Beweisen Google-Suche, Rattengift und Anzünden der Leiche Vorsatz? – VIDEO

“Mord an Giulia Tramontano kaltblütig geplant”

Montag, 12. Juni 2023 | 08:04 Uhr

Senago/Sant’Antimo – Der Mörder der im siebten Monat schwangeren Giulia Tramontano sitzt in Untersuchungshaft. Alessandro Impagnatiello gestand zwar die Tat, beteuerte aber in Affekt gehandelt zu haben.

„Ich tat es ganz allein, nichts war geplant“, so die Aussage des 30-Jährigen. Der Unterschied ist nicht unwichtig. Sollte das Gericht zum Schluss kommen, dass Alessandro Impagnatiello, der wegen schweren vorsätzlichen Mordes, illegaler Unterbrechung einer Schwangerschaft sowie Zerstörung und Verbergens einer Leiche im Gefängnis sitzt, nicht vorsätzlich gehandelt hat, könnte er mit einem erheblichen Strafnachlass rechnen. Die Staatsanwaltschaft ist sich aber sicher, das Gegenteil beweisen zu können.

Facebook/Chi l’ha visto?/Giulia Tramontano

In einem ersten Moment war der Voruntersuchungsrichter von einem im Affekt begangenen Mord ausgegangen, aber nach der Auswertung mehrerer Spuren gelangte die Staatsanwaltschaft zur Ansicht, dass Alessandro Impagnatiello die Tat geplant hatte. Laut dem Ergebnis der Autopsie soll der 30-jährige Giulia Tramontano von hinten angegriffen und ihr mit dem ersten der insgesamt 37 Messerstiche die Halsschlagader durchtrennt haben, wodurch ein Schreien des Opfers um Hilfe verhindert worden sei.

Laut seinem eigenen Geständnis hatte Alessandro Impagnatiello anschließend versucht, die Leiche in der Badewanne zu verbrennen. „Ich wollte die Leiche irgendwie loswerden. In der Nähe der Badewanne stand etwas Reinigungsalkohol. Den schüttete ich über sie und steckte alles in Brand“, so der 30-Jährige.

Wie die Recherche nach Spuren im Netz ergab, hatte Alessandro Impagnatiello aber bereits zwei Tage vor dem Mord auf Google nach dem Begriff „Verbrannte Keramikbadewanne“ gesucht. Zusammen mit den festgestellten Verbrennungen auf dem leblosen Körper von Giulia Tramontano ist für den Staatsanwalt diese Internetrecherche der schlagende Beweis für vorsätzliches Handeln des Mörders. Neben der Tatwaffe – einem Küchenmesser, das nach dem Mord sorgfältig gereinigt und wieder an seinen Ort zurücklegt worden war – stellten die Ermittler der Carabinieri in der gemeinsamen Wohnung des Paars auch Rattengift sowie mehrere Flaschen Putzalkohol sicher. Den Ermittlern zufolge deutet insbesondere das Rattengift darauf hin, dass der Täter auch andere Mordpläne gehegt habe.

ANSA/Alessandro Impagnatiello und Giulia Tramontano. ANSA

Der erste Versuch, die Leiche verschwinden zu lassen, war aber fehlgeschlagen. Wie auch später entdeckte blutige Schleifspuren beweisen, hatte Alessandro Impagnatiello die Leiche von Giulia in die Garage geschleppt. „In der Garage unternahm ich einen erneuten Versuch. Ich beschloss, mir von der Tankstelle eine Flasche Benzin zu besorgen und sie anzuzünden. Aber gegen 5.00 Uhr löschte ich die Flammen. Ich konnte die Leiche nicht mehr brennen sehen“, so der 30-Jährige während seines Geständnisses. Anschließend hatte sich der Mörder der Leiche entledigt, indem er sie in ein Gebüsch in der Nähe seines Hauses geworfen hatte.

„Ich tat es ganz allein, nichts war geplant. Ich hatte auch kein richtiges Motiv“, fügte der geständige Mörder während des Verhörs hinzu. Die Staatsanwaltschaft hegt aber eine ganz andere Vermutung. Dadurch, dass die Schwangerschaft des Opfers eine Fortsetzung seines „gewohnten Lebens“ und seiner Doppelbeziehung verhindert hatte, habe er beschlossen, dem Leben von Giulia Tramontana und des Ungeborenen ein Ende zu setzen.

Facebook/Chiara Tramontano/Giulia Tramontano

Laut der Staatsanwaltschaft sollen die Spuren und das Verhalten des Mörders nach der Tat beweisen, dass der 30-Jährige den Mord an der im siebten Monat schwangeren Frau mindestens bereits mehrere Tage vor der Tat geplant habe. Zudem könnte der Tatbestand einer illegalen Unterbrechung einer Schwangerschaft in Tateinheit mit einem Mord in einen Doppelmord umgewandelt werden, wodurch zusammen mit der Anschuldigung, vorsätzlich einen Mord verübt zu haben, Alessandro Impagnatiello zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden könnte.

In Senago bei Mailand sowie im Geburtsort von Giulia Tramontano – Sant’Antimo bei Neapel – sitzt der Schock immer noch tief. Am Sonntag wurde die junge Frau sowie das Ungeborene, das sie in sich trug, im engsten Familienkreis auf dem Friedhof von Sant’Antimo beigesetzt. Nach einem Trauerumzug, der am Donnerstagabend in Sant’Antimo stattfand, werden, um der jungen Frau und dem ungeborenen Kind zu gedenken, auch in Senago Trauernde mit einem Licht in der Hand durch die Straßen ziehen.

Von: ka