Angst, Geldmangel, Corona-Regeln und fehlende Urlaubstage als Gründe – VIDEO

Trübe Aussichten: Die Hälfte der Italiener verzichtet auf Ferien

Donnerstag, 28. Mai 2020 | 07:02 Uhr

Rom – Die Coronapandemie verdirbt mehr als der Hälfte der Italiener den Urlaub. Wie eine im Auftrag des Vergleichsportals „Facile.it“ vorgenommene Umfrage zeigt, werden diesen Sommer rund 24 Millionen oder 55,2 Prozent der Italiener auf den sonst gewohnten Urlaub verzichten. Als Gründe nennen die Befragten die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus, Geldmangel, abschreckende und unliebsame Corona-Regeln und fehlende Urlaubstage. Von denen, die trotzdem in den Urlaub fahren werden, werden die allermeisten – neun von zehn Italienern – den Urlaub im eigenen Land oder gar in der Heimatregion verbringen.

Das, was die von „mUp Research“ und „Norstat“ im Auftrag des Vergleichsportals „Facile.it“ getätigte Umfrage zutage fördert, ist angesichts der herrschenden Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus und der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Familien wenig überraschend. Laut der Umfrage werden heuer weniger als die Hälfte der Italiener in den Urlaub fahren, was im Umkehrschluss bedeutet, dass rund 24 Millionen Bürger auf ein bis zwei ruhige Wochen am Strand oder in den Bergen verzichten werden. Diese Anzahl ist enorm und dreimal so hoch als in der Vergleichssaison 2018, als nur acht Millionen Italiener zu Hause blieben.

ANSA/TGR PUGLIA

Der Zusammenhang mit der Coronaepidemie fällt den Experten der beiden Marktforschungs- und Umfrageinstitute sofort ins Auge. 28,7 Prozent der Befragten gaben unumwunden zu, dass sie diesen Sommer zu Hause bleiben werden, weil sie Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus haben. Bei der Befragung, die bei Angabe der Gründe Mehrfachnennungen zuließ, nannten 43,7 Prozent Geldmangel als Grund für den Urlaubsverzicht. Besonders Familien – bei ihnen steigt der Prozentsatz auf 51,3 Prozent – klagen über riesige Löcher in der Haushaltskasse, die einen Aufenthalt am Meer oder in den Bergen verunmöglichen.

Dies ist keine Überraschung. Aus anderen Daten geht hervor, dass infolge der Überstellung in die Lohnausgleichskasse, des Verlustes des Arbeitsplatzes oder der zweimonatigen Schließung vieler kleiner Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe vielen Italienern schlicht das Geld für einen erholsamen Urlaub fehlt. Zur Besserung dieser schlechten Stimmung dürfte auch nicht beitragen, dass laut der Verbraucherschützervereinigung „Codacons“ aufgrund der Covid-19-Beschränkungs- und Distanzierungsmaßnahmen der Urlaub heuer 18 bis 20 Prozent teurer, als das letzte Jahr werden dürfte. Aber nicht nur die Teuerung ist ein Problem. 42,3 Prozent der Interviewten der von „Facile.it“ in Auftrag gegebenen Umfrage fühlen sich eben von diesen Beschränkungs- und Distanzierungsmaßnahmen abgeschreckt und meinen, dass sie einem erholsamen Urlaubsgenuss im Wege stünden.

Ein nicht zu unterschätzender Anteil der Befragten – 6,1 Prozent, die Millionen Italiener repräsentieren – nannte als Grund auch das Fehlen von Urlaubstagen. Da diese Bürger, bei denen es sich fast ausnahmslos um Angestellte handelt, von ihren Arbeitgebern während des Lockdowns in den „Zwangsurlaub“ geschickt wurden, fehlen ihnen im Sommer die nötigen Urlaubstage, um beispielsweise eine Woche am Meer verbringen zu können.

Facebook/Giuseppe Di Salvo – ‎Insieme per Mondello

Von denen, die trotzdem in den Urlaub fahren werden, werden die allermeisten – neun von zehn Italienern – den Urlaub im eigenen Land oder gar in der Heimatregion verbringen. Rund die Hälfte gedenkt dabei, die Region zu wechseln, während ein nicht unbedeutender Prozentsatz – 38,9 Prozent – den Urlaub in der Heimatregion verbringen will. Wenig überraschend werden die meisten Urlauber – fast acht von zehn Reisenden – mit dem eigenen Auto in den Urlaub fahren. Kaum mehr als jeweils ein Zehntel der Touristen wird laut der Umfrage für die Anfahrt die Bahn oder das Flugzeug wählen.

Auffällig ist, dass ein Fünftel der Touristen den Urlaub in der eigenen Zweitwohnung am Ferienort verbringen wird. Während rund die gleiche Anzahl von Reisenden, 22,1 Prozent, eine Ferienwohnung mieten will, gedenkt ein Drittel der Befragten, den Urlaub in einem Hotel oder einem Feriendorf zu verbringen. Der Rest verteilt sich auf Frühstückspensionen und Campingplätze.

ANSA / IGOR PETYX

Angesichts der verheerenden Zahlen sind die Sorgen in der italienischen Tourismusbranche groß. Aus Sicht des Tourismusgewerbes wird es daher umso wichtiger sein, ausländische Touristen nach Italien zu locken. Da aufgrund der Pandemie Langstreckenflüge noch lange eine Ausnahme bleiben werden, liegt das Augenmerk der italienischen Touristiker auf die europäischen – darunter besonders auf die deutschen – Urlauber.

Von: ka