Von: ka
Meran – Das ganze Land hat auf den Ausgang des spannenden Wahlkrimis von Meran gewartet. Etwas überraschend konnte sich der italienische Neueinsteiger Dario Dal Medico knapp gegen den deutschen Amtsinhaber Paul Rösch durchsetzen. Traurig ist aber, dass die bereits beim ersten Urnengang geringe Wahlbeteiligung bei der Stichwahl weiter fiel. Am Sonntag schritten weniger als die Hälfte der wahlberechtigten Meraner zur Urne.
Trotz eines teilweise hart geführten Wahlkampfes und vollmundiger Versprechen der Wahlwerbenden ließ die Wahl die Hälfte der Passerstädter kalt. Überwiegend fanden sie offenbar auch zu wenig Gründe, Paul Rösch mit einer zweiten Amtszeit zu belohnen. In Zeiten steigender Energiepreise und knapper Kassen kam Röschs Vision, Meran zu einer grünen Vorzeigestadt zu machen, offenbar wenig an. Viele werden es vielleicht mit der Angst bekommen haben, dass sie die Zeche für diese Pläne bezahlen werden. Dass es auch ein erklärter Pass-Gegner in den Rat schaffte, während altbewährte Oppositionsparteien vor der Tür bleiben mussten, dürfte auch in Bozen aufmerksam beobachtet werden.
Man mag abseits von der Passer den Wahlausgang für den Rest des Landes unbedeutend halten, aber er birgt doch gar einige Lehren in sich. In Zeiten steigender Energiepreise und schmaler Geldbeutel haben grüne Visionen wenig Spielraum. Zudem dürften harte, aber notwendige Entscheidungen viele Bürger von der Politik entfremdet haben. Das Gefühl, mit der Stimmabgabe wenig bewegen zu können, trieb viele Meraner eher zum Törggele- als zum Wahllokal. Außerdem könnte das heimische No vax-Lager zumindest in Meran seine politische Heimat gefunden haben. Letzteres dürfte weniger in der Brennerstraße als vielmehr bei der Opposition, wo fast alle um die Stimmen der Impf- und Pass-Gegner buhlen, für Stirnrunzeln sorgen.
Aber ganz besonders die geringe Wahlbeteiligung dürfte allen Demokraten zu denken geben.