Pensionsgelder unrechtmäßig eingestrichen – VIDEO

Rätsel um unbekannte Leiche nach fast einem Jahr gelöst

Mittwoch, 05. Juli 2023 | 08:19 Uhr

Anversa degli Abruzzi/Trani – Anversa degli Abruzzi in der mittelitalienischen Region Abruzzen und Trani in Apulien – zwei Orte, die rund 350 Kilometer voneinander entfernt liegen – sind Schauplätze einer schier unglaublichen Begebenheit um eine namenlose Leiche, die erst dank der beharrlichen Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri von Sulmona identifiziert werden konnte.

Nachdem die vor fast einem Jahr entdeckte unbekleidete Leiche eines älteren Mannes dem 81-jährigen Pensionisten Bruno Del Negro zugeordnet werden konnte, wurden seine drei Söhne wegen Beseitigung einer Leiche, Betrugs am Sozialfürsorgeinstitut INPS und unrechtmäßiger Verwendung einer Bankomatkarte ins Ermittlungsregister eingetragen. Auch die Lebensgefährtin eines Sohnes steht im Fokus der Ermittler. Um weiterhin die ansehnliche Pension von Bruno Del Negro von 3.000 Euro kassieren zu können, soll das Quartett die Leiche des 81-Jährigen bis nach Anversa degli Abruzzi gebracht und dort in der Nähe der Straße in einer Grotte „entsorgt“ haben.

Fast ein Jahr nach seiner Entdeckung konnte das Rätsel um die Leiche eines älteren Mannes gelöst werden. Die vollkommen nackte Leiche, die von einem Unbekannten in einem Schlafsack gepackt worden war, wurde am 30. Juli des vergangenen Jahres in der Fraktion Castrovalva in der Gemeinde Anversa degli Abruzzi in der mittelitalienischen Region Abruzzen in einer Grotte unter einem felsigen Abhang entdeckt. Bei der Leiche wurden weder Dokumente noch sonstige zweckdienliche Hinweise zur Identität des älteren Mannes gefunden.

Da der Verstorbene nie in Kontakt mit der Justiz gekommen war und die Möglichkeit eines DNA-Vergleichs nicht bestand, erwies sich die Identifizierung des Mannes zunächst als sehr schwierig. Erst die Entdeckung, dass der alte Mann eine Oberschenkelprothese hatte, brachte die Ermittler der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri von Sulmona auf die richtige Spur. Über die Prothese fanden die Ermittler heraus, dass das künstliche Hüftgelenk dem 81-jährigen Bruno Del Negro im Krankenhaus von Trani in Apulien eingesetzt worden war.

Zum Erstaunen der Ermittler war das Verschwinden und das Ableben des 81-Jährigen den Behörden nie gemeldet worden. Folgende Ermittlungen der Carabinieri ermöglichten es, Schritt für Schritt alle Geschehnisse bis zur „Entsorgung“ der Leiche in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli letzten Jahres zu rekonstruieren.

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Der Rekonstruktion zufolge handelte es sich Bruno Del Negro um einen bettlägerigen älteren Mann, der sich nicht mehr selbst versorgen konnte und daher auf ständige Pflege angewiesen war. Laut Angaben seiner Söhne soll der 81-Jährige in seinem Bett gestorben sein. Anstatt sein Ableben den zuständigen Behörden zu melden, sollen die drei Söhne in Absprache mit der Lebensgefährtin eines der drei Männer beschlossen haben, die Leiche zu „entsorgen“. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin soll einer der Söhne die Leiche von Bruno Del Negro ausgezogen und sie in einen kurz davor erworbenen Schlafsack gepackt haben. Mit der Leiche im Kofferraum sei das Paar dann rund 350 Kilometer nach Norden bis nach Anversa degli Abruzzi gefahren, wo der Schlafsack samt der Leiche in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli 2022 in der Nähe der Straße in einer Grotte abgelegt worden sei.

Das Ziel des kriminellen Paares und der beiden Mitwisser war offensichtlich: Die nicht erfolgte Todesmeldung eröffnete ihnen die Möglichkeit, weiterhin die ansehnliche Pension des 81-Jährigen in Höhe von 3.000 Euro – Bruno Del Negro war leitender Beamter des lokalen Sanitätsbetriebs gewesen – zu kassieren und untereinander aufteilen zu können. Zudem plünderten sie das Konto des alten Mannes. Dem italienischen Sozialfürsorgeinstitut INPS entstand dadurch ein enormer Schaden.

Die drei Söhne sowie die Lebensgefährtin eines Sohnes, die alle ein Alter von 54 bis 57 Jahren haben, wurden wegen Beseitigung einer Leiche, Betrugs am Sozialfürsorgeinstitut INPS und unrechtmäßiger Verwendung einer Bankomatkarte ins Ermittlungsregister eingetragen. Sollten sie dafür von einem Gericht für schuldig befunden werden, was angesichts der erdrückenden Beweislage als sicher scheint, riskieren sie zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt zu werden.

Auf Antrag anderer Angehöriger wird die Leiche von Bruno Del Negro, die nach acht Monaten in der Kühlkammer des Krankenhauses von Chieti im April als unbekannter Toter beerdigt worden war, exhumiert und in seinen Heimatort zurückgebracht. Dann kann Bruno endlich in Frieden ruhen.

Von: ka