Eltern mit den Zahlungen im Rückstand – VIDEO

Trauriges Mittagessen: Schulmädchen bekommt nur Thunfisch und Cracker

Dienstag, 09. April 2019 | 07:02 Uhr

Minerbe – Der Fall eines Mädchens, das sich in der Mensa im Gegensatz zu ihren Mitschülern mit einer „Armenmahlzeit“, die nur aus einer kleinen Dose Thunfisch und einer kleinen Packung Cracker besteht, begnügen muss, zieht weit über den Ort des Geschehens hinaus immer größere Kreise. Im Netz lieferten sich Gegner und Befürworter der harten Maßnahme der Gemeinde einen heftigen Schlagabtausch.

Schauplatz der traurigen Geschichte ist die Volksschule „Giacomo Zanella“ von Minerbe, einer kleinen Gemeinde in der Poebene südöstlich von Verona. Nachdem die in einfachen Verhältnissen lebenden und ursprünglich aus dem Ausland stammenden Eltern des Mädchens mit den Mensazahlungen in Verzug geraten waren und auch mehrmalige Zahlungsaufforderungen nichts gefruchtet hatten, ergriffen die Gemeindeväter von Minerbe eine drastische Maßnahme. In Absprache mit der Firma, die die Ausschreibung des Schulmensadienstes gewonnen hatte, beschloss die von der Lega geführte Gemeinde dem Mädchen nur eine „Armenmahlzeit“ zu servieren. Anstatt wie ihre Mitschüler die volle Mahlzeit zu essen, muss sich das Mädchen mit einer kleinen Dose Thunfisch und einer kleinen Packung Cracker begnügen. Wie Lokalmedien berichteten, soll das Mädchen beim Anblick ihres „Mittagessens“ und im Angesicht, dass sie anders als ihre Schulkollegen behandelt wird, in Tränen ausgebrochen sein. Laut mehrerer Zeugen war es bereits Ende des letzten Jahres zu ähnlichen Fällen gekommen. Einige Male hatten Lehrerinnen und Lehrer auf ihr eigenes Mittagessen verzichtet, um die gefüllten Teller den ärmeren Kindern zu überlassen.

Später, als der „Thunfisch und Cracker-Fall“ von Minerbe an die Öffentlichkeit gelangte, löste er heftige Proteste aus. Vizebürgermeister Massimo Momi, der in der Gemeinde Minerbe das Ressort für öffentliche Bildung innehat, stellte sich schützend vor die Entscheidung der Gemeindeverwaltung.

Massimo Momi erklärte gegenüber Medien, dass er die Entscheidung zwar „menschlich bedauerlich“ finde, er sich aber auf der anderen Seite auch „gegenüber allen Eltern, die regelmäßig die Gebühr für die Mensa entrichten“ korrekt verhalten müsse. Im selben Atemzug gab der Vizebürgermeister zu Bedenken, dass die Gemeinde bereits eine Vielzahl von Familien mit niedrigem Einkommen mit vergünstigten Mensatarifen unterstütze. Massimo Momi zählte auf, dass diese Unterstützung – darunter auch das Kind, das nur Thunfisch und Cracker erhält – in Minerbe 36 Kinder und deren Eltern betreffe, wobei für sie die Gebühr nur rund 40 bis 50 Prozent der Kosten der Mensa betragen würde. Der Vizebürgermeister wies auch darauf hin, dass die Familie des betroffenen Mädchens vor der drastischen „Thunfisch und Cracker-Maßnahme“ verschiedene Hilfs- und Arbeitsangebote ausgeschlagen habe.

Nach dem Bekanntwerden der „Thunfisch und Cracker-Maßnahme“ lieferten sich Unterstützer und Kritiker der Entscheidung der Gemeindeverwaltung von Minerbe im Netz einen heftigen Schlagabtausch. Bei allem Verständnis für die Gemeinde, die wie alle Lokalverwaltungen mit nicht selten kargen Mitteln haushalten muss, bleibt der schale Nachgeschmack, dass im Fall von Minerbe nur der einfachste und kürzeste Weg gegangen wurde. Für die säumigen Eltern wurde ein Volksschulkind bestraft, deren einzige „Schuld“ es war, zur Mittagszeit Hunger zu haben. Mit etwas Fingerspitzengefühl und alternativen Maßnahmen hätte es vielleicht vermieden werden können, ein Kind vor seinen Mitschülern zum armen Außenseiter zu machen.

Von: ka