Von: mk
Afing – Eine geplante Beregnungs-Wasserleitung vom Sarntal nach Jenesien verläuft quer über Afing. Seit nunmehr fast zwei Jahren fordert eine Bürgerinitiative die Verlegung eines kleinen Teilstückes von circa 900 Metern (von der insgesamt 25 bis 30 Kilometer langen Druckwasser-Leitung) unterhalb der Wohnsiedlung.
„Die Politik spielt auf Zeit, hält sich nicht an Versprechen, taktiert mit Fehl- und Falschinformationen und nimmt ein privates Bodenkonsortium (JeKon) ernster als die Anliegen eines ganzen Dorfes“, kritisieren Robert Tammerle und Toni Höller, die Teil der Bürgerinitiative Afing sind. Sie fragen sich, ob einige beregnete Wiesen mehr wert seien als die Sicherheit der gesamten Bevölkerung der größten Ortschaft von Jenesien, obwohl die Bauern das Wasser auch bekommen würden, wenn die Trassenführung unterhalb des Dorfes verlaufe.
Die Gefahr lauere im Wasseraustritt, in technischen Defekten, menschlichem Versagen oder Unwettern. Ein Steinschlag im Dezember 2017 habe nicht zum ersten Mal bewiesen, dass das Gelände oberhalb des Dorfes ganz und gar ungeeignet für die Trassenführung der Beregnungs-Wasserleitung sei. Dazu kämen Ungereimtheiten bei einer parallel geplanten überteuerten Fahrradbrücke aus dem Sarntal nach Jenesien und eine zeitgleiche Verlegung der Trinkwasserleitung, meint die Bürgerinitiative.
Bürgermeister Paul Romen und JeKon-Präsident Markus Plattner hätten laut Initiative bei mehreren Bürgerversammlungen vor der Konzessionsvergabe im Oktober 2016 von einer Machbarkeitsstudie gesprochen. Die Bürgerinitiative behauptet allerdings, dass es diese Studie damals aber noch gar nicht gegeben habe und erst nachträglich erstellt, jedoch nie öffentlich zugänglich gemacht worden sei.
Die Afinger Bevölkerung sei aufgebracht und von Bürgermeister Paul Romen und Landesrat Arnold Schuler enttäuscht. 234 Bürgerinnen und Bürger der größten Jenesiener Fraktion haben sich im Sommer 2016 gegen die Verlegung einer Druckwasserleitung mit einem halben Meter Durchmesser vom Sarntal nach Jenesien oberhalb des Dorfes Afing ausgesprochen. Das sind mehr als 90 Prozent der betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner der Fraktion, die älter als 16 Jahre sind. Toni Höller von der Bürgerinitiative Afing erklärt: „Wir Afinger freuen uns, wenn die Jenesiener Bauern nach dem Bau der Leitung genug Beregnungswasser für ihre Wiesen und Futtersicherheit für ihre Tiere haben.“ Allerdings verlange die Bevölkerung gleichzeitig eine sichere Zukunft für Afing und die Verlegung eines kleinen Teilstückes der Beregnungsleitung unterhalb der Wohnsiedlung. Es handle sich dabei nur um ein Dreißigstel der gesamten Länge der Trasse vom Sarntal nach Jenesien.
Auf eine Landtagsanfrage hin verwies der zuständige Landesrat für Landwirtschaft im November 2017 auf höhere Risiken, geologische Instabilität und teilweise unüberwindbares Gelände unterhalb des Dorfes Afing. Daher sei eine Verlegung der Leitung nur oberhalb des Dorfes möglich, schrieb Arnold Schuler.
Die Bürgerinitiative betont allerdings, dass Schuler dabei vergessen habe, auf seinen eigenen Gefahrenplan zu schauen. „Ein Blick auf die Kartografie des Landes Südtirol mit den eingezeichneten Gefahrenzonen hätte genügt, um zu erkennen, dass die geplante Trasse oberhalb des Dorfes die Gefahr enorm verschärft. Laut aktuellem Gefahrenplan ist dort an mehreren Orten mit Murenabgängen und Hangrutschungen zu rechnen. Das hat sich im Dezember 2017 erneut bestätigt: Tauwetter hat genügt, um einen Steinschlag zu provozieren, obwohl es derzeit weder Bauarbeiten, noch austretendes Wasser aus einer Wasserleitung gibt. Einige Steine wurden von vorhandenen Netzen aufgefangen, andere sind glücklicherweise oberhalb der Wohnhäuser alleine zu stehen gekommen. Dieses Mal gab es keine Schäden. Bei einer Verlegung der Druckwasserleitung mit knapp 100 Litern Wasser pro Sekunde unterhalb des Dorfes wären solche Probleme ausgeschlossen, weil der Boden dort laut Gefahrenplan stabil sei und keine Häuser stehen“, erklärt die Bürgerinitiative. Die Afinger Bevölkerung sehe sich der Willkür der Politik ausgeliefert. Der Bürgermeister habe das Gespräch mit der Bürgerinitiative nie gesucht, obwohl die gesamte Bevölkerung nach wie vor geschlossen hinter ihren Unterschriften stehe.
Gleichzeitig stelle man sich in Afing die Frage, warum parallel zum Bau der Beregnungs-Wasserleitung ein Fahrradweg von Sarntal nach Jenesien gebaut werden soll. „Einen solchen hat die Bevölkerung weder gefordert, noch wurde er öffentlich vorgestellt. Finanziert wird der Fahrradweg mit Umweltgeldern, die das Land Südtirol für Fahrradwege zur Verfügung stellt. Allein die geplante Fahrradbrücke verschlingt ca. 2,5 Millionen Euro. Eine derart massive und kostenintensive Fahrradbrücke ist nur mit der daran aufgehängten schweren Druckrohrleitung der JeKon zu erklären“, vermutet die Afinger Bürgerinitiative. Diese Möglichkeit bedeute für das private Bodenkonsortium eine große Kostenersparnis, weil das teure Teilstück so mit anderen Geldern finanziert werde.
Schwer wiege laut Bürgerinitiative außerdem die Tatsache, dass die JeKon den Auftrag bekommen habe, parallel zur Beregnungs-Wasserleitung über dem Dorf eine Trinkwasserleitung nach Hinterafing zu verlegen. Die JeKon schließe das Trinkwasser aber nicht am Dorfende an, wo die Strecke am kürzesten und der Anschluss bereits vorhanden wäre. Sie erfasse das Wasser bereits zwei Kilometer vor dem Dorf und verlege es in einem zweiten Rohr auf derselben Trasse über dem Dorf wie das Beregnungswasser. Robert Tammerle und Toni Höller von der Bürgerinitiative erklären: „Was uns in Afing bleibt, sind Enttäuschung, Ohnmacht und aufgrund zweier Leitungen doppelte Angst vor dem Wasser.“