Von: ka
Bari – In einer Wohnung in der süditalienischen Stadt Bari ist am Montag ein neunjähriger Bub erhängt aufgefunden worden. Da der schreckliche Verdacht besteht, dass der Bub gleich wie das zehnjährige Mädchen aus Palermo Opfer einer tödlichen Challenge geworden war, eröffnete die Staatsanwaltschaft von Bari gegen Unbekannt ein Verfahren wegen Anstiftung zum Selbstmord. Auf Anordnung des ermittelnden Staatsanwalts wurden alle in der Wohnung benutzten elektronischen Endgeräte beschlagnahmt.
Laut ersten Ermittlungsergebnissen der Polizei wurde der Neunjährige, der bewusstlos an einer Kordel hing, von seinen Eltern entdeckt. Die Mutter, die selbst Ärztin ist, leitete bis zum Eintreffen des Notarztes Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Aber sowohl ihre als auch die Bemühungen des Notarztes waren vergeblich. Der kleine Bub starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Laut ersten Erkenntnissen der Polizei, die zusammen mit dem Notarztteam am Tatort eintraf, handelt es sich um einen Fall von Selbstmord. Um jedoch die genaue Todesursache feststellen zu können, wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft eine Autopsie angeordnet.
Da der schreckliche Verdacht besteht, dass der Bub gleich wie das zehnjährige Mädchen aus Palermo Opfer einer tödlichen Challenge geworden war, eröffnete die Staatsanwaltschaft von Bari gegen Unbekannt ein Verfahren wegen Anstiftung zum Selbstmord. Auf Anordnung der ermittelnden Staatsanwältin Angela Maria Morea wurden alle in der Wohnung benutzten elektronischen Endgeräte – darunter Smartphones und Computer, aber auch eine Playstation – beschlagnahmt. Alle Geräte sowie alle von ihnen im Netz hinterlassenen Spuren werden derzeit auf Hinweise auf eine mögliche Teilnahme des kleinen Buben, der von Zeugen als „ruhig und heiter“ beschrieben wird, an einer tödlichen Challenge untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei das Smartphone der Mutter, das der Bub ab und zu benutzt hatte, um auf das Internet zuzugreifen.
Ersten durchgesickerten Ermittlungsergebnissen zufolge sollen die Geräte und der Verlauf der angeklickten Webseiten bisher aber keine Hinweise auf die Teilnahme des Buben an einem „tödlichen Spiel“ erbracht haben. Zudem soll auf dem Smartphone der Mutter nicht die Applikation des Videoportals und sozialen Netzwerks TikTok, die das zehnjährige Mädchen aus Palermo benutzt hatte, um sich an der sogenannten „Blackout Challenge“ zu beteiligen, installiert sein. Die Zehnjährige hatte sich bei dieser tödlichen „Mutprobe“ bewusstlos stranguliert.
Aufgrund des Tods des Mädchens ordnete der Garant für die Sicherheit der persönlichen Daten eine bis zum 15. Februar dauernde faktische Sperre von TikTok an. Experten geben aber nicht nur den sozialen Netzwerken die Schuld. Sie warnen Eltern davor, Kindern, die jünger als zwölf Jahre alt sind, unbeaufsichtigt Smartphones oder einen anderen Zugang zum Internet zu überlassen. In diesem Sinne nehmen sie daher auch die Eltern in die Pflicht, ihre Kinder erzieherisch an die verantwortungsbewusste Nutzung des Internets heranzuführen.
Einen negativen Einfluss wird aber auch der Corona-Notlage zugeschrieben. „Das Problem hat sich durch die Pandemie verschärft, weil sich viele Jugendliche – unter ihnen vor allem Heranwachsende – in sich selbst zurückgezogen haben. In der Folge sind sie mit sich selbst und mit anderen aggressiv geworden. Die Fälle, in denen Kinder und Jugendliche sich mit Rasierklingen an Armen und Beinen selbst Schnittverletzungen zufügen, haben ebenso wie Suizidversuche, die immer öfter jüngere Altersgruppen betreffen, zugenommen“, so die traurige Bestandsaufnahme des Jugendstaatsanwalts von Bari, Ferruccio De Salvatore.