Von: ka
Nach gemeinsamen Ermittlungen der italienischen und griechischen Polizei konnte der mutmaßliche Täter, der 46-jährige US-Bürger Rexal Ford, eine Woche nach den Leichenfunden auf der griechischen Insel Skiathos festgenommen werden. Ford, der in den Vereinigten Staaten Vorstrafen wegen geschlechtsspezifischer Gewalt aufweist, wird beschuldigt, seine Frau und wenige Tage später das gemeinsame Kind, ein kleines Mädchen, ermordet zu haben.
Dank Zeugenaussagen und der Auswertung seines Telefonverkehrs und seiner Kreditkartennutzung sowie von Überwachungsvideos konnten die letzten beiden Monate, in denen sich die in prekären Verhältnissen lebende Kleinfamilie in Rom aufhielt, teilweise rekonstruiert werden. Die große Frage ist jedoch, warum die Mutter und ihre kleine Tochter nicht rechtzeitig vor dem 46-Jährigen geschützt werden konnten.
Nachdem festgestellt wurde, dass es sich bei den am Samstag, den 7. Juni im Stadtpark Villa Doria Pamphili in Rom entdeckten Leichen einer Frau und eines Babys um Mutter und Tochter handelt und der mutmaßliche Mörder, der 46-jährige US-Bürger Rexal Ford, festgenommen wurde, kommt langsam Licht in den Fall dieses grausamen Verbrechens.
Dank Zeugenaussagen und der Auswertung von Überwachungsvideos, Telefonverbindungsdaten und Kreditkartenumsätzen konnte ermittelt werden, dass sich Rexal Ford und seine Frau sowie die gemeinsame Tochter, also die späteren Opfer, bereits seit mindestens zwei Monaten in Rom aufhielten.
Zudem scheint es gesichert, dass Rexal Ford und seine Ehefrau, laut italienischen Medien eine 29-jährige Frau russischer oder ukrainischer Nationalität, bereits vor ihrer Ankunft in Rom zwei Jahre lang in Europa umhergeirrt waren. In La Valletta auf Malta hatten die beiden geheiratet und dort war vermutlich auch ihre kleine Tochter zur Welt gekommen.
Bei Rexal Ford handelt es sich um eine „schillernde Figur“. Der 46-Jährige führte mit seiner Kleinfamilie ein Vagabundenleben am Rande der Gesellschaft, bezeichnete sich selbst jedoch als „Regisseur und Produzent“. In Wirklichkeit war er jedoch ein mittelloser und gewalttätiger Vater und Ehemann. Trotz seiner Vorstrafen in den USA, wo er wegen geschlechtsspezifischer Gewalt verurteilt worden war, gelang es ihm dank seiner guten Italienischkenntnisse, seiner einnehmenden Art und seiner Hochstapelei – er gab sich als ein „bekannter Regisseur und Produzent“ gleichen Namens aus – irgendwie über die Runden zu kommen.
Da sein Name in keiner touristischen Datenbank als Gast eines Hotels oder Vermietungsbetriebs aufgeführt ist, vermuten die Ermittler, dass der 46-Jährige, seine Ehefrau und ihre wenige Monate alte Tochter immer im Freien schliefen – vielleicht sogar im Park Villa Pamphili – oder von jemandem beherbergt wurden.
Sicher scheint nur, dass die Kleinfamilie in den Wochen vor dem 7. Juni beim Anstehen in einigen Armenküchen der Ewigen Stadt gesehen wurde und dass die Mutter dabei beobachtet wurde, wie sie ihre kleine Tochter auf einem behelfsmäßigen Wickeltisch wickelte. Aus Sicht der Ermittler ist besonders bedeutsam, dass Rexal Ford am 20. Mai auf dem Campo de’ Fiori im Zentrum Roms wegen seiner Gewalttätigkeit auffiel.
Dies war vermutlich das erste Zusammentreffen Fords mit den Ordnungskräften. Er versicherte den Polizeibeamten nicht nur, dass es sich bei den beiden Personen, die ihn begleiteten, um seine Frau und seine Tochter handelte, sondern erklärte ihnen auch, dass er ein amerikanischer Filmregisseur sei. Dabei schoss eine Beamtin ein Foto von ihm und seiner Frau, auf dem zu sehen ist, wie Blut über das Gesicht des 46-Jährigen rinnt und seine Frau ihm ein Taschentuch entgegenhält. „Er war gewalttätig und voller Blut“, erinnert sich der Inhaber eines Restaurants, der Zeuge der Gewalttätigkeit des Mannes wurde, gegenüber Reportern der RAI-Sendung Chi l’ha visto?.
Aus bisher noch unbekannten Gründen wurde die Kleinfamilie – die Mutter und die Tochter besaßen keine Papiere – nicht einer genauen Kontrolle unterzogen.
Dabei hatte er seine Masche, sich als „Regisseur und Produzent“ auszugeben, bereits bei anderen Gelegenheiten verwendet. Laut dem Corriere della Sera hatte Rexal Ford am 7. Mai eine Filmproduktionsfirma im vornehmen römischen Viertel Parioli aufgesucht und versucht, sich dort als Regisseur vorzustellen. Dabei hatte er sogar ein von ihm selbst geschriebenes Drehbuch gezeigt. Allerdings gelang es dem 46-Jährigen nie, in der römischen Filmbranche Fuß zu fassen.
Bei einer der letzten Sichtungen wurde Rexal Ford allein mit dem Baby gesehen. Laut den Autopsieergebnissen war die Mutter mehrere Tage vor dem Baby ermordet worden. Obwohl der 46-Jährige in keiner Datenbank aufgeführt war, gelang es den Ermittlern dank der Zeugenaussagen und der Aufzeichnungen der Überwachungskameras, die Puzzleteile des tragischen Daseins der Kleinfamilie in Rom zusammenzufügen.
Mithilfe seines Telefons konnten sie den mutmaßlichen Täter bis nach Griechenland verfolgen, wo er am vergangenen Freitag auf der Insel Skiathos wegen Mordes verhaftet wurde.
Da die beiden Morde in Rom begangen wurden, hat die römische Staatsanwaltschaft die Überstellung des Verhafteten nach Italien beantragt. Von Griechenland aus lässt Rexal Ford jedoch durchblicken, dass er nicht nach Italien zurückkehren wolle – schon gar nicht, um sich vor einem italienischen Gericht zu verantworten. Er möchte stattdessen lieber an die USA ausgeliefert werden. Es ist jedoch nicht sicher, ob seinem Wunsch entsprochen werden kann – nicht zuletzt, weil die griechischen Behörden bisher noch kein entsprechendes Ersuchen aus Washington erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft in Rom drängt jedoch auf eine möglichst rasche Auslieferung, um Licht in die vielen noch ungeklärten Umstände dieses grausamen Doppelmords zu bringen.
Fraglich bleibt, ob man die Mutter und das kleine Mädchen hätte retten können. Offensichtlich geschah nichts, um die beiden vom gewalttätigen Hochstapler zu trennen.
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