Grüner Pass nur für Geimpfte? – VIDEO

„Undenkbar, mit zwei Tests pro Woche fortzufahren”

Sonntag, 24. Oktober 2021 | 08:05 Uhr

Von: ka

Rom – Der Präsident des Obersten Gesundheitsinstituts ISS, Walter Ricciardi, spricht sich dafür aus, nach einer Übergangsphase den Grünen Pass nur mehr Geimpften zu gewähren. Ricciardi, der auch als Berater des römischen Gesundheitsministeriums tätig ist, zeigt sich über die gute Lage, in der sich Italien aufgrund seiner erfolgreichen Impfkampagne befindet, sehr zufrieden, er warnt aber davor, die Gefahr, die von der neuen sogenannten Delta plus-Variante ausgeht, zu unterschätzen. Gerade auch mit Blick auf die sich möglicherweise verändernde Corona-Entwicklung mahnt der angesehene Experte dazu, die Verabreichung der dritten Dosis nicht zu vernachlässigen.

ANSA / LUIGI MISTRULLI / Walter Ricciardi

In einem Interview, das der Präsident des Obersten Gesundheitsinstituts ISS (Istituto Superiore di Sanità), Walter Ricciardi, dem italienischen Fernsehsender La7 gab, vertrat der Experte, der auch das Gesundheitsministerium berät, eine Meinung, die in Italien noch für viele Diskussionen sorgen wird.

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ISS: "GRAZIE AI VACCINI, IN ITALIA FASE MOLTO POSITIVA"L'aumento dei contagi in gran parte d'Europa dimostra che pandemia non è finita, ma la situazione nel nostro Paese ci permette di essere ottimisti. Da noi, secondo l'Istituto superiore di sanità, grazie alle vaccinazioni la circolazione del virus è più limitata.Cristiana Palazzoni per il Tg3 delle 19 del 22 ottobre 2021

Posted by Tg3 on Friday, October 22, 2021

„Weil es im Rest der Welt nicht genügend geimpfte Menschen gibt, wird die Pandemie noch Monate, wenn nicht gar Jahre dauern. Ist es daher möglich, dass ungeimpfte Personen die nächsten Monate damit zubringen, sich jede Woche zweimal testen zu lassen?”, fragt sich der Berater des Gesundheitsministers, der auf die derzeit geltenden Voraussetzungen für den Erhalt des Grünen Passes hinweist.

„Mit Blick darauf, dass es sich um einen Impfstoff handelt, den der Staat kostenlos zur Verfügung stellt, der sicher ist, der schützt sowie genügend immunisierend wirkt und der bereits an Milliarden von Menschen verabreicht wurde, ist es undenkbar. Ich sage das schon lange. Mir ist bewusst, dass es eine Übergangsfrist braucht, aber ich glaube, dass es in Zukunft genau so sein wird”, entgegnet Walter Ricciardi auf die Frage, ob in Zukunft der Grüne Pass nur mehr Geimpften gewährt werden solle.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

Ricciardi zeigt sich insgesamt über die erfolgreiche Impfkampagne und über die Vorreiterrolle, die Italien bezüglich des Grünen Passes in Europa derzeit einnimmt, sehr zufrieden. „Der grüne Pass wird jetzt in ganz Europa eingeführt. Wir sind derzeit ein Musterbeispiel dafür, wie gleichzeitig die Gesundheit und die Wirtschaft geschützt werden können”, meint der Experte.

Die relativ gute Lage, in der sich Italien derzeit befindet, so Ricciardi, könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Horizont schnell wieder dunkle Wolken aufziehen könnten. Die Gefahr, die von der neuen sogenannten Delta plus-Variante ausgeht, dürfe dem Virologen zufolge nicht unterschätzt werden. „Sie scheint gegenüber der Delta-Variante, die bereits sehr gefährlich ist, eine zusätzliche infektiöse Fähigkeit zu besitzen. Im Vergleich zum ursprünglichen Wuhan-Virus, der auf zwei Personen übertragen wurde, kann dieser auf sieben Personen übertragen werden. Diese neue Delta-Variante kommt in Italien nur sporadisch vor, aber da in Italien Flugzeuge aus der ganzen Welt eintreffen, müssen wir wachsam bleiben”, so Walter Ricciardi.

unibz

Mit Blick auf das sich möglicherweise verändernde Corona-Infektionsgeschehen mahnt der angesehene Experte dazu, die Verabreichung der dritten Dosis nicht zu vernachlässigen. Gerade das Beispiel Israels, das mit der vierten Welle zu kämpfen hat, bestätige Ricciardi zufolge die Wichtigkeit der Verabreichung einer weiteren Dosis. Da sein Schutz etwas labiler sei, gelte dies insbesondere für jene Personen, die mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson, der nur eine Einmalimpfung vorsieht, geimpft wurden. „Wir werden im Jahr 2022 eine Auffrischungsimpfung durchführen müssen”, so die Ansicht des Experten.