Neofaschisten „markieren“ Dutzende Türen

Unmissverständliche Drohung: „Hier wohnt ein Antifaschist“

Sonntag, 04. März 2018 | 08:00 Uhr

Pavia – Zum Abschluss des von gewalttätigen Demonstrationen und harten politischen Wortgefechten geprägten, heißen italienischen Wahlkampfs kam es in der lombardischen Kleinstadt Pavia zu einer ganz besonders verwerflichen Aktion politisch Rechtsextremer. Unbekannte Neofaschisten – als Urheber der Aktion werden Aktivisten von CasaPound oder Forza Nuova vermutet – beklebten Dutzende Wohnungstüren, Briefkästen und Hauseingänge von Linksaktivisten mit einem Aufkleber, der nur als unmissverständliche Drohung verstanden werden kann. Auf dem Aufkleber ist das mit einem Balken durchgestrichene Symbol der Antifa zu sehen, das vom Schriftzug „Qui ci abita un antifascista“(„Hier wohnt ein Antifaschist“, Anmerkung der Redaktion) umrahmt wird, abgebildet.

Facebook/Veronica Bianco

Die Aktion wurde vermutlich von mehreren Rechtsextremen in der Nacht vom Freitag auf Samstag ausgeführt. Als am Samstagmorgen die auf diese Weise „markierten“ Linksaktivisten, Politiker, Gewerkschafter und Mitglieder der Partisanenorganisation die unliebsame Überraschung entdeckten, war bald klar, dass von dieser Klebeaktion Dutzende von verschiedensten Personen betroffen waren. Selbst Kommunalpolitiker wie Giacomo Galazzo, Assessor für Kultur und Tourismus der Stadtgemeinde von Pavia, Gemeinderätin Silvia Chierico sowie der Chef des Partito Democratico von Pavia, Ottavio Giulio Rizzo, wurden Opfer des rechtsextremen Einschüchterungsversuchs. Alle Betroffenen verstanden die riesigen Aufkleber als Einschüchterung im Stil „Wir wissen, wo Du wohnst“. Auch wenn sich bisher noch keine neofaschistische Bewegung zu der Klebeaktion bekannte, kam schnell der Verdacht auf, dass hinter dem Einschüchterungsversuch militante Aktivisten von CasaPound oder Forza Nuova stünden.

Facebook/Veronica Bianco

Sowohl die direkt Betroffenen als auch linke Parteien, Gewerkschaften und Organisationen verurteilten die Aktion aufs Schärfste. Mehrere Politiker und Aktivisten forderten ein Verbot antidemokratischer, rechtsextremer Bewegungen. Besonders hart ging die lokale Sektion der italienischen Partisanenvereinigung Anpi mit der Klebeaktion ins Gericht. Auf ihrer Facebook-Seite verglich sie die neofaschistischen Aufkleber, die Linke und andere Antifaschisten einschüchtern sollten, mit der „Markierung“ und Brandmarkung jüdischer Geschäfte im Dritten Reich.

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In Pavia ist nach der Klebeaktion die Spannung stark angestiegen.

Von: ka