Kommt Impfpflicht für Lehrpersonal? – VIDEO

Szenario: Erweiterter “Grüner Pass” für “weiße Zone” bis Mitte August

Dienstag, 20. Juli 2021 | 07:00 Uhr

Von: ka

Rom – Um den steigenden Corona-Zahlen Herr zu werden, spielt die Regierung in Rom derzeit verschiedene Szenarien durch. Es steht neben einer Ausweitung der am Besitz des „Grünen Passes“ gebundenen Bewegungsfreiheit nach französischem Modell auch eine Impfpflicht für das gesamte Lehrpersonal im Raum.

Dank der durch die fortschreitende Impfung weiter Teile der Bevölkerung ermöglichten Anpassung der Kriterien – in Zukunft dürfte die Auslastung der Krankenhäuser und Intensivstationen stärkere Berücksichtigung, als die die Zahl der positiv Getesteten finden – könnten bis Mitte August alle italienischen Regionen „weiß“ bleiben. Die Diskussionen werden aber von harten Polemiken begleitet. Während die Rechtsparteien den „Grünen Pass“ als Zugangsbedingung für Bars und Restaurants scharf kritisieren, verurteilen die Linksparteien deren Haltung als „verantwortungslos“.

ANSA/TINO ROMANO

Mit den Versammlungen des Technisch Wissenschaftlichen Komitees(CTS) und dem darauffolgenden Zusammentreffen seiner Mitglieder mit dem Ministerpräsidenten Mario Draghi beginnt eine Woche Entscheidungen, an deren Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit feststehen wird, welche Freizeitaktivitäten nur Inhabern des „Grünen Passes“ vorbehalten sein werden. Ziel der Regierung ist es, alle Regionen zumindest bis Mitte August im „weißen Bereich“ zu halten. Dank der durch die fortschreitende Impfung weiter Teile der Bevölkerung ermöglichten Anpassung der Kriterien – in Zukunft dürfte der Auslastung der Krankenhäuser und Intensivstationen stärkere Bedeutung als die die Zahl der positiv Getesteten zukommen – halten die Experten, die die römische Regierung beraten, dieses Ziel als erreichbar.

Bisher durchgesickert ist, dass der sogenannte „erweiterte Grüne Pass“, der nur mehr 14 Tage nach Abschluss des kompletten Impfzyklus und nicht mehr bereits nach der Verabreichung der ersten Dosis verfügbar sein wird, Anfang August in Kraft treten soll. Zudem werden auch von Covid-19 Geheilte und Besitzer eines weniger als 48 Stunden alten negativen Coronatests den „Grünen Pass“ erhalten können. Mit ziemlicher Sicherheit wird der Zugang zu Stadien, Schwimmbädern, Turnhallen, Konzerten sowie zu den noch zu öffnenden Tanzlokalen und alle anderen Veranstaltungen mit hoher Teilnehmer- und Zuschauerzahl nur mit „Grünem Pass“ möglich sein.

Pixabay/Wilfried Pohnke

Um die im Raum stehende Pflicht des „Grünen Passes“ für den Innenbereich von Restaurants, Bars und Pizzerien tobt zwischen den Parteien, die die Regierung Draghi stützen, indes ein harter Kampf. Während die Rechtsparteien den „Grünen Pass“ als Zugangsbedingung für Bars und Restaurants scharf kritisieren und vor schädlichen Auswirkungen für die Wirtschaftlichkeit dieser Betriebe sowie für die Tourismussaison warnen, verurteilen die Linksparteien diese Haltung als „verantwortungslos“. Die Linkspartei Liberi e Uguali wirft den rechten Parteien Lega und Fratelli d’Italia vor, den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz der Impfkampagne zu schaden, fahrlässig das Risiko von Schließungen einzugehen und aus wahltaktischen Gründen auf das Lager der Impfgegner und Coronaleugner zu schielen.

Die zweite italienische Baustelle sind die Schulen. Unterrichtsminister Patrizio Bianchi erklärte, dass der Ministerrat diese Woche auch eine Impfpflicht für das gesamte Lehrpersonal beschließen könnte. Der Virologe Fabrizio Pregliasco sprach sich für eine Impfpflicht für das Lehrpersonal aus. Der angesehene Experte, der Mitglied des die Regierung beratenden Technisch Wissenschaftlichen Komitees(CTS) ist und an der Universität „Università Statale“ von Mailand lehrt, hält die Impfpflicht für einen entscheidenden Schritt.

Facebook/Fabrizio Pregliasco

„Ich glaube, dass wir darüber nachdenken sollten, genauso wie für das medizinische Personal auch für das Schulpersonal eine Impfpflicht einzuführen. Die Lehrkräfte sind gefährdet, weil die Delta-Variante des Coronavirus die jungen Menschen stark infiziert und weil sie einen für die Gesellschaft unverzichtbaren Dienst leisten. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Invalsi-Tests. Sie sind so schlecht, weil der Fernunterricht nur notdürftig durchgeführt und schlecht organisiert worden ist“, so der Virologe Fabrizio Pregliasco.

APA/APA/THEMENBILD/HANS PUNZ

Die nächsten Tage werden auf jeden Fall weisen, in welche Richtung sich die Regierung bewegen wird. Die Entscheidungen werden vermutlich nicht nur davon abhängen, wie sich die Corona-Zahlen und der Druck auf die Krankenhäuser entwickeln werden, sondern auch, ob die jüngeren Italiener in großer Anzahl dazu bereit sein werden, sich impfen zu lassen. Dies gilt auch für das Lehrpersonal, an das appelliert wird, das Impfangebot anzunehmen.