"Desinformation"

Berlin und Paris weisen Drogenvorwürfe als “absurd” zurück

Montag, 12. Mai 2025 | 16:55 Uhr

Von: APA/dpa

Nach der französischen Regierung hat auch die deutsche Vorwürfe eines angeblichen Drogenkonsums von Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Friedrich Merz entschieden dementiert. “Wir weisen diese absurde Behauptung zurück”, sagte ein Regierungssprecher am Montag in Berlin. Der Élysée-Palast hatte bereits in der Nacht auf der Online-Plattform X Verschwörungstheoretikern bei dieser Behauptung widersprochen.

“Wenn die europäische Einheit stört, geht die Desinformation so weit, ein einfaches Taschentuch als Droge auszugeben. Diese Falschinformation wird von den inneren und äußeren Feinden Frankreichs verbreitet”, hieß es in dem Post des Élysee-Palasts in offenkundiger Anspielung auf Russland und seine Unterstützer. Die führende deutsche Regierungspartei CDU stieß ins selbe Horn. “Aktuell wird von vielen Seiten versucht, die öffentliche Meinung durch Desinformationskampagnen zu beeinflussen. Feinde unserer Demokratie versuchen, gezielt die europäische Einigkeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen.”

X-Nutzer beschwerten sich, dass Posts mit dem Drogenvorfall massenhaft in ihrer Timeline aufgetaucht seien. “Wer sind diese Leute? Was ist das für eine unglaubliche Manipulation der Aufmerksamkeit?”, schrieb etwa der österreichische Migrationsexperte Gerald Knaus am Montag auf X.

Russland versucht seit Jahren, die Glaubwürdigkeit des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu untergraben, indem es ihn als kokainsüchtig darstellt. Tatsächlich wurden die nunmehrigen Vorwürfe auch von der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, aufgegriffen und verbreitet. Seit dem Brexit-Referendum ist Russland wiederholt vorgeworfen worden, über soziale Medien die öffentliche Meinung in westlichen Staaten zu beeinflussen.

“Und Juncker hatte Ischias”

Auch der Delegationsleiter der FPÖ im Europaparlament, Harald Vilimsky, teilte das Video mit dem Kommentar “Spannend…” und einem Nachdenk-Emoji auf X. In einem weiteren Post machte er sich über die Erklärung des Élysee-Palasts lustig. “Genau! Zum Schnäuzen. Und Juncker hatte Ischias”, schrieb er mit drei Lach-Emojis in Anspielung auf die Affäre rund um Alkoholvorwürfe gegen den damaligen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker im Jahr 2018.

Offen “die russische Desinformation” am Werk sah die frühere NEOS-Europaabgeordnete Claudia Gamon. “Was ist realistischer, was wahrscheinlicher? Dass Europas Spitzenpolitiker öffentlich koksen – oder dass sich einer mal schnäuzt”, schrieb sie auf X. Später postete sie ein Foto mit einem Taschentuch in der Hand und dem Kommentar: “Klar bitte hier ich und mein Koks.”

Macron war am Freitagabend gemeinsam mit dem deutschen Bundeskanzler Merz und dem britischen Premier Keir Starmer in die Ukraine gereist. Im Netz war anschließend das Gerücht verbreitet worden, Macron habe in seinem Zugabteil – als Journalisten für einen Bildtermin dazustießen – ein Sackerl mit Koks vom Tisch genommen, um es zu verstecken. Merz soll demnach seinerseits angeblich einen Löffel zum Konsum von Kokain versteckt haben.

Die geteilten Videos hatten eine geringe Qualität. Auf hochauflösenden Aufnahmen ist zu erkennen, dass der Gegenstand bei Merz ein Rührstäbchen für ein Getränk oder ein Spieß für Häppchen ist, kein Löffel.

“Vorsicht vor Manipulation”, warnte der Élysée-Palast auf der Plattform X. Das Gerücht war unter anderem auf einer Webseite verbreitet worden, die in der Aufmachung stark einer von Frankreich als Teil des russischen Propaganda-Netzwerkes identifizierten Seite gleicht.

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