Frauen als doppelte Opfer: Erwachsenenforum war eine Geldmaschine – VIDEO

„Sie zahlten, um von ‚Phica.eu‘ zu verschwinden“

Mittwoch, 03. September 2025 | 08:24 Uhr

Von: ka

Rom – Die Ermittlungen um die abstoßende Facebook-Gruppe „Mia Moglie“, in der Tausende von Männern Fotos ihrer ahnungslosen Partnerinnen und Ehefrauen austauschten und sie mit widerlichen Kommentaren versahen, sowie um das inzwischen vom Netz genommene Erwachsenenforum „Phica.eu“, in dem nicht nur über Fotos unbekannter Frauen, sondern auch über manipulierte Bilder von Politikerinnen und Schauspielerinnen „diskutiert“ wurde, schreiten unaufhaltsam voran.

Um das bisher gesammelte Material zu prüfen und über die nächsten Schritte der laufenden Ermittlungen gegen die sogenannten „sexistischen” Websites zu entscheiden, fand im Gebäude der römischen Staatsanwaltschaft ein Gipfeltreffen statt.

Den bisherigen Untersuchungen der Postpolizei zufolge sind die von den Nutzern und Administratoren der Seite, insbesondere des Erwachsenenforums Phica.eu, begangenen Straftaten weitaus schwerwiegender als vulgäre Beleidigungen, Aufrufe zu sexueller Gewalt und die missbräuchliche Verwendung von Bildern aus öffentlichen Profilen in Zusammenhängen, die mit den ursprünglichen Fotos und der Absicht der fotografierten Personen nichts mehr zu tun haben.

ANSA

Inzwischen ist von Erpressung, Nötigung und sogar der Bildung einer kriminellen Vereinigung die Rede. Diese soll die Fotos missbraucht haben, um den Opfern Geldsummen für die Löschung der Fotos abzupressen. Bisher wurde noch niemand offiziell ins Ermittlungsregister eingetragen. Dank intensiver Untersuchungen konnte jedoch der mutmaßliche Betreiber der Seite Phica.eu identifiziert werden.

Bei dem Verdächtigen, der sich im Erwachsenenforum hinter den Nicknamen „Phica Master” oder „Boss Miao” – benannt nach dem Profilfoto einer Katze – versteckt hatte, handelt es sich um den 45-jährigen Vittorio Vitiello, der in Scandicci in der Toskana wohnt, aber ursprünglich aus Pompeji stammt. Zu seiner Aufdeckung trug unter anderem die Anzeige der Bürgermeisterin von Florenz, Sara Funaro, bei. Sie war ohne ihr Wissen auf phica.eu gelandet und dort Opfer von Beleidigungen aller Art geworden.

Facebook/Sara Funaro

In der Vergangenheit nahmen zahlreiche Frauen Bezug auf „Phica Master” oder „Boss Miao”, alias Vittorio Vitiello, und baten darum, die sie betreffenden Fotos und Kommentare von der inzwischen geschlossenen Website für Erwachsene zu entfernen.

Unter der falschen Behauptung, die Entfernung dieses Materials sei mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden, wurden vielen dieser Opfer im Gegenzug Beträge von bis zu mehreren Tausend Euro in Rechnung gestellt. Wie einige von Fanpage.it veröffentlichte E-Mails zeigen, legte „Boss Miao” auch eine Preisliste fest: 350 Euro für die einfachsten Fälle, die nur wenige Stunden oder Tage Arbeit in Anspruch nahmen, oder 2.000 Euro und mehr für die tiefer im Netz verwurzelten Fälle, deren Bereinigung angeblich mehrere Monate dauerte.

Da sich die betreffenden Server jedoch in China und Russland befanden, lagen sie außerhalb der Kontrolle eines einzelnen italienischen Betreibers – immer vorausgesetzt, es handelte sich tatsächlich um einen einzigen Betreiber. Insofern handelte es sich bei der angeblichen „Entfernung der Bilder” und „Säuberung aus dem Netz” also um nichts anderes als einen Betrug an Frauen, die sich in einer fragilen emotionalen Verfassung befanden.

Facebook/Loredana Lipperini

Hier kommen die beiden anderen Namen ins Spiel, die derzeit überprüft werden. Es handelt sich um zwei vermeintliche Anwältinnen – “Giulia” und “Giada” –, die angeblich mit dem Empfang und der Bestätigung der Zahlungen beauftragt waren, jedoch in keinem Berufsalbum aufgeführt sind. Es handelt sich also um Erpressungen mit Anklängen an Rachepornos, was dem eigentlichen Geschäft dieser Websites entspricht. Sie sind für diese Seiten tatsächlich viel wertvoller als die Nutzerinteraktionen und der Datenverkehr, die in 20 Jahren von Hunderttausenden Nutzern generiert wurden. Beide „Geschäftsfelder” erlaubten es den Betreibern, Phica.eu in eine wahre Geldmaschine zu verwandeln.

Die Website verfügte auch über eine Art Suchmaschine, die Fotos von berühmten Persönlichkeiten aus dem Internet herausfilterte, sobald deren Name in das entsprechende Fenster eingegeben wurde. In vielen Fällen handelte es sich jedoch um „Klick-Köder”: Fotos oder Standbilder aus Fernsehsendungen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen, die mit vermeintlich morbiden Enthüllungen in Verbindung gebracht wurden. In den Kommentaren unter den Bildern überboten sich die Nutzer damit, wer den widerlichsten und sexistischsten Beitrag ins Forum stellt. In einigen besonders eklatanten Fällen soll in den Kommentaren sogar zu sexueller Gewalt aufgerufen worden sein.

Facebook/Commissariato di PS Online – Italia

Besonders abstoßend ist, dass es auf der Website sogar eine Anleitung gab, die den Nutzern erklärte, wie sie heimlich Fotos von ahnungslosen Frauen machen können, indem sie Mikrokameras in Umkleidekabinen von Geschäften oder in Umkleideräumen von Fitnessstudios anbringen.

Facebook/Basta.Suedtirol0

Zum Schutz des Ansehens der Frauen, die gegen ihren Willen auf diesen Seiten gelandet sind, engagiert sich die Anwältin Annamaria Bernardini de Pace. Um den Opfern mehr Gehör zu verschaffen, hat sie eine Sammelklage eingereicht. Zusammen mit einem Team von zwölf Rechtsbeiständen hat die bekannte Scheidungsanwältin nach eigenen Angaben bereits „einige hundert” Meldungen gesammelt, vor allem über Vereinigungen. Ihr Ziel ist es, von den Nutzern und den Betreibern der Seiten vor Zivilgerichten Entschädigungen zu erstreiten.

Das bedeutet, dass den Nutzern und Administratoren von „Mia Moglie” und dem Porno- und Spannerforum Phica.eu neben den strafrechtlichen Folgen auch hohe Schadenersatzforderungen drohen könnten. Italien ist fest entschlossen, ein solches Treiben im Netz nicht länger zu dulden.

Kommentare

Aktuell sind 4 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen