Von: ka
Bozen – Am Samstag, den 26. September 2020 hat die 55. Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes, Corona bedingt im kleineren Rahmen, im Waltherhaus in Bozen stattgefunden. Geladen waren Vertreter aller 144 Schützenkompanien und -kapellen, die Ehrenmajore, die Bundesleitung sowie der Bundesausschuss. Der Versammlung ging ein gemeinsames Gebet mit Landeskurat P. Christoph Waldner OT voraus.
Autonomie ist keinen Pfifferling mehr wert
In seinem Bericht ging Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan auf die Entwicklung unserer Heimat ein: „Unsere Autonomie ist keinen Pfifferling mehr wert. Wir haben nicht mal die Befugnisse über Ampeln oder Bushaltestellen selbst zu entscheiden, geschweige denn von Umweltschutz, Gesundheitswesen, Toponomastik, Arbeitsschutz, Finanzen und vielen weiteren Bereichen. Der Artikel 19, das Recht auf Muttersprache hat keine Gültigkeit mehr, der Proporz verschimmelt im Keller des Landhauses, die Resultate des Autonomiekonvents liegen gleich daneben und mittlerweile ist es so weit, dass sich diejenigen rechtfertigen müssen die sich für die historischen Ortsnamen einsetzen. Von dieser weltbesten Autonomie sind wir gleich weit entfernt, wie ein Vorschlaghammer vom Olympiasieg im Eiskunstlauf. Die EU gibt einem Staat, der vorher schon nicht mit Geld umgehen konnte, 209 Milliarden Euro. Die EU hat sozusagen einem Drogenkonsumenten auf Entzug zwei Kilogramm Heroin geschenkt.“
Vaterland und Staatsbürgerschaft
„Und dann wäre da noch der famose Doppelpass. Die vom Naziregime Vertriebenen haben nun die Möglichkeit um selbigen anzusuchen, da ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft widerrechtlich genommen wurde. Und uns Südtirolern? Wurde uns Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft nicht auch widerrechtlich genommen? 21 Landtagsabgeordnete und weitere 30 Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben haben sich ganz klar für die doppelte Staatsbürgerschaft ausgesprochen. Unser Landeshauptmann sprach von einem Briefchen und keiner institutionellen Initiative. Bitte? Fast zwei Drittel der vom Volk gewählten Landesvertreter sind keine institutionelle Initiative? Welche Regierungsform hat Südtirol? Eine Diktatur? Und dann sollte das Ganze noch mit Rom einvernehmlich beschlossen werden? Ja, das wäre das Selbe wenn sechs Wölfe und ein Schaf darüber entscheiden sollen was es zum Mittagessen gibt.“ zeigt sich Wirth Anderlan verwundert.
Abschließend dankte der Landeskommandant den Anwesenden und kündigte einen heißen Herbst an und ein intensives Jahr 2021: „Wir sind für Aktionen gemacht! Das haben wir im vergangenen Jahr bewiesen. Das Alpenregionstreffen am 25. April 2021 wird eine Machtdemonstration werden – für unsere Werte und unseren Glauben. Beim Unabhängigkeitstag iatz! in Meran am 22. Mai 2021 werden wir erneut den Willen zur Unabhängigkeit bekräftigen und auch sonst gilt unser täglicher Einsatz für unsere Kultur, unsere Tradition, unsere Sprache und der Freiheit unserer Heimat. Vergelt‘s Gott, ich bin stolz auf euch.“
Tätigkeiten im vergangenen Schützenjahr
Bundesgeschäftsführer Major Egon Zemmer konnte auf eine umfangreiche Tätigkeit zurückblicken. Unzählige Stellungnahmen wurden veröffentlicht. Hauptthemen waren der Autonomiekonvent und die Autonomie unseres Landes, sowie tagespolitische Themen.
Großes Aufsehen erregten die überklebten deutschen Ortsnamen der Ortseingangstafeln mit „DNA seit 97J“ am 16. August 2019. Ebenfalls ein großer Erfolg war der Fackelzug für Kataloniens Freiheit in Bozen. „schicksal39.com − Option, Gehen oder Bleiben“ war die Aktion der Schützen, die mit 160 roten Koffern in den Gemeinden des Landes, an diese schwere Zeit erinnert. Als Zeichen zur Verbundenheit zum Vaterland Österreich wurde in Terlan eine überdimensionale österreichische Fahne gehisst und die inoes – Initiative Österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler ins Leben gerufen. „Das sind nur einige Aktionen und Veranstaltungen der Schützen im überaus erfolgreichen vergangenen Schützenjahr. Nun blicken wir nach vorne in das kommende Schützenjahr, voller Energie und Ideen. Wer Aufmerksamkeit will, muss neue Wege gehen. In diesem Sinne hat sich der Schützenbund einiges einfallen lassen“, schloss der Bundesgeschäftsführer seine Rede ab.
Sozialbilanz gezogen
Die Referenten Bundeskassier Major Dr. Franzjosef Roner, der Jugendreferent Major Kuno Huber, die Bundesmarketenderin Manuela Lastei, der Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung Major Renato des Dorides, der Medien- und Öffentlichkeitsreferent Major Egon Zemmer, der Bundesexerzierreferent Major Sepp Rungger, die Bundeschießreferentin Sonja Hackhofer, sowie der Ladiner Vertreter Major Emanuel Delmonego blickten in ihren Berichten auf ein umfangreiches Tätigkeitsjahr zurück und gaben Einblick in die anstehenden Veranstaltungen. Auch der Obmann des Herz-Jesu-Notfonds Paul Bacher gab Rechenschaft über die geleistete Tätigkeit.
Ernennung von Elmar Thaler zum Ehrenlandeskommandant
Die Laudatio für Thaler übernahm Landeskommandant Wirth Anderlan: „Seit 1993 ist er Mitglied der Schützenkompanie Montan, also 27 Jahre. Dort war er viele Jahre Kassier sowie Jugendreferent im Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland. Von 2001 bis 2005 war er Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung, von 2001 – 2019 war er Mitglied der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes (ganze 18 Jahre), von 2005 bis 2011 dessen ehrenamtlicher Bundesgeschäftsführer und von 2011 bis 2019 ehrenamtlicher Landeskommandant.“
Abgeschlossen wurde die 55. Bundesversammlung mit der Tiroler Landeshymne.