40-Jähriger wegen Betrugs, fahrlässiger Tötung und sexueller Gewalt festgenommen – VIDEO

Widerlich: „Magier und Heiler“ nutzt Notlage seiner Opfer schamlos aus

Freitag, 12. März 2021 | 08:02 Uhr

Von: ka

Reggio Calabria – Davide De Simone, der sich selbst als „Magier“ und „Heiler“ bezeichnete, wurde von den Carabinieri der süditalienischen Stadt Reggio Calabria wegen erschwerten Betrugs, Täuschung eines Unzurechnungsfähigen, sexueller Gewalt, Hehlerei, illegalen Waffenbesitzes sowie fahrlässiger Tötung festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Dem 40-jährigen, ursprünglich aus Catania stammenden Mann wird zur Last gelegt, in seiner „Heilpraxis“ in Reggio Calabria die Hilflosigkeit und die psychische Notlage vieler Männer und Frauen schamlos ausgenützt zu haben. Zudem wird Davide De Simone beschuldigt, einen schwerkranken, später zu Tode gekommenen Mann dazu überzeugt zu haben, sich nicht operieren zu lassen und nur seinen „Heilkünsten“ zu vertrauen. Seine Frau hingegen, die als seine Komplizin gilt, wurde wegen Hehlerei verhaftet und in den Hausarrest überstellt.

ANSA/CARABINIERI REGGIO CALABRIA

Auf an Hauswänden angehefteten Plakaten und Flyern pries Davide De Simone seine „Dienste“ als „Magier und Heiler“ an. Mit salbungsvollen Worten versprach der ursprünglich aus Catania auf Sizilien stammende 40-Jährige, der in Reggio Calabria eine „Heilpraxis“ eröffnet hatte, seinen Kunden, unterbrochene Beziehungen zu kitten, ihnen zum Glück zu verhelfen, sie von Krankheiten zu erlösen, das Böse von ihnen abzuwenden und ihnen zur großen Liebe zu verhelfen. Diese Dienste ließ sich der Magier und Heiler teuer bezahlen. Er überredete seine Kunden auch dazu, bei ihm für beträchtliche Geldsummen Talismane und ähnlichen Tand zu erwerben. Wie die Carabinieri entdeckten, ist die Liste seiner Opfer sehr lang.

Einem 90-Jährigen, der seine Eheprobleme lösen wollte, nahm er die Summe von 2.000 Euro ab. Dieselbe Geldsumme musste eine junge Frau bezahlen, die sich an ihn gewandt hatte, um mit einem Zauber die Beziehungsprobleme mit ihrem Ex-Freund in die richtigen Bahnen zu lenken. Ein junger Mann hingegen, der sich vom Magier versprach, ihn von seiner „sentimentalen Klemme“ zu befreien, ließ in der „Heilpraxis“ 5.000 Euro liegen. Eine junge Frau, die kurz vor der Hochzeit von ihrem langjährigen Verlobten verlassen worden war, musste für einen „esoterischen Ritus“, der sie seiner Ansicht nach in die Lage versetzt hätte, ihren Verlobten zurückzuerobern, sogar 6.000 Euro auf den Tisch legen.

ANSA/CARABINIERI REGGIO CALABRIA

Aber der „Magier und Heiler“ begnügte sich nicht damit, seine Opfer finanziell über den Tisch zu ziehen. Während angeblicher „esoterischer Riten“ wurden mindestens drei Frauen, die sich ihm anvertraut hatten, um die große Liebe zu finden, sexuell missbraucht. Eines der Opfer erzählte den Ermittlern, dass er dies ihnen gegenüber als „durch ihn vermittelten sexuellen Ritus mit dem Heiligen Geist“ bezeichnet hätte. Trotz des Ekels und der Scham konnten sich die Frauen, die hilflos waren und sich in einer psychischen Notlage befanden, diesem „Ritus“ oft nicht entziehen. „Ich halte mich weder für dumm noch für naiv, aber in dieser Zeit habe ich den Verlust meines Bruders erlitten und mich psychologisch in einer schwierigen Lage befunden. Nur um wieder ein bisschen Unbeschwertheit zurückzuerlangen, ist es mir nicht gelungen, dem Werben des Magiers zu widerstehen“, so eine Frau, die hoffte, dank der „Riten“ ihre Ehe kitten und ihren Mann zurückgewinnen zu können.

Einen 52-jährigen Mann, der geisteskrank war, machte er gefügig, indem er ihm gegenüber damit prahlte, über übernatürliche Kräfte zu verfügen und in ständigem Kontakt mit dem „Göttlichen“ zu stehen. Davide De Simone brachte den Mann dazu, ihm jeden Monat 270 Euro seiner Invalidenrente zu überlassen und ihm einen 1.500 Euro teuren Talisman aus Eisen abzukaufen. Der 52-Jährige brach sogar seine Therapie ab, um sich vollständig dem „magischen Einfluss“ des Heilers hinzuwenden. Selbst nachdem ihm die Mediziner einen gefährlichen Mesenterialinfarkt diagnostiziert hatten, zog der 52-Jährige es vor, nur den „magischen Kräften“ von Davide De Simone zu vertrauen. Für den Magier und Heiler hätten „negative Strahlen“ seine Schmerzen verursacht, denen er sich durch Handauflegen und Erbrechen entledigt hätte. Auch den Medizinern und seinen Angehörigen gelang es nicht, ihn zur rettenden Operation zu überreden.

Als der psychisch kranke Patient sich doch zur Operation entschloss, war es bereits zu spät. Auch zwei gefäßchirurgische Eingriffe konnten sein Leben nicht mehr retten. Da aus Sicht der Ermittler der Tod des Mannes nicht zuletzt auf den Einfluss des Magiers zurückzuführen sei, wird dem 40-Jährigen deshalb neben Betrug und sexueller Gewalt auch fahrlässige Tötung zur Last gelegt.

ANSA/CARABINIERI REGGIO CALABRIA

Die Carabinieri kamen dem Magier und seiner Frau auf die Schliche, nachdem sie vom Leiter eines Postamts, dem das seltsame Verhalten des Paars aufgefallen war, einen Hinweis erhalten hatten. Als die Carabinieribeamten die beiden einer Leibesvisite unterzogen, kamen Goldschmuck, Patronen für Feuerwaffen und eine beträchtliche Geldsumme, deren Herkunft Davide De Simone und seine Frau nicht erklären konnten, zum Vorschein. Durch die folgenden Ermittlungen wurde das gesamte Betrugsnetzwerk des „Magiers und Heilers“, das unzählige Opfer umfasste, aufgedeckt. Der 40-Jährige und seine Frau werden sich vor Gericht wegen einer ganzen Reihe von Straftaten verantworten müssen.

Die hintergangenen und enttäuschten Männer und Frauen hingegen werden vermutlich noch lange unter den Folgen des betrügerischen Treibens des „Magiers“, der so geschickt darin war, die Leiden, Ängste, Hoffnungen und intimen Wünsche seiner Opfer für sich nutzbar zu machen, zu leiden haben. Beobachter meinen, dass die Covid-19-Notlage leider dazu beitragen wird, immer mehr Verzweifelte und Hilfesuchende in die Arme von Betrügern dieser Art zu treiben.