Umweltschützer appellieren an Politik

Alpentransit: „Schweiz hui, Brenner pfui“

Dienstag, 21. Juli 2020 | 16:24 Uhr

Bozen – Die Schere der Transitbelastung zwischen der Schweiz und dem Brenner geht immer weiter auseinander. Darauf macht der VCÖ in einer Aussendung aufmerksam, bei der er auch gleich zwei konkrete Forderungen stellt: die Einführung einer EU-weiten Lkw-Mindestmaut und die Abschaffung des Dieselprivilegs. Diese und weitere Forderungen hat der Dachverband für Natur- und Umweltschutz im Netzwerk der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA bereits im April an die politischen Entscheidungsträger der europäischen Alpenstaaten gerichtet. „Wir ersuchen unsere politischen Vertreter in Rom und Brüssel, sich für die von uns gestellten Forderungen stark zu machen“, erklären die Umweltschützer.

Die vom VCÖ aufbereiteten und publizierten Daten würden eindeutig zeigen: Die Schweiz hat mit einer kohärenten Bemautungs- und Verlagerungspolitik den Lkw-Transit durch die Schweiz in den letzten zehn Jahren um ein Viertel senken können. Im selben Zeitraum stieg der Lkw-Transit über den Brenner um ein Drittel. Im vergangenen Jahr fuhren damit über den Brenner bereits dreimal so viele Lasten- und Sattelzüge wie über alle Schweizer Alpenpässe zusammen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sei klar: Die Route über den Brenner sei insgesamt billiger als über die Schweiz.

„Geringere Bemautung und billigerer Diesel-Treibstoff machen für die Transporteure auch einen Umweg von bis zum 300 km pro Richtung noch lukrativ“, so die Umweltschützer. Die Forderung des VCÖ nach einer Lkw-Mindestmaut in der EU und der Abschaffung des Dieselprivilegs deckt sich auch mit den langjährigen Forderungen des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz. Damit würden endlich die Ursachen für den steigenden Lkw-Transit über die Brennerachse mit all seinen negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt wirkungsvoll bekämpft.

Mit der Überarbeitung der Eurovignetten-Richtlinie der Europäischen Union hätte man endlich auch das richtige Werkzeug in der Hand, um diese Maßnahmen gesetzlich verankert umsetzen zu können. Hierzu haben die CIPRA-Organisationen, dessen regionaler Vertreter der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist, Ende April einen Forderungskatalog zur Verbesserung und Schärfung des vorliegenden Entwurfs für die neue Eurovignetten-Richtlinie an die politischen Entscheidungsträger der Alpenländer geschickt. So ging dieser Forderungskatalog auch an die Südtiroler Vertreter in Rom und Brüssel mit dem Ersuchen, sich im Sinne des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes für diese notwendigen Verbesserungen stark zu machen – „gerade im Hinblick auf die besonders belastete Situation Südtirols entlang der Brennerroute“.

Am 28. September treffen sich die Verkehrsminister der EU unter deutschem Vorsitz. „Wir hoffen, dass bereits im Zuge dieses Ratstreffens die Weichen für eine wirkungsvolle Eurovignetten-Richtlinie gestellt werden“, so die Umweltschützer.

Von: mk

Bezirk: Bozen