Doppelte Fahrerflucht: Ermittlungen wegen Mordes im Straßenverkehr – VIDEO

Unfalltod der erst zwei Monate alten Lucia erschüttert Italien

Mittwoch, 10. Dezember 2025 | 08:05 Uhr

Von: ka

Volpiano – Der Unfalltod der erst zwei Monate alten Lucia, die am Samstagabend auf der Autobahn A5 Turin–Aosta in der Nähe von Volpiano bei einem schrecklichen Auffahrunfall ums Leben kam, erschüttert Italien.

Äußerst bedenklich ist, dass weder der Unfallverursacher, der mit seinem Lieferwagen auf den Fiat 500X der 35-jährigen Mutter auffuhr, noch der Lenker eines zweiten Fahrzeugs, der das auf dem Asphalt liegende Mädchen überfuhr, anhielten, um Erste Hilfe zu leisten und die Rettungskräfte zu verständigen. Nach beiden Lenkern wird intensiv gefahndet. Technische Sachverständige versuchen auch zu ergründen, warum die Babyschale samt dem Säugling beim tragischen Unfall aus dem Auto geschleudert wurde.

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Der Verkehrsunfall, der sich am Samstagabend auf der Autobahn A5 Turin-Aosta in der Nähe von Volpiano ereignete und zum Tod des nicht einmal drei Monate alten Mädchens Lucia führte, wirft viele Fragen auf. Zunächst wurde von einem tragischen Unfall ohne Fremdverschulden ausgegangen, bei dem der Babysitz aus dem Fahrzeug geschleudert wurde. Den ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge verdichten sich jedoch die Hinweise, dass der Unfallverursacher der Fahrer des Lieferwagens war, der auf den Fiat 500X auffuhr, in dem die Mutter und das Baby unterwegs waren. Der Fahrer des Lieferwagens hielt kurz an, ergriff dann jedoch die Flucht.

Anschließend wurde das auf der Fahrbahn liegende Neugeborene höchstwahrscheinlich von einem zweiten, noch unbekannten Auto überfahren, nachdem es aus dem Fahrzeug geschleudert worden war. Die Ermittler der zuständigen Staatsanwaltschaft Ivrea verhehlen nicht die Schwere dieser polizeilichen Rekonstruktion des Unfallhergangs. Der tragische Unfalltod eines zweimonatigen Mädchens wird im Zusammenhang mit zwei unterlassenen Hilfeleistungen und zwei Fahrerfluchten untersucht.

ANSA/Alessandro Previati

Am Samstagabend gegen 20.00 Uhr geriet der Fiat 500X einer 35-jährigen Frau nach einem plötzlichen Aufprall ins Schleudern. Er überschlug sich auf der Fahrbahn, durchbrach die seitliche Hecke und kam abseits der Autobahn zum Stillstand. Vieles deutete auf einen Auffahrunfall bei hoher Geschwindigkeit hin.

Unmittelbar nach dem Unfall waren zunächst keine offensichtlichen Spuren anderer beteiligter Fahrzeuge erkennbar. Das änderte sich jedoch zwei Tage später. Bereits befragte Zeugen und erste Bilder von Autobahnüberwachungskameras bestätigten die Unfallbeteiligung eines Lieferwagens, dessen Fahrer nach einem kurzen Halt weggefahren war.

Warum der Babysitz, in dem das Neugeborene lag, aus dem Fiat 500X geschleudert wurde, ist ebenfalls unklar. Um die Gründe und Umstände zu verstehen, überprüfen die Ermittler die korrekte Platzierung, die Befestigung und die Widerstandsfähigkeit der Rückhaltesysteme der Babyschale. Dies ist eine technische Untersuchung, die Zeit in Anspruch nehmen wird und die genaue strafrechtliche Einstufung der Verantwortlichkeiten bestimmen könnte.

Derzeit wird am häufigsten die tragische Vermutung diskutiert, dass das Neugeborene nach dem Sturz auf den Asphalt von einem zweiten, noch nicht identifizierten Auto überfahren wurde. Die gesammelten Beweise deuten auf ein Fahrzeug hin, das das kleine Mädchen in völliger Dunkelheit angefahren hat. Es war in eine Decke gehüllt und aus der Entfernung kaum sichtbar. Der Fahrer hat nicht angehalten.

Andere Verkehrsteilnehmer hielten hingegen an und verständigten die Rettungskräfte. Auf der Autobahn spielten sich tragische Szenen ab. Während die Feuerwehrleute aus Turin, Volpiano und Chivasso den Unfallbereich räumten und die Fahrbahn sicherten, versuchten der Notarzt und sein Team vergeblich, das Mädchen wiederzubeleben. Der 47-jährige Vater, der zum Unfallort gekommen war, musste diese bangen Momente hilflos mitansehen.

Die Mutter wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Bereits am nächsten Nachmittag konnte sie wieder entlassen werden. Die 35-Jährige steht unter Schock und ist derzeit nicht vernehmungsfähig. Ihre Aussagen könnten jedoch entscheidend sein, um den Unfallhergang zu rekonstruieren.

Die zuständige Staatsanwaltschaft von Ivrea ermittelt wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr und Fahrerflucht. Es handelt sich um einen Fall mit erschwerenden Umständen, der die Lenker von zwei Fahrzeugen betrifft. Einerseits geht es um den Fahrer des Lieferwagens, der den Unfall verursacht und sich anschließend aus dem Staub gemacht hat, andererseits um jenen eines zweiten, bisher noch unbekannten Fahrzeugs, das das Mädchen angefahren und anschließend nicht angehalten hat. Aus juristischer Sicht kommt beiden Verhaltensweisen ein enormes Gewicht zu. Derzeit können jedoch auch andere Möglichkeiten, wie etwa plötzliche Manöver, noch unbekannte Mitursachen oder eventuelle technische Mängel des Kindersitzes, nicht ausgeschlossen werden.

Es geht nicht nur darum, den Unfallhergang zu rekonstruieren, sondern vielmehr darum, den genauen Zeitpunkt zu ermitteln, zu dem das kleine Mädchen auf tragische Weise gestorben ist. War der Aufprall auf den Asphalt tödlich oder ereignete sich die Tragödie in den Sekunden danach, als es vom zweiten Auto überfahren wurde? Diese Unterscheidung ändert zwar nichts am unvorstellbaren Schmerz der Eltern, ist aber rechtlich gesehen von großer Bedeutung.

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Der tragische Unfalltod der erst zwei Monate alten Lucia erschüttert Italien. Während die Ermittlungen voranschreiten, fragen sich viele Italiener, warum sich gleich zwei Fahrer an diesem schrecklichen Samstagabend weigerten, dem Mädchen und seiner Mutter zu helfen und die Rettungskräfte zu verständigen.

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