Blutige Rache: Camorra-Chefin zwingt Ehemann zum Mord

„Töte deine Liebhaberin und ich kümmere mich um die Tochter“

Freitag, 15. Mai 2020 | 08:05 Uhr

Marcianise – Nach fast drei Jahrzehnten gelang es der Polizei, einen grausamen, im Camorra-Milieu verübten Mord aufzuklären. Die Bluttat, bei der es nicht wie sonst üblich um Macht- und Konkurrenzkämpfe zwischen verschiedenen Clans, sondern vielmehr um Ehre und Gesichtsverlust ging, geschah im Herzen einer Camorra-Familie nach einem teuflischen Pakt. Die Clan-Chefin, Maria Buttone, zwang „aus verlorener Ehre“ ihren Mann dazu, seine Liebhaberin zu töten. Im Gegenzug bot sie an, sich um die Tochter des Mordopfers zu kümmern.

„Wegen meines Nachnamens habt ihr etwas gegen mich. Ich habe nichts getan“, sagte Maria Buttone zu den Beamten der Antimafiaeinheit des Polizeikommissariats von Caserta, die sie am frühen Donnerstagmorgen aufsuchten, um sie festzunehmen und in das Gefängnis zu überstellen.

Die gewalttätige und erbarmungslose Frau, hatte nach der Verhaftung ihres Gatten, Domenico Belforte, die Führung des Camorraclans der Belforte, der die Umgebung von Marcianise bei Caserta in Kampanien beherrscht, übernommen und führt seither seine „Geschäfte“ weiter. Allerdings wurde Maria Buttone nicht wegen Drogenhandels oder Erpressung, sondern wegen eines fast drei Jahrzehnte zurückliegenden, besonders grausamen Verbrechens verhaftet. Es war ihr eiserner Wille, dass die Liebhaberin ihres Mannes, Angela Gentile, sterben musste, weil sie die Chefin vor den Augen der anderen Frauen des Clans „entehrt“ hatte. Sie zwang ihren eigenen Ehemann dazu, die schreckliche Bluttat auszuführen. Im Gegenzug bot sie an, sich um die Tochter des Mordopfers zu kümmern.

Doppio colpo al #clanBelforte: arrestati moglie e fratello del ras Domenico

Pubblicato da La RAMPA su Giovedì 14 maggio 2020

Die Vorgeschichte des abstoßenden Verbrechens begann im fernen Jahr 1978, als die blutjunge Angela Gentile in einer Diskothek den damals noch unverheirateten Domenico Belforte – Boss des gefürchteten und geschäftlich sehr erfolgreichen Camorraclans der Belforte – kennenlernte. Es entspann sich daraus schnell eine Beziehung, aus der auch ein Mädchen hervorging. Domenico Belforte erkannte das Mädchen aber nie als seine eigene Tochter an und zog es vor, seine Verlobte Maria Buttone zu heiraten. In der Folge lebte Angela Gentile zwölf Jahre alleine mit ihrer Tochter. Dann aber schrieb der inzwischen verhaftete Domenico Belforte ihr aus der Gefängniszelle heraus einen Brief, in dem er den Wunsch äußerte, seine Tochter zu sehen. Nachdem er aus der Haft entlassen worden war, gingen die beiden erneut – diesmal allerdings eine außereheliche – Beziehung ein.

Als Maria Buttone die außereheliche Beziehung ihres Mannes zu Ohren kam, war sie zutiefst erzürnt und – noch schlimmer – in ihrem Stolz und ihrer „Ehre“ als Chefin der Belforte verletzt. In ihren Augen hatte Angela Gentile sie vor den anderen Frauen des Clans „entehrt“ – ein „Verbrechen“, das nur mit ihrem Tod gesühnt werden konnte. Als Maria Angela ein letztes Mal aufforderte, zu verschwinden, antwortete diese mit den Worten, dass sie keine Angst vor ihr hätte. Damit unterschrieb sie ihr endgültiges Todesurteil.

Maria Buttone verlangte nach Rache. Domenico Belforte hing an seiner Geliebten und der gemeinsamen Tochter, aber zu seiner gefürchteten Ehefrau konnte er nicht Nein sagen. Sie war letztendlich dazu imstande, Domenico Belforte zur schrecklichen Tat zu zwingen. Der Tochter wurde erzählt, dass ihre Mutter „verschwunden“ sei. Ältere Kollegen der Polizei von Caserta erinnerten sich noch an das junge Mädchen, das immer wieder weinend nach ihrer Mutter fragte. „Papá, sag mir die Wahrheit. Hast du sie umgebracht?“, fragte die Tochter immer wieder ihren Vater, aber der inzwischen wieder verhaftete Domenico Belforte fuhr fort, den Mord abzustreiten.

Nach langjährigen Ermittlungen, bei denen abtrünnige Camorra-Mitglieder angehört und eine Vielzahl von Telefonmitschnitten ausgewertet worden waren, gelang es den Beamten der Antimafiaeinheit der Polizei von Caserta, Domenico Belforte und seine Frau Maria Buttone der schrecklichen Bluttat zu überführen. Im Verhör machte Domenico Belforte ein „halbes“ Geständnis. Im Rahmen eines verkürzten Verfahrens wurde er zu 30 Jahren Haft und sie zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.

Der grausame Mord, seine Vorgeschichte und das Motiv der Mörderin lösten weit über Kampanien hinaus tiefes Entsetzen aus.

Von: ka