Spur der Verwüstung im Piemont und dem Aostatal

Unwetter in Norditalien fordern ein Menschenleben

Dienstag, 01. Juli 2025 | 10:32 Uhr

Von: idr

Bardonecchia – Heftige Regenfälle und ein über die Ufer getretener Wildbach haben am Montagnachmittag im piemontesischen Alpenort Bardonecchia ein Menschenleben gefordert. Ein 70-jähriger Mann, Franco Chiaffrino, kam dabei ums Leben. Er wurde zunächst vermisst, später fanden die Rettungskräfte seine Leiche. Es ist der erste Todesfall im Zusammenhang mit dem jüngsten Unwetter, das weite Teile Norditaliens getroffen hat.

Die Feuerwehr von Turin war ab etwa 16.00 Uhr mit zehn Einheiten im Einsatz. Neben Evakuierungen aus einem Wohngebäude mussten auch vier Personen aus ihren Fahrzeugen befreit werden, die im Schlamm eingeschlossen waren. Die Überschwemmungen waren durch die plötzliche Eruption des Frejus Wildbachs verursacht worden. Das Wildwasser riss Geröll, Schlamm und Wassermassen in Richtung Ortszentrum mit sich und verursachte nervenaufreibende Szenen.

Aus Sicherheitsgründen wurden die Staatsstraße, die Autobahnverbindung und auch die Eisenbahnlinie gesperrt. Bardonecchia war damit über Stunden vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Provinzstraße 216 im Bereich Melezet musste wegen Überflutung auf einer Länge von 500 Metern gesperrt werden.

Die Gemeindeverwaltung rief den Notfallplan aus. Flussverläufe wurden verstärkt überwacht, Bewohner und Urlauber gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen und Abstand von Uferbereichen zu halten. Bereits im August 2023 war es im selben Gebiet zu einer schweren Überschwemmung gekommen. Auch damals hatte der Frejus schwere Schäden angerichtet. Diesmal allerdings gingen die Niederschläge nicht nur in den Seitentälern nieder – mehrere Gewässerläufe waren gleichzeitig betroffen, darunter Rho, Rochemolles und Frejus.

Auch Nachbarregionen betroffen

Neben dem Piemont war auch die benachbarte Region Aostatal betroffen. In Cogne versperrten zwei Erdrutsche die Regionalstraße 47. Der Zugang zum Ort war dadurch erneut unterbrochen – genau ein Jahr, nachdem Cogne bereits nach einem Unwetter für Wochen von der Außenwelt abgeschnitten war. Das alpine Rettungsteam der Region musste mehrere Personen aus einem zwischen zwei Brückenabschnitten blockierten Auto in Sicherheit bringen.

Unwetter in Cogne
UFFICIO STAMPA REGIOVE VALLE D’AOSTA

Auch die Dolomitenregion ist vom aktuellen Schlechtwetter massiv betroffen. Am Montagabend kam es zwischen San Vito di Cadore und Cortina d’Ampezzo zu einem großen Erdrutsch, ausgelöst durch mehrstündigen Starkregen. Die Staatsstraße 51 Alemagna musste gesperrt werden. Fachleute prüfen derzeit geologische Sicherungsmaßnahmen, darunter neue Alarmsysteme und hochauflösende Überwachungskameras.

In Südtirol traf es besonders den Raum Sterzing: Heftige Gewitter mit bis zu 100 Millimetern Niederschlag in kurzer Zeit sorgten für überflutete Keller, Murenabgänge und zahlreiche Feuerwehreinsätze. Die Situation blieb bis in die Nacht angespannt.

Afrikanische Hitze in weiten Teilen Italiens

In Mittel- und Süditalien herrscht unterdessen extreme Hitze. Das afrikanische Hochdruckgebiet „Pluto“ treibt die Temperaturen vielerorts über 35 Grad. In der Lombardei wird deshalb ab morgen Außenarbeit in der heißen Tageszeit verboten – eine Maßnahme, die bis Mitte September gelten soll.

Der Zivilschutz warnt vor weiteren lokalen Unwettern in den kommenden Tagen. In den betroffenen Regionen laufen Aufräum- und Sicherungsarbeiten auf Hochtouren. Die Behörden mahnen zur Vorsicht und fordern die Bevölkerung auf, Hinweise zu Wetterlagen ernst zu nehmen.

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