Corona-Chaos in der Serie A: Juventus gegen Neapel fällt aus – VIDEO

Zwei Spieler positiv: Gesundheitsbehörde stoppt SSC Neapel

Montag, 05. Oktober 2020 | 08:01 Uhr

Neapel/Turin/Rom – Die steigende Anzahl von Neuansteckungen mit dem Coronavirus veranlasst nicht nur die römische Regierung dazu, strengere Maßnahmen zu ergreifen, sondern beginnt auch die Serie A – die höchste Spielklasse im italienischen Profifußball – ins Chaos zu stürzen.

Nachdem zwei Spieler des SSC Neapel positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, untersagten am Samstag die Gesundheitsbehörden der lokalen Sanitätseinheit von Neapel sowie die Region Kampanien der gesamten Mannschaft und ihren Begleitern, für das ursprünglich für den Sonntagabend geplante Auswärtsspiel Juventus gegen Neapel nach Turin zu reisen. Die Spieler sowie das Begleitpersonal begaben sich daraufhin in die häusliche Quarantäne.

Die Entscheidung der neapolitanischen Gesundheitsbehörden löste einen heftigen Streit aus. Es geht inzwischen nicht mehr „nur“ darum, ob das Spiel wegen Nichterscheinens auf der Spielstätte am grünen Tisch mit einem 3:0-Sieg für Juventus gewertet oder verschoben wird, sondern ob es mit einer immer größer werdenden Anzahl von Corona-Fällen überhaupt noch einen Sinn ergibt, eine Meisterschaft auszutragen.

ANSA/CIRO FUSCO

Die Nachricht, dass die neapolitanischen Gesundheitsbehörden der Mannschaft des SSC Neapel die Reise nach Turin zum Auswärtsspiel gegen Juventus untersagt hatten, schlug am Samstagnachmittag in der italienischen Öffentlichkeit wie eine Bombe ein. Nachdem zwei Spieler des SSC Neapel – Piotr Zieliński und Eljif Elmas – nacheinander positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, griffen die Gesundheitsbehörden der lokalen Sanitätseinheit von Neapel sowie die Region Kampanien durch und pfiffen die gesamte Mannschaft und ihre Begleiter, die sich bereits im Bus unterwegs zum Flughafen befanden, zurück. Die Behörden verboten es den Spielern, in das Flugzeug zu steigen, und wiesen sie an, nach Hause zu gehen und sich in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben.

ANSA/CESARE ABBATE

Da vonseiten der neapolitanischen Gesundheitsbehörden es den Spielern des SSC Neapel verboten wurde, ständig zwischen Wohnort und Trainingsstätte zu wechseln, denkt der Verein darüber nach, sich nach dem Eintreffen der Ergebnisse einer weiteren, für Montag angesetzten Testserie am Dienstagabend für ein Trainingslager in das nahe Castel Volturno zurückzuziehen. Während der Verein und die Spieler um ihre eigene und die Gesundheit der beiden positiv-getesteten SSC Neapel-Spieler bangen und sich im „Quarantäne-Trainingslager“ auf die nächsten Spiele vorbereiten, warten die Verantwortlichen des Vereins auf die Entscheidungen des italienischen Fußballverbandes.

Twitter/JuventusFC

Im nationalen Fußballverband FIGC herrscht unterdes helle Aufregung. Am Sonntag unterstrich der Ausrichter der Serie A-Meisterschaft, die Lega Nazionale Professionisti, dass die für den Sonntagabend um 20.45 Uhr angesetzte Partie Juventus gegen Neapel regulär im Spielprogramm bleibt. Damit gab die Lega Nazionale Professionisti indirekt zu verstehen, dass gemäß dem Regelwerk im Falle des Nichterscheinens einer Mannschaft die Partie mit 3:0 zugunsten der erschienenen Elf gewertet werden wird. Der Verein Juventus, der „nur“ zwei Corona-positive Betreuer aufweist, teilte mit, dass seine Elf im Stadium zugegen sein wird. Der SSC Neapel erwiderte darauf, dass er sich im Falle einer Entscheidung am grünen Tisch gegen die Verhängung einer 0:3-Niederlage vor Sport- und Zivilgerichten zur Wehr setzen wird. Am Sonntagabend waren im Turiner Stadium nur die Juventus-Spieler zu sehen.

Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, wies das römische Gesundheitsministerium darauf hin, dass es im Kompetenzbereich der lokalen Gesundheitsbehörden liegt, auf regionaler Ebene über alle Fragen, die die Handhabung von Corona-Fällen und die entsprechenden Quarantänemaßnahmen betreffen, zu entscheiden. Da die Missachtung von Anweisungen der Gesundheitsbehörden strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde, wirft dies die Frage auf, ob ein Verein, dessen Elf es untersagt wurde, eine Reise zum Austragungsort eines Spiels anzutreten, dafür mit einer Niederlage am grünen Tisch bestraft werden kann.

Twitter/JuventusFC

Umgekehrt bedarf es für die Annahme, dass das Auftreten von Corona-Fällen bei weiteren Clubs zusammen mit den daraus folgenden „Reiseverboten“ den Serie-A-Spielbetrieb ad absurdum führen würde, nicht viel Fantasie.

Daher geht es inzwischen nicht mehr „nur“ darum, ob das Spiel wegen Nichterscheinens auf der Spielstätte am grünen Tisch mit einem 3:0-Sieg für Juventus gewertet oder verschoben wird, sondern ob es mit einer immer größer werdenden Anzahl von Neuansteckungen überhaupt noch Sinn macht, eine Meisterschaft auszutragen.

ANSA/ALESSANDRO DI MARCO

Ob die Serie A-Meisterschaft mit den bisher gewohnten Einschränkungen weitergehen oder nach und nach im Corona-Chaos versinken wird, werden die nächsten Wochen weisen. Mitentscheidend dürfte dabei sein, ob es Italien gelingen wird, die Anzahl der Neuansteckungen einzubremsen.

 

Von: ka