Von: ka
Ravenna/Fornace Zarattini – Kommt es zu großen Katastrophen wie jener in der Romagna, bei der Tausende von Familien ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen, bleiben Fälle von Diebstahl, regelrechter Plünderei und Betrug selten aus.
Die Flutkatastrophe bildet in diesem Sinn keine Ausnahme. Ein Mann und eine Frau wurden von der Polizei wegen Plünderei festgenommen. Die beiden hatten sich unter die freiwilligen Helfer gemischt, um ungestört in Wohnungen eindringen zu können. Nachdem eine Wohnungsinhaberin – eine ältere Frau – erkannt hatte, dass 6.000 Euro verschwunden waren, verständigte sie sofort die Polizei.
Müssen wie bei der Flutkatastrophe in der Emilia-Romagna Menschen Hals über Kopf ihre Häuser verlassen, passiert es sehr oft, dass sie in ihren eigenen vier Wänden Bargeld und Schmuck ungeschützt zurücklassen müssen. Das wissen leider auch Kriminelle. Sich im Durcheinander der verschiedenen Rettungseinsätze als „freiwillige Helfer“ tarnend halten sie nach unbeaufsichtigten und aus ihrer Sicht „vielversprechenden“ Häusern und Wohnungen Ausschau.
So geschah es auch in Fornace Zarattini, einer Fraktion der von der Flutkatastrophe stark betroffenen Stadt Ravenna. Ein Mann und eine Frau boten einer älteren Frau an, ihr beim Entfernen des Schlamms aus ihrer Wohnung zu helfen. Die ältere Frau, die die beiden für freiwillige Helfer hielt, die seit Tagen hart arbeiten, um Wohnungen und Straßen vom braunen Schlamm zu befreien, und vier kräftige junge Arme gut gebrauchen konnte, nahm die „Hilfe“ dankbar an und ließ die beiden bereitwillig in ihre Wohnung.
— LFV Südtirol 🚒 UVF Alto Adige (@LFVSuedtirol) May 22, 2023
Schade nur, dass die beiden keine sogenannten „Angeli del fango“ („Schlammengel“, wie die vielen jungen freiwilligen Helfer genannt werden, Anmerkung der Redaktion) waren, sondern sich vielmehr als Kriminelle entpuppten. Das Paar nutzte einen unbeobachteten Moment aus, um 6.000 Euro zu stehlen, die die die ältere Frau in ihrer Wohnung aufbewahrt hatte. Kurz nachdem das Paar die Wohnung wieder verlassen hatte, erkannte die Inhaberin, dass ihr das Geld fehlte. Die Frau schlug sofort Alarm und verständigte die Polizei.
Den Polizeibeamten gelang es, das Paar innerhalb kürzester Zeit zu stellen. Der Mann und die Frau, bei denen es sich um ein ursprünglich aus Albanien stammendes Ehepaar handelte, wurden wegen Diebstahls unter erschwerten Umständen festgenommen. Die Geldsumme, die das Paar immer noch bei sich trug, wurde der rechtmäßigen Besitzerin zurückgegeben.
In den vergangenen Tagen waren in den von der Flutkatastrophe am meisten betroffenen Gebieten um Cesena, Forlì, Faenza und Ravenna immer wieder Gerüchte über Diebstähle und Plünderungen aufgetaucht, aber beim Fall von Ravenna handelte es sich um den ersten dokumentierten und zur Anzeige gebrachten Diebstahl.
Die Ordnungskräfte gehen davon aus, dass sich zu diesem weitere Plünderungsfälle gesellen werden. Dabei ist zu bedenken, dass in weiten Teilen der Region sowohl der Straßen- als auch der Kommunikationsverkehr stark beeinträchtigt sind, sodass Fälle von Plünderungen möglicherweise noch nicht gemeldet werden konnten.
Die Behörden nehmen die Gefahr, dass Plünderer, Diebe und Betrüger die Notlage der Bevölkerung – insbesondere der älteren Leute – ausnützen, um ihrem kriminellen Treiben nachzugehen, sehr ernst. Bereits während der ersten Überschwemmung Anfang Mai hatte der Bürgermeister von Faenza, Massimo Isola, über seine Facebook-Seite die notleidende Bevölkerung vor Dieben und Betrügern gewarnt.
Bei ihnen handelt es sich nicht nur um Kleinkriminelle, die sich unter die „Schlammengel“ mischen, um ungestört in den frisch evakuierten Wohnungen herumwühlen und nach Wertgegenständen suchen zu können, sondern auch um herzlose Betrüger, die mitfühlenden Menschen weismachen, im Auftrag von Wohltätigkeitsorganisationen Geld für die Flutopfer zu sammeln.
Um dieser Gefahr entgegenzuwirken und die Bevölkerung zu beruhigen, sind in allen betroffenen Stadtvierteln und Gemeinden Streifen der Carabinieri, des Heeres und der Polizei unterwegs. Allerdings scheint die Bevölkerung den getroffenen Maßnahmen nicht vollends zu trauen. Obwohl das Wasser immer höher stieg und ihre Evakuierung bereits angeordnet worden war, weigerten sich in einigen Gegenden nicht wenige Menschen, ihre Häuser ungeschützt zurückzulassen. Die Angst vor möglichen Plünderungen war offensichtlich zu groß.
Andere Bürger, die Hals über Kopf ihre Häuser verlassen und dabei Geld und Schmuck zurücklassen mussten, forderten von den Behörden von Ravenna, in ihre evakuierten Häuser zurückkehren zu dürfen, um einige persönliche Besitztümer und Wertgegenstände in Sicherheit bringen zu können. Nach einer kurzen Beratschlagung gaben die zuständigen Behörden nach und beschlossen, den Bürgern, die am Stadtrand von Ravenna wohnen, entgegenzukommen. Von der Feuerwehr eskortiert, wurde es ihnen erlaubt, für kurze Zeit ihre Wohnungen zu erreichen.
#EINSATZINFO: 22.05.23 – Unermüdlich stehen unsere Feuerwehrleute bei den anstrengenden Aufräumarbeiten in Forlì im Einsatz 🚒 💪 DANKE! #Infointervento: 22.05.23 – I nostri VVF al lavoro con la forza delle braccia e del cuore senza sosta per sgomberare le aree alluvionate pic.twitter.com/9fX7ck75lX
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Bei der Präfektur von Ravenna ist man zuversichtlich, dass die Sicherheitsmaßnahmen greifen. Die Behörden gehen davon aus, dass die Anzahl krimineller Taten überschaubar bleibt. Auf der anderen Seite ist die italienische Öffentlichkeit, die mit der Emilia-Romagna große Solidarität zeigt, entsetzt darüber, dass Diebe, Plünderer und Betrüger die Notlage der hilflosen Bevölkerung für ihre kriminellen Zwecke missbrauchen. Viele Italiener fordern ertappte Kriminelle für diese Taten hart zu bestrafen.