Von: mk
Stilfserjoch – Am 21. Juni 2025 verwandelt sich das Stilfserjoch in eine Bühne für rund 300 Oldtimer-Traktoren. Die sogenannte „Oldtimer Traktor Tour“ zum Jubiläum 200 Jahre Stilfserjoch wird als traditionsreiches Alpen-Spektakel vermarktet, doch es gibt auch Kritik. „In Zeiten der Klimakrise wirkt dies wie ein rückwärtsgewandtes Schauspiel mit schwerem Beigeschmack“, findet der Dachverband für Natur- und Umweltschutz.
Zwar sind die Teilnehmer verpflichtet, 20 Liter HVO (Hydriertes Pflanzenöl) zu tanken, ein scheinbar nachhaltiger Beitrag. Doch Roland Plank, Sachverständiger für Klimaschutz beim Dachverband für Natur- und Umweltschutz, merkt an: „Der Einsatz von HVO wirkt wie ein gut gemeinter aber letztlich symbolischer Schritt, er ändert nichts am Grundproblem: Der klimaschädlichen Inszenierung mit alten Dieselmaschinen in einem ökologisch sensiblen Raum.“ Angesichts der langen Anreisen mit jahrzehntealten Traktoren und der Fahrt durch ein geschütztes Hochgebirgsgebiet bleibe der ökologische Fußabdruck beträchtlich.
Auch Elisabeth Ladinser, Vorsitzende des Dachverbands, übt deutliche Kritik: „Dass ausgerechnet zum Jubiläum einer der großartigsten Alpenstraßen eine Blechkolonne durch einen sensiblen Naturraum geschickt wird, ist ein fatales Signal. Anstatt echte Zeichen für zukunftsfähige Mobilität zu setzen, zelebrieren wir Vergangenheit mit Rußfahne.“
Aber damit noch nicht genug: Durch die Schleichfahrten der Oldtimer drohe dem Vinschgau ein Verkehrskollaps und den Anrainern stünden schlaflose Nächte bevor, warnen die Umweltschützer. „Auch die Naturkulisse des Stilfserjoch Nationalparkes wird über mehrere Tage mit Lärm beschallt, was den Wildtieren arg zusetzt und sie einem unnötigen Stress aussetzt. Es ist daher völlig inakzeptabel, dass der Nationalpark mit seinen Bewohnern von der Landesregierung und der zuständigen Behörde nicht besser verteidigt werden.“
Der Dachverband fordert, die Veranstaltung grundsätzlich zu überdenken, und appelliert an die öffentlichen Institutionen, insbesondere Gemeinden und öffentlich geförderte Tourismusvereine, sich von derartigen Events klar zu distanzieren. Andernfalls verliere die gesamte Klimapolitik an Glaubwürdigkeit.
„Eine ernsthafte Klimapolitik beginnt mit dem Mut, alte Gewohnheiten zu hinterfragen, auch wenn sie nostalgisch erscheinen“, erklärt der Dachverband in einer Aussendung.
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