„Gläsernes Kondominium“: 56-Jähriger filmte intime Videos seiner Mieter – VIDEO

„Wir wurden im Bad und im Schlafzimmer ausspioniert“

Mittwoch, 05. November 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

L’Aquila – Ein äußerst beunruhigender Fall von Verletzung der Intimsphäre erschüttert L’Aquila, die Regionalhauptstadt von Abruzzen, und sorgt dort für große Aufregung. Die Polizei hat in fast allen Wohnungen eines Gebäudes ein verstecktes Videoüberwachungssystem entdeckt. Ahnungslose Mieter, darunter viele Studentinnen und Studenten sowie Auszubildende der Finanzpolizei, wurden durch winzige Webcams gefilmt, die in den Wohnzimmern und in einigen Fällen sogar in den Schlaf- und Badezimmern angebracht waren.

Der 56-jährige Eigentümer der Wohnungen, auf dessen Smartphone eine spezielle App installiert war, wurde wegen unerlaubter Eingriffe in die Privatsphäre angezeigt. Die Ausdehnung des Webcam-Netzwerks, das das Haus in ein „gläsernes Kondominium“ verwandelte, der Fund zahlreicher weiterer Mikrokameras in seiner Garage sowie die Sicherstellung von nicht weniger als 80.000 Euro lassen die Ermittler jedoch auf mögliche Komplizen sowie die Weitergabe der Videos an Dritte schließen. In diesem Fall müsste der Mann noch mit weit härteren strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

YouTube/Polizia di Stato

Es war der 27. Oktober, als eine junge Frau im Badezimmer der Wohnung, in der sie zur Miete lebte, beim Blick in den Spiegel plötzlich einen ungewöhnlichen Reflex bemerkte. Es dauerte nicht lange, bis während der Untersuchung des Spiegels eine Mikrokamera mit drahtlosem Sender zum Vorschein kam. Die Studentin, die durch das Geschehen sehr erschüttert war, begab sich sofort zur Quästur von L’Aquila, um den Vorfall bei der Staatspolizei anzuzeigen.

Umgehend nach ihren Aussagen nahmen die Beamten Ermittlungen auf. Nach einer ersten Bewertung der Fakten wurde beim diensthabenden Richter eine Durchsuchung der Immobilie des Eigentümers, eines 56-jährigen Mannes, beantragt, die auch die IT-Systeme umfasste. Der als dringend eingestufte Durchsuchungsbefehl wurde noch am selben Montag durchgeführt.

Bei den Hausdurchsuchungen wurde umfangreiches belastendes Material gefunden, das als entscheidend für die Anklage gegen den Mann angesehen wird. Auf dem Smartphone des Verdächtigen wurde eine Anwendung entdeckt, mit der sich die im Badezimmer der Studentin installierten Mikrokameras sowie viele weitere aktive Kameras in den übrigen Wohnungen steuern und anzeigen ließen.

Da der 56-Jährige nicht nur Eigentümer der Wohnung der jungen Frau, sondern auch aller anderen Wohnungen in dem Gebäude ist, wurden nach Benachrichtigung aller Mieterinnen und Mieter die Hausdurchsuchungen auf das gesamte Gebäude ausgedehnt. Auch in den Badezimmern der anderen Mietparteien wurden Dutzende versteckter Mikrokameras entdeckt, die ähnlich wie die vom ersten Opfer gefundene Kamera funktionierten.

Weitere Geräte, die noch versiegelt und einbaufertig waren, wurden im Auto, in der Wohnung und in der Garage des Beschuldigten sichergestellt. Zudem fanden die Polizisten nicht weniger als 80.000 Euro in bar, die nach Ansicht der Ermittler mit der mutmaßlichen illegalen Tätigkeit in Verbindung stehen könnten. Auf die Frage nach der Herkunft des hohen Bargeldbetrags konnte der Mann keine glaubwürdige Antwort geben.

YouTube/Polizia di Stato

Aufgrund der Ermittlungsergebnisse wurde der Eigentümer der Wohnungen gemäß Artikel 615-bis des Strafgesetzbuches wegen unerlaubter Eingriffe in die Privatsphäre an die Justizbehörden verwiesen. Die Polizei schließt nicht aus, dass weitere Ermittlungen seine Lage verschlimmern könnten.

Insbesondere die Ausdehnung des Webcam-Netzwerks, das das Haus in ein „gläsernes Kondominium“ verwandelte, die Tatsache, dass der Verdächtige, der eine Bar betreibt, keine Fachkenntnisse zur Installation eines solchen Netzwerks zu besitzen scheint, sowie die hohe Bargeldsumme lassen die Ermittler auf mögliche Komplizen sowie die Weitergabe der Videos an Dritte schließen.

Die Ermittler halten sich bedeckt, denken aber an mögliche Komplizen, die über IT-Kenntnisse sowie die fachlichen Grundlagen für die Installation von versteckten Mikrokameras verfügen. Damit hängt die Frage zusammen, ob die Videos aus den vermieteten Wohnungen „nur” seiner „voyeuristischen Neugier” dienten oder ob er sie weiterverkauft oder im Internet hochgeladen und so zu Geld gemacht hat. Sollte Letzteres zutreffen, müsste der Mann mit weitaus härteren strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

YouTube/Polizia di Stato

Die Ermittlungen werden fortgesetzt, um unter anderem festzustellen, wie lange die Mikrokameras bereits installiert waren. Da die betreffenden Wohnungen an Studenten und Auszubildende der Finanzpolizei vermietet waren und es naturgemäß einen hohen Mieterwechsel gab, könnten Dutzende Personen betroffen sein.

„Wir stehen alle unter Schock. Ich habe auch meine Vorgängerin auf die Mikrokameras hingewiesen“, so die Studentin, die mit ihrer Anzeige den Fall ins Rollen brachte. Nach den Skandalen um die Aufdeckung der Sexismus- und Revenge-Porno-Seiten Mia Moglie, Phica.eu und Socialmediagirls haben besonders die jungen Frauen Angst, dass intime Videos von ihnen nicht nur von ihrem Vermieter betrachtet, sondern auch ins Netz gestellt worden sein könnten.

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