Schmierereien sorgen für Empörung

„Antisemitismus nie wirklich überwunden“

Sonntag, 11. Februar 2024 | 10:24 Uhr

Bozen – Die antisemitischen Schmierereien auf dem Schaufenster einer Boutique mitten im Zentrum von Bozen rufen nach wie vor Bestürzung und Empörung hervor. Wie Südtirol News berichtete, hat sich der schwerwiegende Vorfall am Freitag unter den Bozner Lauben zugetragen.

Unbekannte hatten „Juden werden hier nicht bedient“ und „Sieg Heil“ mit dickem Filzstift auf das Fenster geschrieben. Die entsetzliche Tat wurde von Passanten entdeckt, die durch die belebte Einkaufsstraße im Zentrum der Südtiroler Landeshauptstadt schlenderten.

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Die Behörden sind informiert worden. Ermittlungen zum Urheber sind auf den Weg gebracht worden.

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Auch Elisabetta Rossi, die Präsidentin der jüdischen Gemeinschaft, hat Anzeige erstattet. „Leider ist der Antisemitismus nie wirklich überwunden worden und schwelt latent im Untergrund“, erklärt sie. Nach dem brutalen Massaker am 7. Oktober 2023, als Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen mehr als 1.200 Menschen getötet haben, ist es in ganz Europa immer wieder zu antisemitischen Vorfällen gekommen.

Guido Guido Margheri, der Präsident der Partisanenvereinigung ANPI in Südtirol, spricht auf Facebook von einem „inakzeptablen“ Vorfall. Es sei nach wie vor notwendig, „nicht gleichgültig zu bleiben und sich in jeder Weise und auf allen Ebenen dem Antisemitismus und jeglichem alten und neuen Rassismus zu widersetzen“. Gleichzeitig bekräftigt er „volle Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft“.

Die in Artikel 3 der Verfassung verankerten Grundsätze dürfen seiner Ansicht nach nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müssen stets umgesetzt werden. „Die Verantwortlichen sollen strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden und alle Organisationen, die gegen die das Scelba- und das Mancino-Gesetz verstoßen, müssen aufgelöst werden“, fordert Margheri. Während die „legge Scelba“ in Italien faschistische Symbole verbietet, stellt die „Legge Mancino“ neben Anstiftung zu rassischer, ethnischer, nationalistischer oder religiöser Diskriminierung und Gewalt auch faschistische Propaganda und das Zeigen von Symbolen faschistischer und nationalsozialistischer Organisationen unter Strafe.

Der Vorfall wiegt auch deshalb schwer, weil Bozen als Südtiroler Landeshauptstadt für kulturelle Vielfalt, Toleranz und das Überwinden ethnischer Hürden steht. In Südtirol leben selbst sprachliche Minderheiten, die in einem fremden Staat Schutz durch das Autonomiestatut und die Verfassung genießen. Unter dem Faschismus wurden die deutsch- und ladinschsprachige Gruppe stark unterdrückt.

Von: mk

Bezirk: Bozen

Kommentare
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Universalgelehrter
2 Monate 29 Tage

Nö, da wurde leider wenig gelernt. Es genügt ja zu sehen, wie viel Menschenverachtung auch hier (trotz Moderation, die ich ja nicht beneide) auch hier in manchen Kommentaren durchscheint.

So ist das
2 Monate 29 Tage

Wen wundert es, dass solche Ideologien wieder aufkeimen, wenn man bedenkt, was in der Politik im Land abgeht. 🤔

Faktenchecker
2 Monate 29 Tage

Man braucht nur hier lesen.

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