Von: ka
Monte Bondone/Trentino – Dank einer Kamera, die eigentlich zur Überwachung der Bärenpopulation bestimmt war, gelang es, im Trentino das Vorhandensein der seltenen Wildkatze(Felis silvestris) nachzuweisen. Das Antreffen des streng geschützten Raubtiers passt gut zu der seit einigen Jahren zu beobachtenden Ausbreitung der Wildkatze im Friaul und in Venetien.
Es war am späten Vormittag des 5. Januar, als eine Kamera, welche zur Überwachung der Bewegungen der Trentiner Braunbären auf dem Osthang des Monte Bondone bei Trient auf 650 Meter Meereshöhe aufgestellt worden war, Bilder des seltenen Räubers einfing. Laut Experten, die sich in den anderen Verbreitungsgebieten – Friaul-Julisch Venetien, Slowenien, Toskana und Deutschland – mit der Wildkatze beschäftigen, handelt es sich bei dem am Monte Bondone festgestellten Exemplar um ein junges Männchen. Seine Herkunft hingegen bleibt im Dunkeln. Die Naturforscher nehmen an, dass das Raubtier aus der Belluneser Gegend eingewandert sein könnte.
Die Wildkatze unterscheidet sich von der Hauskatze durch verschiedene innere und äußere Merkmale. Für das geschulte Auge genügt allerdings bereits das Fell, um den Räuber eindeutig als Wildkatze zu identifizieren. Besonders charakteristisch sind der dicke, keulenförmige Schwanz, auf dem drei dunkle bis schwarze Ringe klar voneinander zu unterscheiden sind. Auffällig ist auch der dunkle Streifen, der sich vom Kopf der Wirbelsäule entlang bis zum Anfang des Schwanzes hinzieht. Andere Kennzeichen der Wildkatze, die aber auf diesen Bildern nicht alle zu sehen sind, sind die ockerfarbenen Ohren, die vier schwarzen Streifen in der Halsgegend und die vier weiteren dunklen, vertikalen Streifen im Brustbereich. Die Hintergrundfarbe des Fells ist immer grau bis heufarben.
Die Wildkatze wurde nie domestiziert. Der katzenartige Räuber ist sehr scheu, vorwiegend nachtaktiv und bewohnt Wärme liebende Laubwälder, wobei der seltene Räuber niedrigere Seehöhen bevorzugt. Das Raubtier jagt vor allem kleine Säugetiere, aber auch Amphibien, Reptilien, Fische und große Insekten. Das Männchen beansprucht für sich ein Jagdterritorium von zwei bis zehn Quadratkilometern. Dieses Gebiet, das er mit seinem Urin und Kratzspuren an den Bäumen markiert und in dem er normalerweise nur fruchtbare Weibchen duldet, verteidigt er gegen männliche Artgenossen. Treffen sich zwei Männchen kommt es aber meist nur zu Drohgebärden und kaum zu grausamen Kämpfen. Die Wildkatzen pflanzen sich nur einmal im Jahr fort. Dabei kommen zwei bis drei Junge zur Welt, die im Herbst bereits selbstständig sind. Wildkatze und Hauskatze können sich prinzipiell kreuzen. Da aber die Lebensräume vollkommen unterschiedlich sind, beträgt in Italien der Anteil der Hybriden gerade einmal 10 Prozent.
Die Population ist wegen der generellen Ausbreitung des Waldes stetig im Steigen begriffen. In der Nachbarprovinz, wo noch nie der Nachweis des Vorhandenseins der Wildkatze in freier Wildbahn gelang, sind Freude und Begeisterung groß.
Und wann besucht uns die Wildkatze in Südtirol?