auf Malta geheiratet haben und ihre Tochter Andromeda ebenfalls auf Malta zur Welt kam. In den Archiven der Mittelmeerinsel finden sich jedoch weder Dokumente einer Eheschließung noch eine Geburtsurkunde des Mädchens.

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Charles Francis Kaufmann träumte von einer großen Filmkarriere als Regisseur und Produzent, doch sein bescheidenes Talent konnte mit seinem Ehrgeiz und seiner Geltungssucht nie Schritt halten. Bis 2019 soll er unregelmäßig als Filmemacher und Dokumentarfilmer gearbeitet haben. Danach reiste er zwischen Russland, Neuseeland, England und Malta hin und her. Durch die Auswertung seiner Kreditkartenabrechnungen stellte sich heraus, dass fast sein gesamter Lebensunterhalt von der Familie Kaufmann bestritten wurde. Um ihn von zu Hause fernzuhalten, zahlte ihm seine Mutter ein monatliches „Taschengeld” von 3.000 bis 6.000 Dollar. Als er auf Skiathos verhaftet wurde, besaß er drei mit amerikanischen Bankkonten verbundene Kreditkarten.

Charles Francis Kaufmann, Sohn wohlhabender Eltern, in den USA geboren, kam als illegaler Einwanderer nach Italien. Im vergangenen März erreichte er Sizilien an Bord eines privaten Katamarans, der in Valletta in See gestochen war. Offensichtlich, um in Italien nicht aufzufallen, verwendete der 46-Jährige, der ein akzeptables Italienisch spricht, nach seiner Ankunft zunächst den Aliasnamen Matteo Capozzi.

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Später nannte er sich hingegen Rexal Ford. Auch in seinem echten, aber mit einem falschen Namen versehenen US-Reisepass steht dieser Name. Die erste Spur, die von ihm in Italien gefunden wurde, datiert vom 3. April. An diesem Tag kaufte er eine SIM-Karte und begann, in Rom nach Kontakten und Unterstützung zu suchen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass er die Möglichkeit nutzte, die allgemeinen Angaben in seinen Reisedokumenten zu ändern, um sein altes Leben auszulöschen“, erklärte eine von La Repubblica zitierte Quelle.

Tatsächlich hatte der 46-Jährige unter seinem echten Namen Charles Francis Kaufmann in den USA eine 120-tägige Gefängnisstrafe wegen Angriffs mit einer tödlichen Waffe verbüßt. Laut der römischen Staatsanwaltschaft wurde er insgesamt fünfmal wegen „Angriffs mit einer tödlichen Waffe, die schwere Körperverletzungen verursacht hat“, verhaftet. Insgesamt ergibt sich somit das Bild eines mittellosen Hochstaplers und gewalttätigen Mannes.

Sein Lieblingsalias scheint Rexal Ford gewesen zu sein. Um seine Chancen im Film- und Fernsehgewerbe zu verbessern, gab er vor, der Sohn der britischen Rocksängerin und Gitarristin Lita Ford zu sein. Unter den Regisseuren, Produzenten und Kameraleuten war jedoch bekannt, dass er ein Hochstapler war. Er erhielt von seinen Eltern eine monatliche Zahlung zwischen 5.000 und 6.000 Dollar als Teil einer privaten Vereinbarung, um ihn von ihrem Haus fernzuhalten.

„Er war kein Produzent, zumindest nicht im engeren Sinne. Er war ein Herumtreiber, der von einem Treuhandfonds lebte und die Illusion eines Filmprojekts benutzte, um das Interesse der Leute aufrechtzuerhalten, ein Zuhause zu haben und sich wichtig zu fühlen“, berichtete der britische Kameramann Paddy Barroman der Zeitung Il Messaggero.

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Warum weder Charles Francis Kaufmann, auch Rexal Ford genannt, der mindestens dreimal von der Polizei angehalten wurde, noch seine Frau Stella und Andromeda auf ihre wahre Identität überprüft wurden und warum die Mutter und ihre Tochter – die Vaterschaft des Mannes für Andromeda steht noch nicht fest – nicht vom 46-Jährigen getrennt wurden, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. „Trotz dieser Verhaftungen wegen gewalttätigen Verhaltens wurde weder die Identität der Frau festgestellt, noch wurden Schutz- oder Trennungsmaßnahmen ergriffen”, kritisiert Cecilia D’Elia, Senatorin und Vizepräsidentin des parlamentarischen Femizid-Ausschusses. Um Klarheit zu schaffen, richtete sie zusammen mit Parlamentskollegen eine entsprechende Anfrage an Innenminister Matteo Piantedosi.

Es erscheint immer deutlicher, dass die Mutter und das kleine Mädchen hätten gerettet werden können. Offensichtlich wurde aber nichts unternommen, um die beiden vom gewalttätigen Hochstapler zu trennen.

 

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