Von: ka
Molveno – Ein gewaltiger Bär aus Lärchenwurzeln, der vom bekannten Land Art-Künstler Marco Martello, alias Martalar, aus Asiago hoch über dem Trentiner Touristenort Molveno erbaut wurde, entzweit die Gemüter.
Während die Familie von Andrea Papi, der im April 2023 im nahe gelegenen Val di Sole von der Bärin JJ4 getötet wurde, das Kunstwerk “eine Schande” nennt und von einer “Entscheidung ohne Feingefühl” spricht, beteuert der Künstler Martalar, dass er mit seiner Skulptur dazu beitragen wolle, “eine aufgerissene Wunde zu heilen”. Im Trentino gehen aber die Wogen hoch. “Sie wollen meinen hölzernen Bären verbrennen. Ich erhalte Morddrohungen gegen mich und meine Familie”, ist Marco Martello tief besorgt.
“Am 29. Oktober 2018 traf der Orkan Vaia den gesamten Alpenbogen im Nordosten Italiens. Die Dutzende Millionen Bäume, die innerhalb kürzester Zeit umgerissen oder entwurzelt wurden, zeigen die Macht der Natur und die Ohnmacht des modernen Menschen ihr gegenüber. In Zusammenarbeit zwischen der Gemeindeverwaltung von Molveno und der Seilbahngesellschaft Molveno-Pradel wurde ein skulpturales Werk der Land Art errichtet. Aus 2.000 zusammengetragenen Lärchenwurzeln entstand eine sechs Meter hohe und acht Meter lange Bärin. Bei ihr handelt es sich wahrscheinlich um die größte Holzskulptur der Welt. Die Bärin von Molveno ist ein Werk, das den Weg zu einem noch zu erreichenden Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, zwischen den Bewohnern dieser Berge und den Tieren, die hier leben, ebnen soll”, beschreibt der bekannte Land Art-Künstler Marco Martello, alias Martalar, aus Asiago sein Werk, das in wenigen Tagen offiziell vorgestellt werden wird.
Die Skulptur, die auf 1.550 Metern Seehöhe im Herzen des Adamello-Brenta-Naturparks aufgestellt wurde und hoch über den Trentiner Ort Molveno und seinem See thront, ist fast fertig. Der Bärin aus 2.000 Lärchenwurzeln sollen ironischerweise nur mehr die Krallen fehlen.
Schade nur, dass nach den Angriffen durch Bären die Land Art-Skulptur, die eine gewaltige Bärin darstellt, nicht nur auf Gegenliebe stößt. Als die Familie von Andrea Papi, der im April 2023 im nahe gelegenen Val di Sole von der Bärin JJ4 getötet wurde, von einem Mitarbeiter der Seilbahngesellschaft Molveno-Pradel über die Schaffung des Kunstwerks in Kenntnis gesetzt wurde, übte der Vater des Opfers, Carlo Papi, heftige Kritik. Carlo Papi, der zutiefst enttäuscht ist, nennt das Kunstwerk “eine Schande” und spricht von einer “Entscheidung, die ohne Feingefühl getroffen wurde”. Der Vater des Opfers fügt hinzu, dass er nicht den Künstler selbst, sondern seine Auftraggeber kritisiere.
Seit im Trentino die Wogen hochgehen, gerät jedoch der Land Art-Künstler selbst immer stärker ins Visier der “Bärengegner”. Der Künstler Martalar beteuert, dass er mit seiner Skulptur dazu beitragen wolle, “eine aufgerissene Wunde zu heilen”.
Leider können diesen Worten nicht alle etwas abgewinnen. Neben der Drohung, die “Bärin von Pradel” einfach abzufackeln, werden in den sozialen Netzwerken Martalar und seine Familie mit dem Tod bedroht. “Ich wünsche dir das gleiche Schicksal wie Andrea Papi”, so eine Drohung, die Marco Martello erhielt. “Auf meinem Smartphone erhalte ich immer wieder Drohungen, in denen mir und meinen Angehörigen gewünscht wird, wie Papi von einem Bären zerfleischt zu werden. Das sind kranke Leute, aber andererseits soll es auch Aufgabe der Kunst sein, Diskussionen anzuregen und die Menschen zum Nachdenken zu bringen”, erklärt der Land Art-Künstler.
Nach den ständigen Drohungen befürchtet Martalar allerdings, dass die “Bärin von Molveno” angezündet werden könnte. Vor fast genau einem Jahr, am 22. August 2023, wurde der sogenannte Vaia-Drachen, der in Lavarone aufgestellt worden war, durch einen Brandanschlag vollkommen zerstört. Das Werk wurde Anfang Juni wieder aufgebaut. Der neue Vaia-Drachen von Lavarone ist größer und gilt als schöner und eindrucksvoller als der alte.
Um Brandanschlägen vorzubeugen, wurden im Inneren der Skulptur acht automatische Feuerlöscher angebracht. Um die “Bärin von Pradel” zu sichern, wurden in der Nähe der Skulptur mehrere automatische Überwachungskameras modernster Bauart installiert. Um sie genau auszurichten und einzustellen, stiegen die Carabinieri zum Standort auf.
“Es stimmt nachdenklich und traurig, dass ein Kunstwerk, das die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur thematisiert, einen solchen Hass hervorruft und daher von den Ordnungskräften beschützt werden muss”, ist Martalar von der herben Kritik an seinem Kunstwerk enttäuscht. Niemals hätte sich der bekannte Land Art-Künstler gedacht, dass er und seine Holzskulptur in den Mittelpunkt eines “Bärenkriegs” geraten würden.
A MOLVENO ARRIVA L'ORSO VAIA, ULTIMA CREAZIONE DELL'ARTISTA VICENTINO MARTALAR Dopo il drago, la lupa e il grifone, arriva anche l’orso Vaia. Sull'altopiano di Pradèl, in Trentino, è arrivata l'ultima creazione dell'artista vicentino Martalar, che realizza animali veri e mitologici usando il legname degli alberi abbattuti dalla tempesta Vaia. A Molveno e dintorni, la presenza dell'orso è documentata da secoli.
Posted by TV33 – La vostra tv in Trentino Alto Adige on Tuesday, August 13, 2024
“Der Bär ist das Symbol der Gegend. Es ist kein Zufall, dass die Gegend, in der die Skulptur steht, Tof dell’Ors heißt. Es war leicht vorstellbar, dass es über dieses Werk zu Kontroversen kommen würde, aber Kunst muss auch zur Diskussion anregen. Wenn wir es immer allen recht machen müssen, dann können wir nur Eichhörnchen schaffen. Weil man einen gemeinsamen Nenner finden muss, war es vielleicht Absicht, die Menschen aufzurütteln. Ich habe den Finger auf einen wunden Punkt gelegt? Mir gefällt es darüber nachzudenken, dass diese Wunde vielleicht geheilt werden könnte”, findet Marco Martello versöhnliche Worte.
Erstaunlicherweise wird über den Wolf von Lagorai weit weniger kontrovers diskutiert.
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