Familie akzeptierte nicht ihr Verhältnis zu einem Transgender – VIDEO

Schreckliches Verbrechen: Schwester gerammt und getötet

Dienstag, 15. September 2020 | 08:13 Uhr

Caivano – Die Landesstraße Cancello-Caivano in der Nähe von Neapel war am frühen Samstagmorgen Schauplatz eines schrecklichen Verbrechens.

Weil ihre Familie nicht ihre Beziehung zu einem Transgender akzeptieren wollte, wurde die 20-jährige Maria Paola Gaglione, die zusammen mit ihrem Freund auf einem Kleinmotorrad unterwegs war, von ihrem eigenen Bruder Michele Antonio verfolgt und gerammt. Beim folgenden Sturz verlor Maria Paola Gaglione ihr Leben. Ihr Freund Ciro wurde mit schwersten Verletzungen in das Krankenhaus von Acerra eingeliefert. Michele Antonio Gaglione hingegen wurde wegen Totschlags und schwerer Nötigung festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Facebook/Daniela Lourdes Falanga

Das, was in einem ersten Moment wie ein tragischer Verkehrsunfall aussah, entpuppte sich nach wenigen Stunden als dramatisches Ende einer von der Familie von Maria Paola mit allen Mitteln bekämpfte Liebesbeziehung.

Die Gaglione, die im als einer der größten Drogenhandelsplätze Kampaniens berüchtigten Volkswohnviertel „Parco verde“ von Caivano leben, wollten nicht die Beziehung der 20-Jährigen mit Ciro Migliore – eine als Frau geborene Person, die sich aber als Mann fühlt – akzeptieren. Ciro, der laut seiner Mutter von den Gaglione schon mehrmals mit dem Tod bedroht worden war, und Maria Paola Gaglione hatten beschlossen, fern von Caivano ein neues Leben zu beginnen. Zu diesem Zweck waren sie nach Acerra gezogen.

Die Gaglione fuhren aber fort, die Beziehung zu bekämpfen. In der Nacht vom Freitag auf den Samstag kam es zum tödlichen Drama. Laut einer Rekonstruktion der Carabinieri verfolgte Michele Antonio Gaglione, der nach eigenen Angaben „seine Schwester wieder nach Hause holen“ wollte, auf der Landesstraße Cancello-Caivano über mehrere Minuten hinweg mit seinem Scooter das Liebespaar. Nachdem er die beiden, die ebenfalls mit einem Scooter unterwegs waren, erreicht hatte, trat er nach dem Scooter seiner Schwester, um das Paar zu Sturz zu bringen.

ANSA/Facebook/Paola Maria Gaglione

Durch die Tritte verlor der Scooter des Paares in einer Kurve die Straßenhaftung, wodurch es zu einem schrecklichen Sturz kam. Maria Paola Gaglione wurde in ein angrenzendes Grundstück geschleudert. Unglücklicherweise prallte sie gegen ein offenes Rohr der Beregnungsanlage, das ihr den Hals aufschnitt. Die 20-Jährige war fast auf der Stelle tot. Ciro hingegen blieb auf der Straße verletzt liegen. Michele Antonio Gaglione blieb sofort stehen. Er kümmerte sich nicht um seine zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits tote Schwester Maria Paola. Er stürzte sich sofort auf ihren verletzten Freund und begann, auf ihn einzuprügeln.

Kurz darauf wurde er von den Carabinieri wegen Körperverletzung, Tod als ungewollte Folge einer Tat und Nötigung in Gewahrsam genommen. Als in den folgenden Stunden die Hintergründe des angeblichen Unfalls zum Vorschein kamen, wurden die dem Bruder des Opfers zur Last gelegten Straftatbestände in Totschlag und schwere Nötigung umgewandelt.

„Ich wollte ihr nur eine Lektion erteilen, nicht sie umbringen. Aber sie ist infiziert worden“, sagte Michele Antonio Gaglione zu den Carabinieri, die ihn in eine Haftanstalt überstellten. Ciro hingegen wurde von den Rettungskräften erstversorgt und mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus von Acerra eingeliefert. Schlimmer als seine Verletzungen wiegt aber für Ciro der Verlust seiner geliebten Maria Paola. Er bittet darum, sie wenigstens noch einmal sehen zu dürfen.

Auch die Familie Gaglione ist zerstört. Über den Pfarrer von Caivano ließ sie mitteilen, dass „Michele das Haus verlassen hätte, um seine Schwester zur Rückkehr zu bewegen“. „Michele hätte seine Schwester nicht gerammt. Ihr Tod sei ein tragischer Unfall gewesen“, so die Familie des Opfers.

ANSA / CIRO FUSCO

Die Mutter von Ciro hingegen erinnerte daran, dass „die Kinder so zu akzeptieren seien, wie sie sind“. Sie fordert „Gerechtigkeit für Maria Paola”. Wer den Fehler gemacht habe, müsse dafür bezahlen, so die Mutter von Ciro.

Auch Verbände, die Transgender in der Öffentlichkeit vertreten, äußerten sich zum schrecklichen Verbrechen von Caivano. „Man kann nicht das Glück zweier Menschen zerstören, indem man einer Liebenden das Leben nimmt. Sollten die Tatsachen den Zorn und den Schmerz dieser Mutter bestätigen, kann man diese nicht mehr in einen Mantel des Schweigens hüllen. Zu oft werden Lebensgefährten von Transgender Opfer von Transphobie sowie von Beleidigungen und Demütigungen“, so der Präsident von Antinoo Arci Gay Napoli, Daniela Lourdes Falanga.

Auch in der italienischen Öffentlichkeit wachsen Abscheu und Entsetzen. Aus der Sicht vieler Italiener ist das Verbrechen von Caivano genauso absurd wie der grausame Mord an den 21-jährigen Willy Monteiro Duarte.

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Von: ka